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PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

Titel: PR 2649 – Die Baumeister der BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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austobte.
    Der Protektor taumelte einem Abgrund an Schmerz entgegen, stürzte in die Tiefe, in ein Reich des Feuers und abgrundtiefer Kälte, in dem ihn Empfindungen erwarteten, die für einen Geist wie den seinen viel zu intensiv, viel zu tief greifend waren. Er gab auf, überantwortete seinen Geist dem Wahnsinn.
     
    *
     
    Teilchen glitt zu Teilchen. Sie erzeugten einen Flecken, der wiederum zu einem anderen fand. Querverbindungen entstanden, Ideen und Gedanken verbanden sich zu Erinnerungen, die vorerst keinen Sinn ergaben. Doch allmählich entstand die Landkarte von Kaowens Geist von Neuem.
    Zeit verging, während er ruhig blieb. Er versuchte sich zu erinnern und sich zu finden, und als es ihm endlich gelang, wünschte er sich, dies niemals getan zu haben.
    Kaowen hatte sich in einem Wesensbereich aufgehalten, in dem er nichts zu suchen gehabt hatte. QIN SHI hatte ihm einen Einblick in sein Wesen gestattet. Nichts von ihm war hängen geblieben; er hatte ihn lediglich an seinen schrecklichen Lebensumständen partizipieren lassen. An einem Leid, das auf Kaowens Versagen gründete. Weil er es nicht geschafft hatte, die Weltengeißel zu füttern und eine Aktivierung zu bewirken.
    Der Protektor meinte, etwas wahrzunehmen. – Wie hieß das Wort noch gleich? Ach ja: Er sah. Er blickte um sich, hatte endlich wieder ein Fenster zur Außenwelt und konnte diesem schrecklichen Eingesperrtsein in seinem Inneren entkommen.
    Es dauerte eine Weile, bis er wieder roch, fühlte, schmeckte und hörte – und bis er seine Sinneswahrnehmungen so weit synchronisiert hatte, dass er sie wieder richtig zuordnen konnte.
    Er wollte sich hochrappeln. Aufstehen und QIN SHI beweisen, dass er kräftiger war, als die Superintelligenz womöglich angenommen hatte. Er stützte sich hoch – und rutschte mit den Händen aus, in einer blaugrünen Flüssigkeit, die sich warm anfühlte.
    Er schwamm in Blut. In seinem eigenen. Es quoll aus den Augenwinkeln, aus den schmalen Nasenlöchern, aus dem Mund – und aus offenen Wunden an seinem Körper, die er sich offenbar selbst zugefügt hatte.
    Kaowen drehte sich zur Seite, um QIN SHIS überdimensioniertes Gesicht – sein eigenes Gesicht! – nochmals in Augenschein zu nehmen. Es blickte streng auf ihn herab, ohne Mitleid oder Erbarmen. Es blieb unbeeindruckt von der Qual, die er eben durchlebte.
    Der ehemals perfekte, in der Zeit eingefrorene Tropfen bekam Risse und Sprünge. Die Dreidimensionalität machte einem banal wirkenden Abbild Platz, das zur Säule zurückdrängte und dort immer mehr verblasste, so, wie er selbst verblasste.
    »Ich sterbe«, sagte der Protektor kraftlos und streckte einen Arm wie Hilfe suchend aus. »Hilf mir ...«
    QIN SHI reagierte nicht. Die Superintelligenz beobachtete lediglich und wartete auf das Unausweichliche.
    Die Müdigkeit machte neuem Schmerz Platz, der allmählich unerträglich wurde. Sein Herr spielte mit ihm nach Belieben, ließ ihn von Schmerzwogen überrollen, eine höher als die andere, tauchte ihn in tiefste Tiefen ein, um ihn, als er meinte, endlich in seiner Pein ertrinken zu dürfen, wieder hochzuzerren, ihm einige Sekunden der Erholung zu gönnen und dann das böse Spiel wieder von vorne zu beginnen. Es war wohl so, wie QIN SHI seine Existenz derzeit erlebte.
    Irgendwann gab es keine Rettung mehr für Kaowen. All seine Reserven waren aufgebraucht, all seine Widerstandskraft erschöpft. Er gab auf. Ließ sich fallen – und umarmte den Tod wie einen guten, alten Freund.
    Doch dann geschah die Magie, und Kaowen hasste sie.

2.
    Tino
     
    »Ich bin eine Dame. Ich mache stets, was ich will, Hoher Gast.«
    Mit dieser lachhaften Begründung hat sich der Daniel-Roboter unserer kleinen Gruppe angeschlossen und Erik Theonta im Stich gelassen. Und als wäre es nicht schlimm genug, mit diesem reichlich verwirrten Maschinenwesen durch die Gänge des BASIS-Fragments zu schleichen, hat es beständig das metallene Maul offen und plappert.
    Daniela, wie er sich selbst nennt, reagiert zunehmend fehlerhaft, gibt dumme Kommentare von sich und behindert die Gruppe beim Vorwärtskommen.
    Wir sollten ihn beseitigen. Doch Trasur Sargon hält nichts von dieser Idee. Er hat einen Narren an dem Roboter gefressen.
    Auch der Ertruser macht mir Sorgen. Er mag ein ausgezeichneter und hochdekorierter Soldat sein; doch er versteht sich verdammt noch mal nicht darauf, Zivilisten zu führen.
    Ich stopfe ein Pfeifchen mit den letzten Krümeln des Sogo-Krauts in meiner rechten

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