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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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dem Schwertgurt wand. Stolpernd kam er auf die Beine, torkelte dahin und dorthin, wohin ihn die gewaltigen Faustschläge des Windes auch stießen, schrie weiter nach Asin, obwohl er wusste, wie sinnlos es war und wie sinnlos die Hoffnung, ihn zu finden oder dieses Chaos selbst zu überleben ...
    ... und taumelte plötzlich aus dem Giftwind heraus in eine Zone absoluter Ruhe, in der Windstille und Schweigen herrschten und das Sonnenlicht weich auf den roten Sand der Wüste Nefud fiel.
    Toufec brauchte Minuten, um zu verstehen, was er sah. Er befand sich in einem weiten Ring, als wäre er auf dem Grund eines riesigen Brunnens. Der Schacht des Brunnens wurde von wirbelndem Sand gebildet, der ringsum tobte und sich hoch in die Luft erhob. Blitze zuckten darin.
    Fassungslos beobachtete Toufec, wie ein Blitz am Brunnenschacht herabzüngelte, und hatte den Eindruck, dass die Energie außen wie an einer unsichtbaren Wand herablief; außen von ihm aus gesehen, als wenn er innen wäre. Die unsichtbare Wand drängte ringsum den samum zurück und schuf diese friedliche Zone. Was immer sie war und aus welchen Kräften sie bestand, sie hatte ihm das Leben gerettet. Weshalb sie ihn durchgelassen hatte und den Sand und den Wind und das Toben des Sturms zurückhielt, war Toufec ein Rätsel.
    Langsam rappelte er sich auf, erschöpft, zerschlagen, dankbar dafür, dass er wieder atmen konnte. Er schnaubte und spuckte Sand aus, opferte ein paar Schluck des kostbaren Wassers in der Flasche an seiner Hüfte, um sich die Augen auszuwaschen. Die Lider fühlten sich geschwollen an, es stach bei jedem Blinzeln; die Zunge war ihm wie ein fühlloser Lappen im Mund.
    »Bei Ruda«, flüsterte er. Die Stimme kratzte im Hals; er fühlte, wie die Lippen an einer Stelle aufsprangen.
    Er sah etwas blitzen, die Reflexion des Sonnenlichts auf etwas, das auf dem Boden lag, wo das Zentrum der Ruhezone sein musste. Er torkelte darauf zu. Es war weiter weg, als er gedacht hatte; das gestaltlose, stumme Wirbeln überall um ihn machte es schwierig, Maße einzuschätzen. Kurz bevor er das Zentrum erreichte, blieb sein Fuß in etwas hängen, und er fiel nach vorne. Sein Sturz hatte das Hindernis halb aus dem Sand gezerrt. Mit immer größer werdendem Entsetzen erkannte Toufec, was es war: das kurze Schwert, das er Asin gegeben hatte. Asin war an diesem Ort gewesen. Aber er hatte das Schwert nicht abgelegt, um sich vor den Blitzschlägen zu schützen.
    Das Leder des Gürtels war verbrannt, die Nieten geschmolzen, die Scheide aufgeplatzt und verkohlt, die Klinge des Schwerts darin verdreht und schwarz. Keuchend und in fliegender Hast grub Toufec, schaufelte den Sand mit beiden Händen beiseite. Er fürchtete, jeden Moment auf den verschmorten, verbrannten Leichnam seines Bruders zu stoßen, den ein Blitz getroffen hatte, doch die Wüste gab nichts weiter her. Schließlich fiel er kraftlos zurück, starrte das ruinierte Schwert an, bis sein Anblick sich verzerrte, weil ihm Tränen in die Augen stiegen.
    Dann fiel sein Blick auf das Blitzen, das ihn hergelockt hatte.
    Es war eine Öllampe; es war keine Öllampe. Es war eine Flasche. Es war keine Flasche, aber diese Vergleiche waren die nächsten, die Toufecs überreiztem Hirn einfielen. Man hätte sagen können, dass sie aus Glas war, wenn man annehmen wollte, dass das Material, aus dem in des Oheims Haus ein paar kostbare Behälter gewesen waren und das im Vergleich hierzu wie ein Felsbrocken neben einem geschliffenen Diamanten aussah, auch Glas war. Es war absolut durchsichtig. Hätte die Sonne nicht darauf reflektiert, hätte man es in einer Mannslänge Abstand schon nicht mehr wahrgenommen.
    Und dennoch sah man an manchen Stellen nicht den Sandboden dahinter, sondern ... sondern ... Toufec konnte nicht sagen, was man sah. Er gaffte das Ding an. Und langsam wurde ihm klar, was es war.
    Es war die Behausung eines Dschinn.
    Asin hatte versucht, einen tanzenden Dschinn zu fassen. Stattdessen hatte sich der Dschinn ihn gegriffen und ihn ... Was war mit Asin geschehen?
    Bevor er wusste, was er tat, und mit neuen Tränen in den Augen, holte Toufec mit dem in der Scheide geschmolzenen Schwert aus und drosch damit auf die gläserne Flasche.
    »Wo ist mein Bruder?«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Was hast du ihm angetan?«
    Das Schwert glitt ab, als hätte er auf Granit eingeschlagen. Der Schock fuhr durch Toufecs ganzen Arm.
    Und hinter ihm sagte eine Stimme: »Wählst du den Tod, der dir bestimmt ist, oder

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