PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
blassgrün färbte. Dies war der einzige Luxus, den er sich jemals leistete. Ansonsten bestand er darauf, ein ähnlich asketisches Leben wie seine Untergebenen zu führen.
Er legte den Kopf weit in den Nacken und schloss die Augen. Er sah die BASIS vor sich – beziehungsweise das, was von dem riesigen Raumschiff übrig geblieben war. Die Teile unterschiedlicher Größe wurden allesamt von bläulich-transparenten Schutzschirmen eingefasst, über deren Natur die Badakk keine Auskunft geben konnten.
Die Wissenschaftler hatten sich auf Floskeln wie: »Es gibt gewisse Ähnlichkeiten zu leistungsstarken Transit-Überladungsfeldern, wie sie von unseren Zapfenraumern eingesetzt werden« zurückgezogen.
Die sonst so schlauen Badakk waren also verunsichert. Sie wollten nicht akzeptieren, dass sich die Technik der Terraner ihrem Zugriff entzog, und je länger sie sich mit dem Unbekannten beschäftigten, desto größer wurde die Aufregung in den Kreisen dieser eigentlich nüchtern eingestellten Lebewesen.
Kaowen empfand eine gewisse Schadenfreude. Sie war kontraproduktiv, gewiss; aber ihr Versagen würde den Badakk deutlich machen, dass auch sie Grenzen zu akzeptieren hatten.
Vor wenigen Tagen hatte bei den BASIS-Teilen ein Prozess der neuerlichen Zusammenführung eingesetzt. Objekte berührten sich, entfernten sich wieder voneinander, um sich dann wieder anzunähern. Mitunter wirkte diese Zusammenführung wie ein Tanz, dessen Teilnehmer immer wieder die Partner wechselten und sich zögerlich da und dort berührten, um dann, wenn sie endlich den richtigen Gefährten herausgepickt hatten, einen Akt der Verschmelzung zu vollziehen, einem Geschlechtsakt nicht unähnlich ...
Wann hatte er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen? Und er meinte nicht diesen farblosen, unaufgeregten Standard-Sex, den die Bordkombinate vermittelten und den er nur deshalb ausübte, um keine bösen Gerüchte über einen Mangel an Potenz aufkommen zu lassen. Selbst auf derartige Dinge musste ein Protektor achten, wollte er nicht an Autorität verlieren.
Nach wie vor verhinderten die blauen Schutzschirme, dass Zapfenraumer oder Beiboote in die BASIS-Teile vordringen konnten. Alle QIN SHI unterstehenden Einheiten waren ausgesperrt. Sie konnten einige Vorgänge im Inneren der Schirme in der Normaloptik verfolgen und dank komplizierter Messmanöver ergründen. Mehr war trotz aller Anstrengungen nicht möglich.
Gut hundert Raumer der QIN-SHI-Garde lagen auf der Lauer. Sie warteten geduldig, von Kaowen mit genauen Instruktionen versehen. Es war ihnen – vorerst – untersagt, einen konzertierten Angriff durchzuführen. Mithilfe massiven Dauerfeuers würden sie die gegnerischen Schutzschirme vielleicht überwinden können; doch die Gefahr, das Multiversum-Okular und den Anzug der Universen dabei zu vernichten, war einfach zu groß.
»Sand absaugen!«, befahl er der Fitness-Automatik. Der virtuelle Trainer gehorchte, binnen weniger Sekunden war Kaowen gereinigt und trocken geföhnt.
Er fühlte sich besser als zuvor. Die Verspannungen in seinem Körper waren kaum mehr zu spüren. Ein Gefühl der Leichtigkeit und Unbeschwertheit erfasste ihn, wie immer, wenn er die auf ihn zugeschnittenen Programme durchlaufen hatte.
Zwei Stunden waren vergangen, seitdem er den Kommandoraum verlassen hatte. Schnell informierte er sich über die Fortschritte bei der Zusammenführung einzelner Flottenteile. Sie ging rasch vonstatten, vieles lief plangemäß. Es geschahen Fehler, gewiss, doch diese mussten bei jedem logistischen und strategischen Aufwand mit ins Kalkül gezogen worden.
»Blick auf die BASIS-Teile!«
Mehrere Holoprojektionen zeigten das zerfallene terranische Raumschiff aus unterschiedlichen Perspektiven. Kaowen meinte, auf einen Blick erkennen zu können, dass einige Teile der BASIS miteinander verschmolzen waren.
»Zeig mir die abgestellten Kristallkugeln!«
Ein Bildschwenk brachte zwei der leuchtenden Objekte in den Fokus der Betrachtung. Ihr Blau kontrastierte mit dem der terranischen Schutzschirme. Es wirkte kräftiger und gesünder.
Eben nahm ihr Zerlegungsprozess seinen Anfang. Die beiden Kugeln faserten in eine Vielzahl an Splittern auf. Der Vorgang würde einige Minuten in Anspruch nehmen, zumal Kaowen einen Zerfall bis in Staubkorngröße befohlen hatte.
Um die Wirkung, die von den Chanda-Kristallen ausgeht, möglichst breit streuen zu lassen, rief er sich seine Gedankengänge in Erinnerung.
Gespannt sah er zu, wie die Teilung der
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