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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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auf Pneumoliegen gebettet, umgeben von Medorobotern und massenhaft weiterem medizinischen Gerät. Nichts bewegte sich. Der Moment schien eingefroren.
    »Sie schlafen immer noch«, stellte Bully fest.
    »Ja«, sagte Kirte Otorongo. Der Chefmediker des Kastells war fast zwei Meter groß und klapperdürr. Man hätte ihn für einen Ara halten können, wäre seine Haut nicht pechschwarz gewesen.
    Wie meist steckte Otorongos linke Hand in einem Medo-Operator, mit dem er diagnostizieren, Medikamente generieren und sogar kleinere Eingriffe vornehmen konnte. Oder, wie in diesem Fall, mit OTHERWISE kommunizieren, der Biopositronik des Kastells in der Matrix von Neo-Ganymed.
    Otorongo summte leise eine komplizierte Melodie, brach unvermittelt ab und sagte: »Ihr Zustand ist unverändert stabil. Sie befinden sich in einem künstlich induzierten Tiefschlaf, aus dem wir sie nicht erwecken können. Immerhin besteht keine akute Lebensgefahr.«
    »Aber sie wachen nicht auf.«
    »Leider nein.«
    23 Menschen lagen dort unten in absoluter Quarantäne. Es handelte sich um die Besatzungsmitglieder der BOMBAY, die ein von Don Monwiil angeführtes Kommando aus dem infiltrierten EXPLORER-Schiff geborgen und mit der LADY LAVERNA ins Kastell gebracht hatte.
    Dabei waren sie von Kriegsgaleonen unbehelligt geblieben. Offenbar hatten die Fagesy nach der Eroberung Terras jegliches Interesse an der BOMBAY verloren.
    »Wie stehen die Chancen, ein Gegenmittel zu entwickeln?«
    »Es ist uns gelungen, einige der Nano-Maschinen zu extrahieren, die das künstliche Koma hervorrufen. Sie werden untersucht. OTHERWISE ist daran beteiligt und, wie mir scheint, recht fasziniert von den Maschinchen.«
    »Diese Nano-Apparate sind makellos, ein technisches Wunder«, erklang die Stimme der Biopositronik. »Merkwürdig, dass die Fagesy sie an Bord ihrer Galeonen haben.«
    »Wieso?«, fragte Bully.
    »Der Unterschied im Technologielevel sticht ins Auge. Zwischen den Galeonen und ihren Schall- und Blendwaffen auf der einen Seite und andererseits der Perfektion der Nano-Maschinen liegen Welten. Äonen. Universen.«
    »Verstehe. Wie kommt ihr mit der Auswertung voran?«
    »Wir werden uns ein wenig in Geduld fassen müssen, bis wir ihnen wirksam begegnen können. Aber haben wir Aufbau und Funktionsweise erst einmal vollständig durchschaut, könnte dies die terranische Technologie ein schönes Stück voranbringen.«
    »Möglich. Fürs Erste wäre ich schon damit zufrieden, wenn ihr Oberst Nuruzzaman, Aiden Cranstoun und die anderen von der Schlafkrankheit heilt.«
    »Wir geben unser Bestes.«
    »Seltsam – mir ist in meinem ganzen langen Leben noch kein Arzt begegnet, der etwas anderes behauptet hätte.«
     
    *
     
    Wenigstens ein Patient im Medo-Annex des Kastells machte Fortschritte: Nachtaugs Beisohn, der Utrofar.
    »Weiter auf dem Weg der Besserung«, sagte Kirte Otorongo. »Zwar bereitet die Versorgung seines Torsos noch gewisse Probleme; aber dafür, dass wir es mit einer uns bis dato vollkommen unbekannten Lebensform zu tun haben, kommen wir recht gut voran.«
    Nachtaugs Beisohn war die Galionsfigur einer Sternengaleone gewesen. Aus seinen bisherigen Äußerungen ging hervor, dass er sich sehr stark mit dem Ovoid-Raumer identifiziert hatte.
    Die Vermutung lag nah, dass Utrofaren eine wichtige Funktion der Schiffsführung ausübten. Ob als Pilot, Navigator, Bordintelligenz oder eine wie auch immer geartete Mischung davon, war noch nicht bekannt.
    »Unser riesenhafter Patient wurde bekanntlich von seinem ›Tresor‹, einer Art Verbindungsmodul zum Schiffsrumpf, vollständig abgetrennt und dafür an ein terranisch-araisches Medoterminal angeschlossen. Dieses Terminal ist am Kreislauf des Utrofaren beteiligt. Wir tüfteln noch an der Feinabstimmung, aber er ist zweifelsohne über den Berg.«
    »Gute Arbeit!«, lobte Bully. »Ihr habt ein kleines Wunder vollbracht.«
    »Zu viel der Ehre. Unter uns, wir hätten keine Chance gehabt, ließe sich nicht Nachtaug Beisohns Körper so verblüffend gut mit Maschinen kombinieren. Als hätte die Evolution die Utrofaren geradezu für eine kybernetische Lebensweise präpariert!«
    »Wenn's denn die Evolution war ... Wann werden wir ihn verhören können?«
    »Auch in seinem Fall gilt: Bitte noch ein wenig Geduld. Er schläft sehr viel, und es ist unklar, ob das Wenige, was er in den kurzen Wachphasen von sich gibt, Erinnerungen an reale Erlebnisse oder an Träume sind.«
    »Anders ausgedrückt, damit lässt sich momentan nicht

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