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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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unterstützen wollte, stieß er schroff beiseite.
    »Ich kann das noch gut allein und brauche niemanden, der mir hilft. Bevor es so weit kommt, werde ich sterben.«
    »Verzeih meine Voreiligkeit«, bat Tormanac.
    »Ach was. Ich wollte dich ohnehin um Hilfe bitten, aber nicht um diese lächerliche Unterstützung.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Für mich: nichts. Für meinen Leichnam: viel.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht. Alles ist geregelt. Die Auflösung der sterblichen Hülle wird den Gebräuchen entsprechen und ...«
    »Ich bitte dich darum, Tormanac da Hozarius, dass du die Protokollführung während meines Energiebegräbnisses übernimmst.«
    Tormanac schnappte nach Luft. Mit vielem hätte er gerechnet, aber keinesfalls damit, dass Aktakul de Urengoll ihm die ehrenvollste Aufgabe zudachte, die es zu vergeben galt.
    »Ich hoffe, du musst nicht mehrere Pragos darüber nachdenken wie bei deinen anderen Entscheidungen.«
    Der Spott war unüberhörbar.
     
    *
     
    Einige Tage später traf Tormanac den Wissenschaftler in veränderter Umgebung an. Roboter hatten die klobigen Sitz- und Liegemöbel entfernt und durch eine eigentümlich anmutende Maschinerie ersetzt.
    Die Konstruktion wirkte filigran und kompakt zugleich. Tormanac und Ghlesduul gelang es ziemlich schnell, den Hauptbereich zu identifizieren, eine Art Überlebenstank, wie er bei der Behandlung schwerststrahlenverseuchter Patienten Anwendung fand. Nur war die Hülle dieses Bereichs aus flexiblem Material gestaltet und ließ schon im unbenutzten Zustand erkennen, dass sie den aufzunehmenden Körper konturnah umfangen würde. Ein fein verästelter Versorgungsbereich korrespondierte mit mechanischen und antigravgestützten Kleinsystemen.
    »Mein letztes Werk, von mir schon seit etlichen Monaten projektiert«, erläuterte Aktakul, während zwei Roboter ihn sanft in die Maschinerie absinken ließen. »Ich begann den Entwurf an dem Tag, an dem ich mir über meinen gesundheitlichen Zustand klar wurde. Ausnahmsweise handelt es sich um ein einfaches medizinisches Gerät. Die Schwerelosigkeit im Innern wird mir gut tun, ebenso die Massagefelder. Messfühler registrieren jede Veränderung meines Metabolismus. Sie steuern die Versorgung mit diffundierenden Nährstoffen, Medikamenten oder optimalen Kosmetika. Der Kontakt nach außen bleibt in jeder Hinsicht erhalten.«
    Aktakul lag nun im Innern seiner Konstruktion. Die Transparenz des Objekts erlaubte einen ungehinderten Sichtkontakt, die Verständigung erfolgte über Akustikfelder.
    »Ich wusste, dass ich mich hier wohlfühlen würde.«
    »Wenn ich daran denke, wie vehement du Daellians Überlebenstank missbilligt hast ...«
    »Sein Tank war darauf ausgerichtet, ihn am Leben zu erhalten«, widersprach der Ka'Marentis heftig. »Ich habe ein einfaches Versorgungssystem, das mir vor allem das Sterben erleichtern wird.«
    »Ich gewinne eher den Eindruck, dein Zustand bessert sich«, stellte Ghlesduul fest. »Du scheinst neue Hoffnung geschöpft zu haben.«
    »Schön, wenn das ein Naat sagt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Alter unheilbar ist.«
    »Handelt es sich wirklich nur um ein Versorgungssystem?«, fragte Tormanac. »Oder versuchst du, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen? Deine Stimme klingt fester und wieder prägnant ... Deine Haut wirkt nicht mehr so fahl ...«
    »Und morgen werde ich aufstehen und mein Alter abschütteln wie ein Reptil, das seine verbrauchte und zu eng gewordene Schuppenhaut abstreift.«
    »Das wäre deiner Leistungen würdig, Ka'Marentis Aktakul«, stellte der Naat fest.
    »Ja, das wäre es«, antwortete der alte Mann. »Ich bin jetzt müde.«
    Kurz darauf schlief er ein.
    Am nächsten Tag fanden Tormanac und Ghlesduul ihn immer noch schlafend vor.
    Am Tag darauf starb Aktakul da Urengoll, ohne erneut die Augen geöffnet oder gar gesprochen zu haben.
    Es war der 29. Dezember 1425 NGZ.

5.
     
    »Ich hätte seine Bitte ablehnen sollen.«
    Mit beiden Händen rieb sich Tormanac da Hozarius die Schläfen. Er seufzte, ging mit schnellen Schritten zu der gut bestückten nostalgischen Selbstbedienungsbar und drehte sich auf dem Absatz um. Er taxierte Ghlesduul, der in einem Doppelsessel kauerte.
    »Warum hast du mich nicht gewarnt?«
    »Ich war nicht dabei, als Aktakul dich zu seinem Beauftragten machte«, antwortete der Naat.
    Tormanac runzelte die Stirn. »Mein Extrasinn sollte stets präsent sein.« Er griff sich an den Kragen und zog ihn enger zusammen. Vor seinem Mund

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