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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Ramoz. Wo war er? Warum tauchte er nicht endlich auf?
    »Bring mich zu den Kristallen!«, forderte er. »Dort werde ich die Ordnung wiederherstellen.«
    Wieder lachte der Kuttenträger mit dem schabenden, knarrenden Geräusch. »Das kannst du nicht.«
    »Damit magst du recht haben. Aber wenn ich es nicht vermag, dann doch mein ... Freund. Ich bin nicht Ramoz, aber ich weiß, wo du ihn finden kannst.« Hoffentlich.
    »Du irrst dich«, behauptete der Oracca. »Du bist Ramoz, ob es dir und mir gefallen mag oder nicht. Sieh dir doch nur ...«
    »Ich habe mein Spiegelbild gesehen!«, unterbrach Rhodan unwirsch. »Aber es entspricht nicht der Wirklichkeit!«
    »Du irrst dich«, wiederholte der andere ungerührt. »Sieh dir dein Auge an. Der Kristall ist perfekt.«
    Eben nicht, schoss es Rhodan durch den Sinn. Er hatte es eben doch selbst deutlich gesehen – er sah aus wie Ramoz, aber er trug keinen Augendorn!
    Als er zum zweiten Mal in den Spiegel schaute, erwartete er fast, nun doch den bizarren Metallstab aus seinem Auge ragen zu sehen, aber ihm blickten zwei intakte, unversehrte Augen entgegen. Nur dass es nicht seine eigenen waren.
    Was sollte er nun tun? Wie sich dem Oracca gegenüber verhalten? Gab es in dieser unwirklichen Umgebung Gesetze, die den Fortgang der Dinge bestimmten? Und wenn ja, wie konnte er sie brechen und das Zepter der Handlung an sich reißen?
    »Bring mich zu den Kristallen!«, wiederholte er seine Forderung. »Dann wird sich alles klären!«
    Sein Gegenüber zögerte nur noch kurz. »Nun gut«, sagte der Oracca. »So sei es.«
     
    *
     
    Der Oracca führte Rhodan durch endlos wirkende Gänge. Sie kamen quälend langsam voran, weil sie keine Hilfsmittel nutzten. In einem großen Raumschiff wie diesem waren die Wege zu Fuß weit.
    »Kann es nicht schneller gehen?«, fragte der Terraner.
    »Jeder Vorgang hat seine Gesetze. Noch ist nichts entschieden. Es gibt die Zeit zum Handeln, es gibt die Zeit zum Warten, es gibt die Zeit zum ...«
    »Ich verstehe«, log Rhodan, um die sich abzeichnende Litanei abzukürzen.
    Sie passierten eine Nische, hinter der eines der breiten Betten stand. Sie war mit einer halb spiegelnden, gläsernen Scheibe verschlossen. Darin betrachtete Rhodan sein Gesicht – oder das von Ramoz. Nach wie vor fehlte der Augendorn, sonst handelte es sich um eine perfekte Kopie. Kurze orangefarbene Barthaare wucherten über dem Kinn.
    Gerade wollte er weitergehen, als sich das Abbild unvermittelt änderte.
    Nemo Partijan blickte ihn an, mit einem überzeugten und selbstsicheren Lächeln.
    Rhodan blinzelte, und der Moment war vorüber.
    Er ging weiter, folgte dem Oracca, der inzwischen mit seinen langsamen Schritten einige Meter vorausschlurfte.
    Kurz darauf folgte eine weitere Nische, ebenfalls mit einer Scheibe verdeckt. Perry Rhodan stockte der Atem, als er sich selbst darin sah, die graublauen Augen, die dunkelblonden Haare, die Narbe auf dem rechten Nasenflügel, die weiß aus der gebräunten Gesichtshaut hervorstach.
    Dennoch stimmte etwas nicht. Er sah an sich hinab, dann an seinem Spiegelbild. Es war wie eines der alten Rätselbilder für Kinder: Der Kosmokrat Taurec hat alles ein wenig durcheinandergebracht – findest du die sieben Fehler in der rechten Kopie? Nur dass es keine sieben, sondern nur einen Fehler gab.
    Wenn er an sich hinuntersah, trug er den Anzug der Universen über dem SERUN, im Spiegelbild gab es nur den SERUN.
    Die Wirklichkeit bricht auseinander, dachte er. Wir versinken alle in der Eiseskälte der ewigen Stasis. Vielleicht fühle ich mich nur deshalb gegen die Kälte resistent, weil sie mich längst gefressen hat.
    Das Bild verschwand und wich dem Anblick des leeren SERUNS, ohne irgendjemanden, der ihn trug. Im nächsten Augenblick schaute Ramoz ihn an, verwirrt und ängstlich, wie er manchmal als Tier geschaut hatte. Nein, mehr als das – die Augen wirkten, als wäre Ramoz bereits tot, und für einen Augenblick glaubte Rhodan in eine hässliche, zertrümmerte Fratze voller Blut zu blicken, die sich über das intakte Antlitz schob.
    Es ging zu schnell, als dass er Einzelheiten erkennen konnte, aber der Anblick traf ihn bis ins Mark.
    »Wolltest du nicht, dass es schneller geht?«, rief der Oracca. »Warum bleibst du also stehen? Wir haben unser Ziel bald erreicht.«
    Rhodan ging nachdenklich weiter, warf aber noch einmal einen Blick über die Schulter zurück auf die Glasscheibe. All das behagte ihm nicht. Würde er zu sehen sein? Ramoz? Nemo

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