Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
perverse Neigungen unterstellen. Könntest du versuchen, Benat ernst zu nehmen und zu glauben, dass er in diesem Verfahren etwas wie eine letzte Chance gesehen hat? Dass er nach den goldenen Haaren gegriffen hat, auch wenn das Gesicht, in dem sie wachsen, dir abscheulich erscheint?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ja. Ich könnte es versuchen. Aber rechne nicht damit, dass ich sehr erfolgreich sein werde.«
    Sie lachte. Erleichtert, wie ihm schien.
    »Die goldenen Haare also«, überlegte Routh. »Dafür wäre Benat auf Gadomenäa. Und du? Warum bist du hier?«
    »Ich sagte doch ...«
    »Ich meine nicht: auf Gadomenäa. In Anboleis. Oder ist das ein sayporanisches Staatsgeheimnis?«
    »Es ist kein Geheimnis. Es gibt kein Geheimnis, das in Anboleis Bestand haben könnte.« Anicee sagte: »Ich bereite mich auf meine Rückkehr nach Terrania vor. Um genau zu sein: Ich werde in wenigen Tagen zurückkehren.«
    Routh biss sich auf die Unterlippe, um nicht vor Erleichterung aufzuschreien.
    Anicee sagte: »Ich bin nicht die Einzige, die zurückgeht. Wir werden dem Solsystem von Nutzen sein.«
    »Von Nutzem?« Er lachte übermütig. »Das müsst ihr nicht. Wichtig ist nur, dass ihr wieder zu Hause seid.«
    Anicee sah ihn nachdenklich an. » Zu Hause? Ich leide keinen Mangel an Häusern. Ich komme, um mehr zu sein als zu Hause.« Sie lächelte wieder. »Vielleicht wird es meine Mission, den Menschen im Solsystem ein neues Zuhause zu geben.«
    Routh grinste schief. »Hier? In diesem Raum-Zeit-Chaos?«
    Anicee zögerte. »Lass uns Zeit. Alles wird sich klären.«
    »Ein Geheimnis in der Stadt ohne Geheimnisse?«
    »Alles wird sich klären, okay?« Sie streckte ihren Arm aus und berührte Routh sacht mit den Fingerspitzen an der Wange. Er hatte das Bedürfnis, nach ihrer Hand zu greifen, unterließ es aber.
    Anicee zog die Hand behutsam zurück. »Unser Gehirn wurde empfänglich gemacht für das Universale Spainkon.«
    Routh schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihr seid nur Spielzeug für die Auguren!«
    »Das Universale Spainkon gefährdet uns nicht. Es ist das kollektive Gedächtnis der sayporanischen Kultur, sein uraltes, alles umfassendes Archiv. Stell dir vor: Wem würde der Terranische Resident, wem würde die Regierung der LFT Zugriff gestatten auf alle ihre Informationsspeicher, auf LAOTSE, auf NATHAN, auf alle Baupläne, Protokolle und Dossiers? Dieses Vertrauen bringen die Sayporaner uns entgegen. Warum kannst du in diesem Vertrauensbeweis nichts anderes sehen als ein Attentat auf mein zentrales Nervensystem?«
    »Dafür seid ihr also in Anboleis?«
    »Ja. Hier werden die zuständigen Hirnstrukturen formatiert. Schließlich ...« Sie breitete beide Arme aus und strahlte ihn an. »Schließlich sind wir in Anboleis. In der Stadt ohne Geheimnisse.«
    »Was erhoffst du dir davon?«
    »Information? Wahrheit? Einsicht?«, fragte sie zurück. »Was sonst?«
    »Was unterscheidet dieses Universale Spainkon von anderen Informationsnetzen der Sayporaner? Der Witz eines solchen Netzes sollte doch seine allgegenwärtige Verfügbarkeit sein. Was ist das Besondere an diesem Hier und Jetzt? Warum Anboleis?«
    Sie faltete die Hände und stützte ihr Kinn darauf. Sie sah spöttisch aus, fast kindlich, ein Teenager, der einen nicht mehr ganz statthaften Streich ausgeheckt hatte. »In Anboleis gibt es ein besonderes Gebäude. Ein Daakmoy mit einer Technologie, die es befähigt, sich mit anderen Archiven zu vernetzen.«
    »Zu nicht sayporanischen Entsprechungen«, erriet Routh.
    Anicee nickte.
    »Ein Spionagesystem«, vermutete Routh.
    Sie seufzte leise. »Nennen wir es lieber: eine informationsarchäologische Technologie.«
    »Aha.« Routh schaute sie forschend an.
    »Das Spainkon hat Kontakt zu einem ganz besonderen Hort von Informationen erhalten. Zu einem Archiv, das lange eingekapselt oder bewusstlos war.«
    »Und das jetzt erwacht ist. – NATHAN?«
    Anicee schaute Routh verblüfft an. »NATHAN? Nein. Zu einem Archiv, das bedeutend älter ist als das Mondgehirn. Unvorstellbar begabter als NATHAN. Das helfen wird, den Raum, in dem wir leben, zu einer echten Heimat zu transformieren. Ihn zum Neuroversum zu erheben.«
    »So?«, fragte Routh. »Was meinst du damit?« Er hatte diesen Ausdruck schon einmal gehört.
    Die Haarkünstlerin, erinnerte ihn Puc. Sie hat vom Erwachen des Neuroversums gesprochen.
    Anicee sagte: »Ich weiß es nicht. Ich weiß es noch nicht. In ein paar Tagen jedoch werde ich es wissen. Ich werde meine Neuformatierung

Weitere Kostenlose Bücher