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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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kondensierte der Atem. Die Klimaanlage der Suite produzierte eine empfindliche Kälte.
    »Das ist unerträglich.« Tormanac studierte den Inhalt der Bar. Er trat dabei von einem Bein aufs andere und kreiste mit den Schultern. »Ich hätte einen Schutzanzug anziehen sollen. Wundern würde es mich nicht, wenn hier bald ein Schneesturm tobte.«
    Er entschied sich für eine schlanke Flasche mit giftgrünem Inhalt. Ein verlangender Blick genügte, damit die Flasche und eines der Gläser auf ihn zuschwebten.
    Während Tormanac sich die Hände rieb, sie an den Mund hielt und kräftig zwischen die Finger blies, öffnete er über die Blicksteuerung die Flasche, hob sie an und goss das Glas voll.
    Es handelte sich um Vurguzz aus den Beständen der LFT. Und nicht nur das: Ein Holoprint verriet, dass die Flasche aus dem Kontingent der solaren Heimatflotte stammte.
    »Verrate mir einer, wie das Zeug den Weg nach Urengoll gefunden hat«, murmelte Tormanac.
    »Das hättest du Aktakul fragen sollen«, stellte Ghlesduul fest. »Wenn jemand auf Urengoll Beziehungen nach Terra hatte, dann er. Von den terranischen Wissenschaftlern natürlich abgesehen, die hier arbeiten.«
    »Ich hätte Aktakul so vieles fragen sollen.«
    Tormanac da Hozarius trank einen kräftigen Schluck – und schüttelte sich. Eine Verwünschung auf den Lippen, kippte er den restlichen Inhalt des Glases in den Abfallvernichter.
    Augenblicke später wog er seine ID-Karte auf der flachen Hand. Die Karte identifizierte ihn als Aktakuls Beauftragten für die Desintegration und verschaffte ihm für Urengoll uneingeschränkte Bewegungsfreiheit.
    »Warum hat Aktakul mich bestimmt?«, fragte Tormanac. »Die Protokollführung ist nur ein verschwindend geringer Teil von dem, was bewältigt werden muss.«
    »Sieh es als Zeichen seines uneingeschränkten Vertrauens in dich«, sagte der Naat. »Die wenigsten können von sich behaupten, der Ka'Marentis habe ihnen vertraut.«
    »Aktakul scheint nie etwas dem Zufall überlassen zu haben, nicht einmal den Tod.«
    »Was hast du erwartet?«, wollte Ghlesduul wissen. »Dass es nur bei der Führung des Protokolls bleibt?«
    Tormanac da Hozarius lachte leise. »Mit den Überlegungen eines Essoya: ja. Mit den sehr viel tiefer schürfenden Gedanken meines virtuellen Extrasinns: Es ist und bleibt eine ehrenvolle Aufgabe, die mir zufällt.«
    »Wann wird die SENTENZA zuschlagen?«, fragte Ghlesduul. »Dass die Organisation ihre Leute schicken wird, steht außer Frage. Der Ka'Marentis hätte sonst nicht so deutlich darauf hingewiesen.«
    »Wann ...?« Tormanac schürzte die Lippen. »Der beste Zeitpunkt für sie, sich die Datenbanken zu holen, wird während der Zeremonie sein.«
    Tormanacs Karte enthielt sehr detaillierte Anweisungen für alles, was in den kommenden Tagen zu veranlassen war. In einer persönlichen Notiz hatte der Ka'Marentis unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die SENTENZA versuchen werde, seine Datenbanken zu bekommen.
    »... es mag dich verwundern, Tormanac da Hozarius, aber ich überlasse dir die Entscheidung. Ich bin überzeugt davon, dass du das Richtige tun wirst.«
    Eigentlich klang es verrückt, doch Tormanac hatte, während seine ID-Karte in der Lesemulde abgetastet und der Inhalt projiziert worden war, mehrmals den Eindruck gewonnen, Aktakul da Urengoll stehe unmittelbar neben ihm.
    Eine multisensorische Aufprägung?
    Möglicherweise. Ein leicht suggestiver Einfluss konnte von Karten der vorliegenden Güte durchaus ausgeübt werden, sei es über imprägnierte Botenstoffe oder kurzfristig erzeugte mentale Schwingungen. Vor allem die Werbebranche arbeitete mit solchen Methoden, um Stimmungen zu erzeugen.
    Als Tormanac die Karte zwischen den Fingern drehte, wuchs in ihm wieder ein Gefühl, als brauche er sich nur umzuwenden, um Aktakul ins Gesicht zu sehen. Nur mit Mühe unterdrückte er die Regung, genau das zu tun.
    Er registrierte, dass Ghlesduul ihn aufmerksam musterte.
    Ein wenig zu hastig legte Tormanac die Karte erneut in die Abtastmulde. Während sich das Holo aufbaute, stieß Ghlesduul ein leises Lachen aus.
    »Der Ka'Marentis konnte sein Umfeld stets nach seinem Willen formen«, sagte der Naat. »Was ist mit der Karte? Überwacht Aktakul dich sogar nach seinem Tod?«
    Tormanac schwieg dazu. Er ließ sich in den nächsten Sessel sinken und konzentrierte sich wieder auf die vielfältigen Vorbereitungen, die in den kommenden Tagen getroffen werden mussten.
     
    *
     
    Nicht nur Urengoll als Aktakuls

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