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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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voraus. Kann er haben. – Kennst du das Tormann-Dilemma?«
    Die Stille Ve wäre ihrem Spitznamen nicht gerecht geworden, wenn sie geantwortet hätte.
    »Kommt aus dem klassischen Fußball. Bei diesem blöden, archaischen Gekicke wird nicht selten ein Match per Elfmeterschießen entschieden. Der Torhüter hat laut Statistik die beste Chance, den Ball abzuwehren, indem er einfach stehen bleibt. Allerdings sieht er besser aus, wenn er sich in eine Ecke wirft. Der Schütze weiß das natürlich auch.«
    Ve Kekolor verschob eine Augenbraue um etwa zwei Millimeter nach oben.
    »Ja, so geht das immer hin und her in den Köpfen der beiden. Ein endloses Nerventheater. Aber irgendwann muss der Elferschütze anlaufen und den Ball treten.«
    Wozu redete er eigentlich? Sie konnte seine Gedanken lesen, sobald er die Mentalstabilisierung fallen ließ.
    Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass wir es mit einem Insiderjob zu tun haben. Also Renegaten in der Raumflotte, im TLD oder TIPI ... Vielleicht kocht auch der alte Adams wieder mal sein eigenes Süppchen.
    Die Stille Ve wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen.
    Dass die Nanoagenten, die der Schatten eingesetzt hat, höchstwahrscheinlich nicht terranischen Ursprungs sind, muss kein Widerspruch sein. Vor der Versetzung des Solsystems hatten die Erwähnten reichlich Gelegenheit, an Fremdtechnologie zu gelangen. Allen voran Homer G. Adams ...
    So viele Möglichkeiten waren zu bedenken, so viele Fronten zu überwachen ...
    Die Fagesy hat der Schatten bereits mehrfach abgekanzelt. Zuletzt hat er den Raumschiffen unserer Gönner den Stinkefinger gezeigt. Was will er noch veräppeln – oder besser gesagt: wen?
    »Dich.« Wenn die Stille Ve etwas von sich gab, dann keine Silbe zu viel.
    Exakt. Und hier bin ich, auf dem Präsentierteller. So, genug jetzt. Ich will deine Konzentration nicht länger stören. Er wird kommen, so sicher wie das Amen im Gebet.
     
    *
     
    »Da ist was«, sagte Ve.
    »Ja?«
    »Eine mentale Präsenz. Aber ich kann sie nicht lesen.«
    »Wieso nicht?«, hauchte Riordan, bis zum Zerreißen gespannt.
    »Weil ... sie oder er oder es ... schon wieder weg ist.«
    »Was hast du vernommen?«
    »Einen Gruß.«
    »Einen Gruß? Für wen?«
    »Weiß nicht. «
    »Alle Himmel! Drück dich genauer aus, verdammt noch mal!«
    »Eine Verhöhnung liegt darin.«
    »Worin?« Fydor geriet, das hielt er sich sehr zugute, selten aus der Fassung. Aber diese elende Prozedur, bis man der Telepathin etwas entlockt hatte ...
    »Dort drin.«
    An der Spitze der Pyramide hatte sich ein schmutziger Fleck gebildet, eine Art Abschattung im Glanz der Fassade. Riordan und Ve Kekolor schwebten hinauf, die Antigravaggregate ihrer Kampfanzüge auf geringste Leistung drosselnd.
    Per Funk befahl er den Reservetruppen, weiterhin die Position zu halten. Nichts deutete darauf hin, dass ihr Eingreifen vonnöten sein würde.
    Oben angekommen, sahen sie ein Behältnis; einen Korb aus geflochtenen Weidenruten. Und darin lag ...
    »Ein Tier«, sagte Fydor. »Ein Neugeborenes, ganz frisch geschlüpft.«
    Große Teilflächen der Hautoberfläche waren noch von Schleim bedeckt. Die Flanken bebten. Das Tier reckte den Schädel, nieste und entrang seinem wackeligen Hals ein erbärmlich anmutendes Blöken.
    »Ein kleiner, junger weißer Esel«, sagte Fydor Riordan. »Findest du das witzig?«
    Die Stille Ve nickte.
     
     
    Traumangebot Nr. 598:
    Aus dem Vollen schöpfen
     
    Du bist der Quell, der Ursprung allen Lebens.
    Aus dir heraus erschaffst du eine Welt, ganz nach deinem Gutdünken. Du gestaltest sie, wie es dir gefällt, und bevölkerst sie mit Wesen, gescheit genug, dass sie dich anbeten und dir zur Unterhaltung dienen.
    Aber auch nicht zu klug, sonst wenden sie sich von dir ab (siehe Kapitel zwölf des Manuals, »Das Licht der Aufklärung und wie man es wieder abschattet«).
    Alles liegt bei dir. Jeden Parameter kannst du einstellen, jeden Vorschlag der Hilfsprogramme nachbessern.
    Steht dir der Sinn nach einem Volk von Clowns? Von tumben Tollpatschen, die ständig übereinanderstolpern, einander mit Sahnetorten bewerfen?
    Nur zu! Alles ist erlaubt. Du machst die Regeln. Du schreibst die Gesetze und Gebote, niemand sonst.
    Außer du aktivierst die Polytheismus-Funktion. Dann treten beliebig viele Mitregenten auf – die selbstverständlich deiner Kontrolle unterliegen.
    Schenk den Geschöpfen Frieden und Luxus, solange du die langweilige Harmonie erträgst. Schick ihnen Katastrophen, um sie aufzuscheuchen

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