PR 2653 – Arkonidische Intrigen
immer weiter abtrugen. Die letzten Flüsse, zu spärlichen Kloaken geworden, versickerten im kahlen Boden. Nur hier und da ragten verkohlte Stümpfe auf. Ein steter Wind wirbelte Asche und Staubfahnen in die Atmosphäre, die Sonne schimmerte nur matt durch blutrote Dunstschwaden.
Nacheinander erloschen einige Projektionen. Es sah nach technischem Versagen aus, mehr konnte Tormanac nicht erkennen. Die Celistas leisteten gute Arbeit, Manipulation stand gegen Manipulation.
Die Bilder sagten ohnehin nicht die Wahrheit. Sie waren das Mittel weniger Unruhestifter, ihrem Anliegen Gewicht zu verleihen, und die überwiegende Mehrheit der Essoyas ließ sich davon mitreißen. Die Sequenzen zeigten Welten nach dem Abzug der Terminalen Kolonne TRAITOR, ausgebeutetes, verwüstetes, totes Land. Mit arkonidischen Konzernen oder gar politischem Kalkül hatte das nichts zu tun.
In der Halle tagten die Delegationen, dort wurde um die besten Zukunftschancen gerungen, auf dem weitläufigen Platz davor detonierten die ersten Sprengsätze.
Angesichts der um sich greifenden Unruhe fragte sich Tormanac, ob es richtig gewesen war, auf den Einsatz von Robotern und offiziellen Ordnungskräften zu verzichten. Wahrscheinlich hatten die Celistas sogar recht mit ihrer Befürchtung, dass Kampfmaschinen nur als Provokation angesehen würden. Wenn jemand über einschlägige Erfahrungen verfügte, dann die Leute der Tu-Ra-Cel. Tormanac gestand sich ein, dass er Szenen wie diese nur aus Infotapes kannte, und nun stand er zum ersten Mal mittendrin und registrierte überrascht, wie unglaublich schnell Zorn und Hass aufflammten.
Unabhängigkeit von Arkon, nichts sonst, las er. Selbst die ausgestreckte Hand ist nur eine Hand, die hält und klammert.
Stoppt den Wahnsinn der Ausbeutung – jede Welt, die stirbt, ist eine tote Welt zu viel.
Eine kleine Gruppe von Gegendemonstranten versuchte sich Gehör zu verschaffen und schickte grellbunte Holos in den Himmel. Tormanac war überrascht, dass es auch die Vernünftigen gab, die Notwendigkeiten einzuschätzen wussten. Wir brauchen Arkon, um zu überleben, lautete ihre Botschaft. Beständigkeit und Wohlstand unter dem Schutz des Imperiums ... oder andere Mächte werden uns bedrohen.
Handelte es sich um Celistas? Tormanac da Hozarius konnte es von seiner Position aus nicht erkennen. Augenblicke später hatte er ohnehin keine Gelegenheit mehr dazu. Eine Meinungsverschiedenheit zwischen Demonstranten eskalierte, und der Funke sprang über. Die Lage war plötzlich hochexplosiv.
Einige Besonnene versuchten, schlichtend einzugreifen. Tormanac sah, dass es sich überwiegend um Celistas handelte. Sein Versuch, die Leute des Geheimdienstes zu unterstützen, brachte ihn selbst in Bedrängnis: Er wurde von mehreren Randalierern angegriffen.
Ein Flächenbrand konnte kaum verheerender sein.
Das Gros der Siedler, die nur ihren Protest hatten anbringen wollen, strömte nach allen Seiten auseinander. Sie kamen nicht weit, weil in den angrenzenden Straßen Rauchbomben gezündet wurden. Undurchdringliche Schwärze wälzte sich heran.
Tormanac konnte sich gerade noch zur Seite drehen, als ihn zwei Männer mit Schlagstöcken attackierten. Ein Hieb traf seinen Oberarm, und er taumelte zur Seite. Allerdings spürte er nicht sehr viel davon, außer dass sich das Gewebe auf seiner Haut vorübergehend zu einem starren Panzer verdichtet hatte.
Mit Dagor-Hieben setzte Tormanac die beiden Angreifer außer Gefecht. Als er aufsah, hing eine Kameradrohne nah vor ihm. Wahrscheinlich zoomte sie sein Gesicht. Er schnellte hoch, seine Rechte zuckte vor. Mit der Faust erwischte er die Kamera wenigstens seitlich und versetzte sie in wirbelnde Bewegung.
»Freiheit von Arkon, keine Macht dem Adel!«, dröhnte es über den Platz. »Unabhängigkeit für Horpoon!«
Das war der Moment, in dem die ersten Schüsse fielen und Roboter die Kongresshalle abschirmten.
Das Chaos ließ sich nicht aufhalten.
7.
Abhängigkeiten
»... kam es am 6. Prago der Prikur 21.510 da Ark zu einer Welle unberechenbarer Gewalt. Seit Monaten schwelende separatistische Bestrebungen auf Horpoon, einer der führenden Welten in der Dashkon-Sternwolke, brachen sich unvermittelt Bahn. Als auslösende Ursache müssen die Sondierungsgespräche der planetaren Regierung mit Vertretern des Kristallimperiums gesehen werden.
Eine Gruppe von Abweichlern nimmt die ausgezeichneten Zukunftsaussichten des Planeten Horpoon zum Anlass, die vollständige Loslösung des
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