PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
wahrscheinlich hatten sie damit gerechnet.
Was wären wir bloß ohne sie? , fragte sich der Protektor nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Ihr abstraktes Denken befähigt die Badakk, Techniken zu verstehen und zu entwickeln, auf die wir sonst niemals Zugriff bekommen hätten.
Andere Holos zeigten ihm, was im Inneren der Hohlkugel vor sich ging. Starke Traktorfelder, deren energetische »Abmischungen« immer wieder modifiziert und den Bedingungen angepasst wurden, griffen nach den BASIS-Fragmenten. Diese Versuche waren nur teilweise von Erfolg gekrönt. Wiederholt entzogen sich die Teile des terranischen Schiffs dem Zugriff und bewegten sich weiterhin aufeinander zu, um sich zu berühren, sich abzutasten und nach Verschmelzungspunkten zu suchen. Die Zug- und Traktorfelder der Zapfenraumer schienen keinerlei Einfluss auf das Geschehen zu haben.
Lywena verlagerte sein Körpergewicht unruhig von einem Bein aufs andere. Der Adjutant hatte sich längst noch nicht so unter Kontrolle, wie es bei einem Protektor der Fall sein musste. Seine Bewegungen wirkten nun fahrig, und er ließ sich auf Diskussionen mit seinen Untergebenen ein.
Er hat ausgezeichnete Anlagen. Es stellt sich die Frage: Soll ich ihn fördern – oder ihn klein halten? Hat er eine Chance verdient? Ist er ausreichend integer, oder wird er mir in den Rücken fallen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt?
Kaowen konnte sich selbst nicht erklären, warum seine Gedanken immer wieder zu Lywena abglitten. Seine ganze Aufmerksamkeit musste den Vorgängen rings um die BASIS gelten. Wollte am Ende gar QIN SHI, dass er sich um diesen potenziellen Nachfolger kümmerte? Zwang ihn die Superintelligenz in einem besonderen perfiden Spiel, seinen eigenen Nachfolger auszusuchen und auszubilden, weil sie ihn nach Abschluss der Invasionsbemühungen endgültig abservieren wollte?
Kaowen erhielt keine Antwort. Der QIN-SHI-Anteil in ihm blieb ruhig.
Die beiden Wolken, die aus den ehemaligen Kristallkugeln entstanden waren, vereinten sich nun. Sie umschlossen die BASIS zur Gänze.
Der Protektor fühlte wachsende Erregung. Würde der Plan aufgehen? Waren die Überlegungen der Badakk schlüssig gewesen?
Er wartete.
Minutenlang.
Nichts geschah.
Kaowen zwang sich, einen Schluck vom Vitaminsaft zu nehmen und die Holos vor ihm mit der notwendigen Gelassenheit zu betrachten. Die Eroberung der BASIS war unabdingbar; doch die Vorbereitungen bedurften eines völlig klaren Kopfs.
Selbst die mächtigsten Befehlshaber der xylthischen Vergangenheit hatten Niederlagen erleben müssen, das Scheitern war ein Teil des Daseins eines Militärs.
Lerne aus deinem Versagen und mach es das nächste Mal besser. So stand es in den Lehrbüchern, und so hatte es Kaowen stets beherzigt. Nun – Lywena schien die alten Meister nicht oder nur wenig gelesen zu haben. Er lief blaugrün an, nestelte mit den Fingern am Kragen seiner Uniform umher und schimpfte über andere Adjutanten. Er war mit seiner Weisheit offenbar am Ende.
Die Badakk hingegen blieben ruhig. Wie immer. Ihr rätselhaftes Verhalten entzog sich jeglicher Beurteilung. Verbindungsoffiziere in allen Flottenteilen bemühten sich zwar redlich, eine vernünftige Verständigung zwischen den Badakk und den Vertretern anderer Völker herzustellen, aber auch sie scheiterten oftmals.
Kaowen richtete seine Aufmerksamkeit auf Datenreihen, die in einen weiteren Schirm eingeblendet wurden. Sie zeigten, was die Bilder nicht darzustellen vermochten und er nicht mehr für möglich gehalten hätte. Die BASIS-Teile setzten sich in Bewegung! Sie gehorchten dem von der Kristallwolke vorgegebenen Bewegungsvektor, als wollten die einzelnen Elemente unter allen Umständen verhindern, mit den Splittern in Berührung zu kommen.
Noch war die Geschwindigkeit gering, das Konvolut bewegte sich bloß mit wenigen Metern pro Minute vorwärts. Doch es wurde allmählich rascher, eingefasst von Myriaden leuchtender und blinkender Splitter.
Kaowen fühlte Befriedigung. Umso mehr, als auch QIN SHI ihn spüren ließ, wie sehr er mit dem Erfolg dieses Experiments zufrieden war.
Die BASIS-Fragmente unternahmen so etwas wie einen Ausbruchsversuch. Es war, als würden die Teile ein Eigenleben entwickeln. Gespannt beobachtete Kaowen, wie die Kristallsplitter sich darauf einstellten, gesteuert von den Badakk, wie sie da ein etwas dichteres Geflecht ausbildeten, um dort eine Stelle etwas auszudünnen. Es war wie ein Spiel oder ein Tanz, wie er ebenso in strategischen
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