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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Anregungen waren weitgehend aufgegriffen worden. Sogar bei der Auswahl des Platzes hatte sie sich durchgesetzt.
    Dieser Ort, hatte sie argumentiert, erinnerte an den Wiederaufbau Terranias und des Solaren Imperiums nach dem verheerenden Angriff der Zweitkoordinierten mit ihren Dolan-Schiffen. So konnte die Rückkehr der jungen Terraner ebenfalls als Beginn eines Neuaufbaus verstanden werden.
    Kurz dachte Phaemonoe zurück, wem sie diese Idee verdankte: dem merkwürdigen Möchtegern-Propheten, der im Paukentheater-Club mit ihr zu flirten versucht und ihr ein Weihrauchkörnchen aufgedrängt hatte. Wie war noch gleich sein Name? Toufec, oder?
    Egal. Es ging langsam los. Aus Richtung der Solaren Residenz näherte sich ein Konvoi aus Gleitern, deren Stummelflügel das Wappen der LFT zierte.
    Phaemonoe blendete die Nebengeräusche aus und zeichnete einen Kommentar auf. »Soeben treffen die Ehrengäste ein. Mehrere Regierungsmitglieder haben ihr Kommen zugesagt ...«
     
    *
     
    Die Gleiter landeten auf einer durch Absperr-Prallbänder freigehaltenen Fläche neben dem größten Zelt.
    In diesem pagodenartigen Bauwerk, das einen achteckigen Grundriss aufwies, war das Transit-Parkett installiert worden – mit welchen Mitteln, verbarg die wie Perlmutt schimmernde, für Phaemonoes Aufnahmegerätschaft undurchdringliche Plane.
    Das von den Sayporanern Gnauplon genannte Zelt wurde von der kaum sichtbaren Kuppel eines Paratronschirms überspannt. Außerdem war an jeder der acht Ecken ein zweieinhalb Meter hoher, auf Antigravfeldern schwebender Kampfroboter vom Typ TARA-VII-UH postiert.
    Die Ungetüme, deren vier Waffenarme mit je einem Thermo-, einem Intervall- und zwei Kombistrahlern bestückt waren, störten das friedliche Gesamtbild, fand Phaemonoe. Aber diesbezüglich hatte sie bei Fydor Riordan auf Granit gebissen.
    Es handle sich immerhin um eine Art Staatsakt, hatte er gemeint, da sei ein Mindestmaß an Sicherheitsvorkehrungen wohl selbstverständlich. Und er hatte süffisant hinzugefügt: Ob sie denn außerdem nicht wisse, dass die Bezeichnung für diese Roboter auf die »Taras« zurückginge, überaus beliebte und mächtige Schutzgöttinnen des tibeto-buddhistischen Pantheons?
    Riordan war ihr alles andere als geheuer. Einerseits wirkte er so unscheinbar und blass, als wäre er gar nicht körperlich vorhanden, sondern ein leicht ausgebleichtes Holo.
    Dann wieder schien ihr, als stecke etwas von ihm in allem hier, in jedem TARA, in jedem Meter holografischer Begrenzungsbanderole. Ganz zu schweigen von den Eingreiftruppen und Sicherheitssystemen, die unter Garantie in reicher Anzahl am Gelände oder nahebei verborgen waren. Bei Riordan liefen alle Fäden zusammen, er hielt sie in der Hand und würde nicht zögern, daran zu ziehen.
    »Die Würdenträger steigen aus«, schilderte Phaemonoe. »Ich erkenne Isabelle Jordan, die Residenz-Ministerin für Mutantenfragen, begleitet von ihrer Assistentin Ve Kekolor. Innenminister Hermon Draft ... Und da ist auch Henrike Ybarri, die Erste Terranerin.«
     
    *
     
    Während das Gros der Regierungsmitglieder der Ehrentribüne zustrebte, ging Ybarri in ihrer charakteristischen Art, sich wie schwerelos zu bewegen, zu einer der »Begegnungsinseln«. Damit brachte sie zum Ausdruck, dass sie primär als Mutter gekommen war.
    Auf die Inseln der Begegnung war Phaemonoe Eghoo nicht wenig stolz. Es handelte sich um kleine Gruppen von Stehtischen und Sitzgelegenheiten, die durch Sträucher und Paravents teilweise abgeschirmt wurden und so eine gewisse Intimsphäre boten.
    Simulierten, wäre die bessere Formulierung gewesen. Denn für die unzähligen über den Park schwirrenden Kameradrohnen stellten das bisschen Blattwerk und die niedrigen Wände keine ernsthafte Hindernisse dar.
    Aber es ging schließlich darum, ein Ereignis, das in aller Öffentlichkeit stattfand, möglichst privat erscheinen zu lassen. Was, wie Phaemonoe aus langjähriger Erfahrung wusste, die Sache fürs sensationslüsterne Massenpublikum umso interessanter machte ...
    31 solche Begegnungsinseln waren zwischen den Zelten, Bühnen und Tribünen eingerichtet worden. In jeder würde einer der sehnlich erwarteten Rückkehrer Gelegenheit finden, zuallererst seine Angehörigen zu begrüßen und einige Worte mit ihnen zu wechseln.
    Phaemonoe versprach sich davon berührende Momente. Überdies wurde durch die kaum überblickbare Vielfalt der Schauplätze kaschiert, dass die erste Gruppe von Neuformatierten nur aus 31 Personen

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