PR 2653 – Arkonidische Intrigen
...«
»Nichts ist gut!«, unterbrach ihn Cregon eisig.
Sogar Tormanac da Hozarius spürte die Kälte, die sein Ausbilder verbreitete. Er schluckte schwer und ließ seinen Blick über die Einsatzkräfte schweifen, die normale Straßenkleidung trugen. Ihre abgespeckten Kampfmonturen fielen darunter kaum auf. Nicht einmal jemand, der diesen Leuten auf Tuchfühlung nahe kam, würde sie auf Anhieb als Agenten identifizieren.
»Wenn es sein muss, sprechen wir das alles fünfmal durch.« Cregon klang ungehalten. »Ich erwarte, dass niemandem in der Gruppe der geringste Fehler unterläuft. Niemandem! Haben wir uns verstanden?«
Sein starrer Blick machte ihm Angst. Tormanac kannte das mittlerweile zur Genüge, seit über einem Jahr war er mit dem Alten zusammen und hatte ihn während dieser Zeit intensiver kennengelernt als er das je für möglich gehalten hätte.
Cregon – auch die Agenten nannten ihn bei diesem Namen – war hart bis zur Selbstaufopferung und brachte es trotzdem fertig, in der nächsten Zentitonta ein verirrtes Insekt vorsichtig in der Hand zu bergen und an einen sicheren Ort zu bringen. Das erschien Tormanac nicht einmal als Widerspruch. Er glaubte, dass Cregon damit seine Härte, oftmals sogar Brutalität, kompensierte. Darauf angesprochen hatte er seinen Ausbilder bislang nicht.
Einer der Offiziere reichte ihm ein Ausrüstungsbündel.
Tormanac riss es sofort auf – und war enttäuscht. Das war nicht die Hightech-Ausrüstung, die den Celistas zur Verfügung stand. Mit einer Hand knüllte er den Folienanzug zusammen, der sofort spürbare Widerstand überraschte ihn. Das Material verhärtete ab einer bestimmten kinetischen Belastung. Die Wirkung von Wurfgeschossen wurde ebenso von dem Mehrschichtgewebe absorbiert wie auftreffende Projektile. Zugleich fühlte sich das Gewebe an wie eine zweite Haut.
Tormanac legte seinen Schmutz abweisenden Straßenanzug ab, ein Zweiteiler, wie ihn viele Essoyas trugen. Mittlerweile hatte er sich an derart einfache, durchaus zweckmäßige Kleidungsstücke gewöhnt.
In der Dashkon-Sternwolke fragte kaum jemand nach adliger Herkunft oder einem wertvollen Umhang mit hohem Stehkragen. Die alten Zeiten, sie mochten besser gewesen sein oder auch nicht, neigten sich in der Tat ihrem Ende zu.
Nur 1250 Lichtjahre vom Arkon-System entfernt sah vieles anders aus. Die Dashkon-Sternwolke war wahrhaft neues Land, eine Population von rund 110.000 Sonnen, gedrängt in einem Gebiet, das kaum mehr als fünfundfünfzig Lichtjahre durchmaß. Sie hatte Tausende Jahre verborgen in einem Hyperkokon gelagert, ehe sie nach der Erhöhung der Hyperimpedanz an ihren einstigen Standort zurückgefallen war. Sterne aus dem Verborgenen, deshalb lautete der arkonidische Name der Wolke Skorgonsheyi, das bedeutete Verschleierte Sonnen.
Hochkulturen gab es in der Dashkon-Sternwolke nicht mehr, nur noch wenige in die Primitivität zurückgefallene Völker. Einige mochten vor langer Zeit Raumfahrt betrieben haben, zu finden war davon so gut wie nichts mehr.
Natürlich hatte Arkon von dem Sternhaufen sofort Besitz ergriffen. Das war nur Jahrzehnte vor Tormanacs Geburt gewesen. Mittlerweile gehörten in Skorgonsheyi bereits 674 Siedlungswelten zum Imperium, und der Boom hatte gerade erst begonnen. Es war abzusehen, dass sich die Zahl rasch erhöhen würde.
Cregon und Tormanac waren nicht an diesen Ort gekommen, um dem Adel zu seinem angestammten Recht zu verhelfen, sondern um die Loyalität der Siedlungswelten zu Arkon sicherzustellen. Das galt längst als das wichtigste Kriterium, auch wenn auf den Arkon-Planeten das niemand so deutlich ausgesprochen hätte. Verlässliche Wirtschaftsbeziehungen rangierten bereits über der Stimme des Blutes und des Erbrechts.
»Auf uns wartet eine Fülle neuer Welten, aber du wirst es wohl erst glauben, sobald du alles mit eigenen Augen gesehen hast.« Das hatte Cregon ihm kurz nach dem Start vom Shuluk-Raumhafen eröffnet. Seitdem hatte Tormanac viel gesehen, sehr viel sogar gemessen an der Spanne von knapp einem Arkonjahr. Einiges davon gefiel ihm nicht, weil es Widersprüche zu mancher Lehrmeinung deutlich werden ließ, doch es war die Realität, und er musste sich damit abfinden.
Das dünne Gewebe schmiegte sich eng an den Körper. Tormanac schlug mit der Faust gegen seine Brust und spürte denkbar wenig. Hastig zog er sich den Straßenanzug darüber.
»Willst du den Einsatz verschlafen?«, herrschte Cregon ihn an. »Wir sind bereits die Letzten.«
Die
Weitere Kostenlose Bücher