PR 2646 – Die Tage des Schattens
verkaufen wir ihn nur flaschenweise, und er ist nicht ganz billig.«
»Das macht nichts.« Toufec blickte sich scheinbar suchend um. »Leider fehlt mir eine Dame ... Oh, hallo. Würdest du ein Glas mit mir trinken?«
Sie verzog den breiten Mund, was ihrem an sich hübschen Gesicht etwas Raubfischartiges verlieh. »Drei Punkte auf der zehnteiligen Skala herausragend öder Anmachsprüche. Aber warum nicht, äh ... Toufec? Ist das dein Name?«
Er hob das Schildchen, das er um den Hals trug, hoch, damit sie es besser lesen konnte. »Er bedeutet sinngemäß: Ich werde gewinnen.«
»Soso. Du liebst starke Ansagen, hm?«
»Wer nie liebte und nie jagte, nie den Duft der Blumen suchte und nie beim Klang der Musik erbebte, ist kein Mensch, sondern ein Esel.«
Abermals fletschte sie die Zähne. »Was bist du, eine Art Prophet?«
Der Barkeeper hatte ihnen eine Flasche und zwei Gläser hingestellt. Toufec schenkte ein. Sie stießen an und nippten.
»Ich heiße übrigens Susi.«
»Nein. Du heißt Phaemonoe Eghoo.«
»Verflixt, ertappt.«
»Auch Kameltreiber schauen Trivid.«
»Recht so, sonst wäre ich arbeitslos. Falls du vorhast, mich abzuschleppen, schmink es dir ab. Dein ohnedies übermäßig ausgeprägtes Ego wird's verkraften, wenn ich dir eröffne, dass du ganz sicher nicht in meinem Bett landen wirst. Keine Chance, Junge; nicht mit diesem Kratzebart.«
Er breitete die Arme aus. »Ein gutes Gespräch in der Stunde der Not ist mehr wert als jegliche Fleischeslust. Sagt der Narr, der nichts vom Leben weiß.«
Sie lachte schallend. »Originell bist du, das muss ich dir lassen, und auch recht schnuckelig, abgesehen von deinen Gesichtsborsten. Aber aus uns beiden wird trotzdem nichts.«
»Wollen wir wetten?«
Einen Anflug von Ärger in der Stimme, entgegnete sie: »Hör zu, Toufec, der fast immer Gewinnende. Auch wenn ich nicht von einem langen Tag müde wäre und mich nach Schlaf sehnte, würdest du mich mit solchen Macho-Sprüchen vergraulen. Wer kein Narr bleiben will, sollte beizeiten lernen, dass immer zwei dazugehören, kapiert? Und zwar zwei, die einander auf Augenhöhe begegnen.«
»Ich möchte dir nur etwas schenken, Sprecherin der Regierung.« Toufec überreichte ihr eine Weihrauchperle. »Dies – und einen freundschaftlichen Rat.«
»Hä? Was soll das sein?«
»Olibanum. Schweiß der Götter.«
»Apropos, hat dir schon mal jemand nahegelegt, ein Deodorant zu verwenden?«
»Niemand, der bei Sinnen bleiben will, bekämpft die Natur.«
Sie leerte ihr Glas in einem Zug. »War nett, dich kennen gelernt zu haben.«
»Ganz meinerseits.«
Die Zielperson ordnete ihre volle blonde Haarpracht, glitt vom Hocker, winkte dem Barkeeper zu und ging.
Sich an ihrer schwingenden, wohlgeformten Rückenpartie erfreuend, sagte Toufec: »Unsere Wege werden sich wieder kreuzen, Phaemonoe. Spätestens im Dolan-Memorial-Park. Aber gib auf dich acht, komm der Tanzfläche nicht zu nah!«
Er erhielt keine Antwort.
Zufrieden widmete Toufec sich dem Eiswein, der wirklich gar nicht übel schmeckte.
*
Fydor Riordan hatte seine Agenten in Stellung gebracht. Ein Großaufgebot der schlagkräftigsten Leute riegelte, nach allen Regeln der Kunst getarnt, das Museum der Unerklärlichen Funde ab.
Beim Ellert-Mausoleum lauerten nur die Stille Ve und er selbst. Sofern man es »lauern« nennen konnte. Gänzlich unverkleidet schlenderten sie nebeneinander her und umkreisten ein ums andere Mal die kleine metallische Pyramide, die den Schacht zur Gruft versiegelte.
»Was macht dich so sicher, dass der Schatten hier auftauchen wird?«, rang sich nach einer langen Weile des Schweigens Ve Kekolor, die Telepathin, Fydors engste Vertraute, zu einer Frage durch.
»Wenn ich ihn richtig einschätze, und dessen bin ich mir ziemlich sicher, riecht er den Braten. Er weiß, dass wir ihn in eine Falle locken wollen. Andererseits kann er aber auch nicht gut verweigern. Ich habe ihm den Fehdehandschuh hingeworfen ...«
»Was?«
»Ihn herausgefordert. Geht er nicht darauf ein, leidet sein Ruf, den er eben erst etabliert hat. Dass er mit uns verfahren kann, wie es ihm grade gefällt.«
Die Stille Ve sagte nichts, sondern rümpfte nur die Nase.
»Du meinst«, interpretierte Fydor, »der Truppenaufmarsch drüben am Museum sollte ihm als lohnenderes Ziel erscheinen, von wegen ›viel Feind, viel Ehr‹? So hätte ich bis vor Kurzem auch gedacht. Aber unser Freund ist anders gestrickt. Er hält sich für superschlau, immer einen Schritt
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