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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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einer kosmischen Enklave, irgendwo abseits des Multiversums. Was weißt du darüber?«
    »Sie hat recht«, bestätigte Chourtaird. »Die Enklave, wie du sie nennst, befindet sich im Aufbau, in einem vergleichsweise frühen Abschnitt. Und in einer kritischen Phase.«
    »Anicee kündigte an, die Sonne solle vom Leichnam der Superintelligenz ARCHETIM befreit werden.«
    »Sie hat recht«, wiederholte Chourtaird. »Wie ich gesehen habe, ist die Sonne von einer Ephemeren Folie eingehüllt. Die Spenta versuchen demnach bereits, diesen Korpus zu bergen.«
    »Wozu?«
    »Soweit ich es verstehe, ist die Substanz einer toten Superintelligenz unerlässlich, um die Struktur der Enklave zu stabilisieren.«
    »Wenn man dem Umbrischen Rat trauen wollte, wäre alles – die Versetzung des Solsystems, die Entführung Zehntausender Terraner, der Diebstahl des Korpus von ARCHETIM – nichts als eine gute Tat? Die man uns tut, ohne uns gefragt zu haben? Warum auch ... das Gefühl von Freiwilligkeit wird man uns vielleicht später vermitteln, vielleicht vermittels einer neuronalen Formatierung?«
    Chourtaird schwieg eine Weile. Dann erhob er sich langsam. »So hat es keinen Sinn«, sagte er. Er drehte Bull den Rücken zu und machte ein paar Schritte zum Holo an der Stirnseite des Zimmers. Er starrte in das Bild, als könnte er sich nicht sattsehen an den Konturen der Matrix, die sich in der Finsternis entfaltete. »Ihr baut also eine Welt.«
    Bull ließ sich Zeit mit der Antwort. »Wir rekonstruieren eine Welt«, stellte er endlich richtig.
    »Das mag so sein. Oder das mögt ihr glauben«, überlegte Chourtaird. »Zunächst ist es eine bloße Wiederherstellung. Dann wird der eine oder andere Architekt eine Idee haben, eine winzige Abwandlung vom Original, die aber sinnvoll erscheint, gut und schön. Und ihr werdet sie in die Tat umsetzen. Und es werden Weltenarchitekten kommen, die sagen: Warum sollen wir nur immer nachahmen? Sind nicht bessere Welten denkbar als die natürlichen? Lasst uns andere Welten erschaffen, grenzenlos wunderbare, menschenfreundlichere Habitate, Weltenreifen, Weltenmöbiusbänder, Weltentürme, die durch alle Dimensionen ragen.«
    Bull lächelte matt. »Mag sein. Das ist Zukunftsmusik.«
    Chourtaird schien ihn nicht gehört zu haben. »Warum überhaupt sich auf ein einzelnes Bauwerk beschränken? Was hindert euch in Zukunft, Sonnen zu konstruieren? Sonnensysteme, Sternhaufen nach eurem Maß? Ein ganzes Universum?«
    »Wie gesagt: in ferner Zukunft, vielleicht.«
    »Was, wenn diese ferne Zukunft längst begonnen hätte? Wenn ihr längst Teil eines solchen Projektes wärt? Baustein eines neuen Universums?«
    Bull schloss kurz die Augen. »Du meinst: Die Enklave wäre dergleichen? Und weil wir selbst angefangen haben, unsere eigenen Welten zu bauen, müsste uns die Enklave doch ganz sympathisch sein?«
    Chourtaird wandte sich vom Holo ab. »Auch meine Art, auch wir Sayporaner sind ins Unbekannte vorgestoßen. Wir haben fremde, neue Welten gesucht und gefunden, ähnliche oder verstörend andersartige Kulturen und Technosphären. Aber irgendwann ist man alle Wanderungen zwischen den Sternen satt. Man sehnt sich nach einer Bleibe. Nach einem Ruhesteg am Weiher des Erbarmens.«
    Von plötzlichem Zorn erfasst, schlug Bull mit der Faust auf den Tisch. »Bist du nur hier, um Propaganda zu machen?«
    »Nein«, sagte Chourtaird.
    »Wozu dann?«
    »Ich bin hier, um mein Volk zu retten«, sagte Chourtaird müde. »Wozu denn sonst?«

10.
    »Schau in mein Auge.«/Terrania, SIN-TC
    24. November 1469 NGZ, 11.30 Uhr
     
    Sie hatte geduscht, gefrühstückt, ein zweites Mal geduscht, noch einen ihrer Lieblingsträume geträumt. Sie hatte alle Routinen erledigt, aber keine hatte nach Routine geschmeckt.
    Sie stand allein in der Liftkabine. Sie fuhr hinunter in den 50. Stock, zur Redaktion des SIN-TC, des Solaren Informations-Netzwerkes Terrania City. Sie schaute kurz auf die Folie in ihrer Hand. Hatte sie gehofft, sie wäre verschwunden? In nichts aufgelöst wie das Traumtheater ihres Induktors?
    Keine Chance.
    Die Kabine stoppte so sanft, dass sie nichts spürte. Die Lifttür glitt auf.
    Vor ihr stand Noor Fanoola, die abenteuerlich schöne Frau, wie immer barfuß; einen Schritt hinter ihr, einen dampfenden Kaffee in der Hand, Jaemson, der offenbar wie immer über einen seiner eigenen Witze lachte.
    »Es hat sich nicht viel verändert«, sagte Eghoo.
    »Phae!«, rief Noor, trat nach vorn und küsste sie auf den Mund.
    »Schau in mein

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