PR 2648 – Die Seele der Flotte
Medolabor. Maschinen summten, Lichter blinkten. Eine Zentrifuge drehte sich auf einem spindelförmigen Tisch. Ein Laser schoss in rhythmischem Abstand blaue Strahlen auf einen faustgroßen Kristall, der in einem rundum geschlossenen Glasbehälter lag.
»Wieso ist hier alles ...«, begann Rhodan.
Der andere fiel ihm ins Wort und beendete seinen Satz: »... energetisch aktiv? Weshalb sollte es das nicht sein?«
»Warum hast du mich ...«
»... hierher geführt? Sagte ich das nicht? Ich muss deine Ausrüstung überprüfen, denn du bist Ramoz und bist es nicht.«
Wieder kam sich Rhodan vor, als wäre er der Held in einem bizarren Spiel.
Der Oracca deutete auf einen Tisch, dessen Zweck auf den ersten Blick zu erkennen war. Dort wurden Operationen durchgeführt. »Leg dich hin.«
»Was hast du vor?«
»Leg dich hin. Bitte.«
Rhodan zögerte.
Der Kuttenträger schob die Kapuze über den ausgemergelten, skeletthaften Schädel zurück. Fahle Haut kam zum Vorschein. Sie spannte sich wie dürres Pergament, das jeden Augenblick zu zerreißen drohte, über der kaum sichtbaren Nase. Die Augen wirkten winzig in viel zu großen Höhlen.
Er sprach kein Wort, doch diesmal konnte Rhodan nicht widerstehen. Gehorsam trat der Terraner an den Tisch, setzte sich auf die Kante und legte sich hin.
An der Decke über ihm hingen ein Dutzend und mehr unterschiedlich große Kisten, die meisten quaderförmig. Eines dieser Behältnisse klappte auf, und aus dem Inneren entfalteten sich zwei tentakelartige Metallarme. Aus der Spitze des einen schob sich ein fingerdicker Bohrer. Die Spitze rotierte surrend.
Eine bläuliche Flüssigkeit tropfte von dem Bohrer; wo einer der Tropfen die Spitze erreichte, wurde er zerrissen und als feiner Nebel nach allen Seiten geblasen.
Gleichzeitig bildeten sich aus der Oberfläche des Operationstisches energetische Schlaufen, die sich um Rhodans Arme und Beine legten und außerdem den Kopf fixierten.
Der Bohrer senkte sich ihm entgegen, knickte ab, näherte sich dem Gesicht. Genauer: dem rechten Auge.
Rhodan versuchte sich zu lösen, den Kopf zur Seite zu reißen. Sein Herz schlug wie rasend. Die rotierende Bohrerspitze kam näher, wirkte mit einem Mal riesig.
»Wenn ich dich narkotisieren würde«, sagte der Oracca gelassen, »könntest du die Bedeutung dieses Vorgangs nicht verstehen. Aber ein Implantat ist unerlässlich.«
Die Spitze war nur Zentimeter von Rhodans rechtem Auge entfernt. Der Terraner schloss das Lid, drückte den Kopf fester auf die Unterlage, gewann einen, vielleicht zwei Millimeter.
»Aber das weißt du ja«, fuhr der Kuttenträger fort. »Nicht wahr, Ramoz?«
»Ich bin nicht Ramoz!«, schrie Rhodan. Entsetzliche Angst peitschte Adrenalin durch seine Adern. Was hatte er gedacht? Dass dies ein Traum oder ein Spiel wäre?
Nein, bei Weitem war es das nicht. Leider nicht. Der Schmerz würde nur allzu echt sein ...
6.
Oracca-Luxus
und wie man ihn ausnutzen kann
Ramoz getötet zu haben fühlte sich im Nachhinein gut an. Numenkor-Bolok wusste, dass es kein Fehler gewesen war, im Gegenteil.
Er stand allein gegen mehrere andere, und nur einer konnte gewinnen.
Nur einer würde überleben.
Nur einer konnte am Ende die Herrschaft über MIKRU-JON und über diese gesamte verborgene Flotte übernehmen.
Richtig?
Richtig, dachte er. Woher dieser Gedanke kam, wusste er allerdings nicht. Von ihm selbst? Von diesem skelettartigen Fremden, den er im Holo beobachtet hatte? Von Mikru, die ein letztes Mal aufbegehrte und ihn womöglich verwirren wollte?
Er schob derartige Überlegungen beiseite. Es gab Wichtigeres. Er sehnte sich danach, zu MIKRU-JON zurückzukehren. Dort war seine Heimat, nicht in diesem fremden Raumer mit seinen kuppelartig gewölbten Korridor-Decken und den Liegestätten, die an den unmöglichsten Stellen auftauchten.
Der Lare eilte voran, suchte stets nach einem Lebenszeichen von Perry Rhodan, Nemo Partijan oder einem der anderen, die inzwischen womöglich ebenfalls unterwegs waren. Sie waren die Konkurrenten, die es auszuschalten galt. Mit etwas Glück würde es immer so einfach sein wie im Fall von Ramoz: Ein gezielter Schlag, und er konnte sich dem nächsten Problem zuwenden.
Numenkor-Bolok irrte durch eine Unzahl von Gängen und betrat schließlich einen Raum von den Ausmaßen einer Lagerhalle. An den Wänden stapelten sich Kisten, die aussahen, als wären sie aus uraltem Holz gefertigt.
Etwas zog ihn an, er versuchte einen der einzeln stehenden Behälter zu
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