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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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– oder tausche sie gnadenlos aus, falls du ihrer überdrüssig bist.
    Stell sie vor das Rätsel ihrer Existenz: Warum sie leiden und früh verwelken müssen, obwohl du sie immerfort in Wohlbefinden baden könntest. Warum du immer neue Krankheiten für sie erfindest, sie von zahlreichen Seuchen dahinraffen lässt, statt sie einfach einzufrieren in einem einzigen, statischen, ekstatischen, perfekten Moment der Glückseligkeit ...
    Misch dich unter sie, einzeln oder in Massen. Sprich zu ihnen, stifte ihnen Wegweiser, Testamente, heilige Bücher voller Unsinn und Verheißungen, die nicht einmal du selbst deuten könntest.
    Weide dich an ihrer Verwirrung! Amüsier dich über die komischen, bejammernswert täppischen Anstrengungen, deine Zuneigung zu gewinnen, vor deinem strengen Angesicht zu bestehen ... Während du dir kaum das Lachen verkneifen kannst, das ultimate Lachen, das sie hinwegspülen würde wie eine Sintflut, auslöschen wie einen schon im Ansatz verworfenen Gedanken.
    Küre dir Favoriten, die du noch ärger triezen kannst als die blöde Durchschnittsware. Versprich ihnen, dass sie berufen sind, einen Sinn zu erkennen in all den Widersprüchen.
    Und dann, kurz bevor sie dir auf die Schliche kommen könnten, ändere erneut die Regeln inklusive der so genannten Naturgesetze. Ein Fingerschnippen genügt.
    Bring deine glühendsten Anhänger dazu, dich zu hassen und zu verleugnen! Zwing andererseits die ärgsten, ach so kritischen Frevler dazu, in Todesangst vor dir auf die Knie zu fallen ...
    Wie apart, dass sie ihre ganze spärliche Kreativität darauf verwenden, dir Hymnen zu komponieren! Oder umgekehrt, Pamphlete zu verfassen, geharnischte Lästerschriften, die dich leugnen und doch nur Bittgesuche sind, dich endlich zu zeigen, dich ihnen ein einziges Mal zu offenbaren, ihnen zu erklären, wer sie sind und was sie denn noch tun könnten, um deine Gunst zu gewinnen ...
    Du kannst ihnen Hoffnung geben, ihnen die Aussicht auf ein besseres Nachleben vortäuschen im Moment des Verlöschens, der Annullierung. Dies ist deine Welt, dein unbegrenzter Kosmos.
    Wenn du willst, kannst du sie einbetten in ewige Agonie. Oder du gaukelst ihnen vor, sie dürften zu deinen Füßen hocken und Anteil haben an deiner Allmacht.
    Alles verstehen und alles begreifen ...
    Gerechtigkeit ist keine Kategorie. Pflück dir extra die dümmsten, stumpfsinnigsten, am grausamsten verblendeten Exemplare heraus und lass sie schmoren in deiner grandiosen Liebe, auf immerdar. Dabei werden leichte, ausgesucht köstliche Imbisse serviert und euphorisierende Getränke, aber ohne jegliche unangenehme Nachwirkungen.
    Sonderangebot, nur kurze Zeit gültig: Bei Buchung der Himmelreich-Expansion erhältst du gratis eine komplett ausgestattete Hölle dazu!

8.
    Tag der Wiederkehr
     
    Der Dolan Memorial Park lag im Stadtteil Garnaru. Er war kreisrund, üppig begrünt und durchmaß fünf Kilometer.
    Das eigentliche Denkmal bildete ein schwarzer, zu einem Viertelkreis geschwungener Kunstbasaltmonolith, siebenhundert Meter lang und fünfzig hoch. Mit goldenen Lettern waren darauf über zwei Milliarden Namen verewigt, in Erinnerung an die bei den Dolan-Angriffen ums Leben gekommenen Terranerinnen und Terraner.
    Von der Pressetribüne aus, die in knapp einem Kilometer Entfernung vom Monument errichtet worden war, ließ Phaemonoe Eghoo ihren Blick über den Platz schweifen. Ihr Dokutaph, ein positronisch unterstütztes Aufzeichnungsgerät, sendete automatisch alles, was sie sah, an ihren Speicher im Sender SIN-TC. Aufnahmeoptik und Mikrofon aus swoonscher Produktion befanden sich in dem »Dritten Auge«, das Phaemonoe auf der Stirn trug.
    Nötigenfalls konnte sie über das Solare Informations-Netzwerk Terrania City sofort eine Live-Übertragung freischalten. Derzeit war diese Leitung im Stand-by-Status. Phaemonoe würde sie nur benutzen, falls in ihrer unmittelbaren Nähe etwas wirklich Außergewöhnliches geschähe.
    Ansonsten hatte sie vor, die Live-Berichterstattung den Kollegen zu überlassen. Eine persönliche Dokumentation wollte sie jedoch sehr wohl anfertigen. Das war sie sich und ihrer Reporterehre einfach schuldig.
    Die lose über den Park verstreuten Zuschauertribünen füllten sich allmählich, desgleichen die Arenen rings um die zahlreichen kleinen Bühnen, auf denen diverse Unterhaltungskünstler um die Gunst des Publikums buhlten. Gastronomiezelte vervollständigten den Volksfest-Charakter, den die Gesamtanordnung erzielen sollte.
    Phaemonoes

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