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PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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abschließen und in den Daakmoy Spainkaud gehen. Dort werde ich in das restlos eröffnete Universale Spainkon tauchen.«
    »Warum sollten die Sayporaner es dir anvertrauen? Gerade dir?«
    »Weil sie mir vertrauen?«, fragte Anicee.
    Routh nickte. »Sicher.« Ihm kam eine fast wahnsinnige Idee. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mir dieses sagenhafte Gebäude ansehe?«
    »Nein.« Anicee schüttelte – ohne das Kinn von den Händen zu heben – den Kopf. »Ich habe keine Geheimnisse.«
    »Und die Sayporaner?«
    »Ach die«, sagte Anicee merkwürdig gedehnt. »Komm. Ich erkläre dir und deinem pucsüchtigen Gehirn den Weg dorthin.«

Das Universale Spainkon
     
    Noch im Lift hatte er das Schemenkleid wieder angelegt. Der Junker am Eingang des Geschlechterturms reagierte nicht, als Routh ihn passierte.
    Er musste weniger als eine Stunde gehen.
    Der Daakmoy Spainkaud war wie alles in Anboleis auf seine Art atemberaubend. Er bestand – nach Pucs Zählung – aus fünfzehn bernsteinfarbenen Würfeln, jeder von ihnen mit einer Kantenlänge von knapp unter 80 Metern. Mit insgesamt 1200 Metern Höhe war er bei Weitem nicht der größte der Stadt. Aber er wirkte wie der labilste von allen. Die Kuben ruhten nicht um einen gemeinsamen Schwerpunkt wohlgeordnet übereinander, sondern es lag der jeweils obere bloß auf einem Eckpunkt des unteren. Es war, als hätte ein Kind gleich große Bauklötze zu einem Turm aufeinandergesetzt, der im nächsten Moment haltlos zusammenstürzen müsste.
    Selbstverständlich fiel nichts. Die Kuben verharrten in ihrem unmöglichen Gleichgewicht.
    Routh umrundete das Gebäude. Eine Tür oder ein Tor war nicht zu entdecken. Aber auf zwei gegenüberliegenden Seiten stürzte ein Wasserfall in ein quadratisches Becken. Das Wasser fiel in verschiedenen Abschnitten mit einer jeweils eigenen Geschwindigkeit: da wie im Zeitraffer, dort unendlich langsam. Die Gischt war staubfein.
    Routh betrachtete das Schauspiel. Ohne die Lippen zu bewegen, artikulierte er: »Es gefällt den Sayporanern, über alle Natur zu triumphieren. Sie prägen allem das Siegel ihres Geistes auf.«
    Puc ließ die Bemerkung unkommentiert. Siehst du die flachen Steine knapp unter der Wasseroberfläche des Bassins?
    »Glatt. Wie poliert.«
    Schau auf den Abstand, den sie zueinander halten. Auf ihr Muster.
    »Nah beieinander«, sagte Routh. »Es sind Schrittsteine.«
    Vermutlich.
    »Der Wasserfall ist das Portal.«
    Das denke ich auch.
    »Man wird mich also auf jeden Fall sehen, wenn ich hindurchgehe. Spätestens wenn ich durch den Wasserfall gehe. Schemenkleid hin oder her.«
    Ja.
    Routh zögerte. Er schaute in Richtung Banteira. Die Sonne stand schon tief. »Ich warte bis zum Einbruch der Nacht.«
    Die Nacht, der Schutzpatron der Diebe. Was für ein Einfall. Bei Zeus, großer Bruder! Puc verlieh seinem Gesicht einen leicht snobistischen Hauch und hob prostend das Glas.
    »Keine gute Idee?«
    Ich weiß es nicht, bekannte Puc. Vieles auf Gadomenäa macht mir den Eindruck, wir befinden uns im Allerheiligsten der sayporanischen Zivilisation. Auf einer Insel der Seligen. Wer hierhin gelangt, hat alle Wächter überwunden, alle Brücken passiert und sogar das Totengericht überstanden. Weitere Kontrollen finden nicht statt.
    »Das wäre ein Glücksfall.«
    Bauen wir nicht darauf. Vielleicht stehst du längst unter sayporanischer Aufsicht, ohne es bemerkt zu haben.
    »Gibt es Hinweise darauf?«
    Nein. Vielleicht ... Er unterbrach sich mit einem vagen Schwenk des Glases.
    »Vielleicht was?«
    Auf Terra wärst du alarmiert, wenn jemand in deine Wohnung eindringen würde: ein Mensch. Ein Tiger. Ein Skorpion.
    »Natürlich.«
    Aber wenn nun nicht Tiger und Skorpion vorbeischauten, sondern ein Schmetterling?
    »Du meinst: Für die Sayporaner bin ich möglicherweise nur ein harmloses Insekt oder etwas in der Art?«
    Etwas in der Art.
    Die Möglichkeit, den Auguren als zu harmlos zu erscheinen, um überhaupt registriert zu werden, machte ihn wütend. Er überprüfte den Sitz des Schemenkleides und betrat den ersten Stein. Die Fläche stand nicht mehr als einen Fingerbreit unter Wasser. Sie war nicht glatt, nicht glitschig. Schritt für Schritt ging er auf den Wasserfall zu.
    Endlich hindurch.
     
    *
     
    Er durchsuchte die Stockwerke der ersten fünf Kuben und fand keine Spur wovon auch immer. Die Etagen standen restlos leer. Dem Boden waren nicht einmal Schlafkuhlen eingeprägt. Die Luft war wärmer als draußen, etwas musste sie temperieren. Aber

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