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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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das Leben, das ich dir schenke?«
     
     
    8.
     
    Toufec warf sich herum, das nutzlose Schwert Asins abwehrend gehoben. Ein uralter Mann stand auf dem Wüstenboden, bekleidet mit einem schlichten weißen Mantel, der ihn vom Hals bis zu den Füßen bedeckte. Haar und Bart waren schlohweiß, das Gesicht verwittert wie ein Fels in der Wüste.
    Toufec sah dem Fremden in die Augen, und für einen Moment schien die alte, hagere, gebeugte Gestalt zu verschwinden und ein junger Mann an ihre Stelle zu treten, der Toufec prüfend musterte – dann war diese Vision vorüber, und der Alte stand wieder da. Ein Zucken lief über seinen Körper, das Toufec zurückweichen ließ; es hatte ausgesehen, als würde sich der alte Mann auflösen und neu zusammensetzen, wie das Spiegelbild im Großen Brunnen, wenn man einen Stein hineinwarf.
    »Wählst du den Tod, der dir bestimmt ist, oder das Leben, das ich dir schenke?«, fragte der alte Mann nochmals.
    Toufec konnte nichts antworten. Er stierte die Erscheinung an. Seine Augen sagten ihm, dass der Alte keinen Schatten warf, aber sein Hirn wehrte sich verzweifelt, diese Beobachtung anzuerkennen.
    »Wählst du den Tod ...«, begann der Alte ein drittes Mal.
    »Wo ist mein Bruder?«, krächzte Toufec.
    »... oder das Leben, das ich dir schenke?«
    »Hast du Asin das auch gefragt?«
    Die Erscheinung des Alten flackerte. Plötzlich sah er aus, als wäre er ein gespenstisch realistisches Mosaik aus Tausenden winziger Plättchen. Die Plättchen verschoben sich und ließen das verwitterte Gesicht dämonisch wirken, dann normalisierte sich der Anblick wieder.
    Toufecs Ohren schienen zu hören, wie jemand »Atmosphärische Interferenzen!« sagte, aber wieder weigerte sich sein Hirn, die Information zu verarbeiten.
    »Bei Ruda«, stöhnte er. Er konnte das geschmolzene Schwert nicht mehr halten; sein Arm sank herab. »Bei Ruda ...«
    »Übertragung gestört«, sagte die fremde, unverständliche Stimme. »Energiemantel bei vierzig Prozent. Suche alternative Relaisfunktion.«
    Ein heißer Windstoß traf Toufec. Er wandte sich um. Die Ruhezone, die den Staubsturm aussperrte, war viel kleiner geworden, der Brunnenschacht aus wirbelndem Sand enger. Entgeistert sah er einen Blitz an der Wand des Schachts hinabzüngeln, sie plötzlich durchstoßen und in den Boden einschlagen. Toufec spürte den Schlag. Die mysteriöse Flasche machte einen Satz und rollte einmal um ihren Schwerpunkt.
    Sand war auf einmal in der Luft. Ein Flackern lief über den unsichtbaren Brunnenschacht. Mit einem Ruck rückten seine Wände noch näher heran.
    Toufec verstand, dass die Ruhezone in sich zusammenbrach. In wenigen Augenblicken würde der Sturm wieder über ihn herfallen. Panik erfasste ihn. Er warf sich zu dem Alten herum.
    »Wählst du ...«
    »Das Leben!«, schrie Toufec. »Ich wähle das Leben! Bei Ruda, wenn du mich retten kannst, dann ...«
    Der Alte wies auf die Flasche. »Nenn ihn Pazuzu«, sagte er. Dann war er verschwunden.
    Der Brunnenschacht brach zusammen, und der samum verschluckte die Welt.
     
     
    9.
     
    Toufec ergriff die Flasche, dann waren der Sand und das Tosen des Sturms und die Blitze überall um ihn, als hätten sie nur darauf gewartet, sich endlich auf ihn stürzen zu können. Sofort war er blind und taub. Er öffnete den Mund, um zu rufen, und hatte im nächsten Moment das Gefühl zu ersticken.
    »Hilf mir, Dschinn!«, keuchte er.
    Die Flasche in Toufecs Hand machte keinen Mucks. Ein Blitz schlug so nah neben ihm in den Boden, dass der herumspritzende, augenblicklich in heißes Glas verwandelte Sand Toufec traf. Er krümmte sich. Der Einschlag schleuderte ihn davon.
    »Pazuzu!«, schrie er und spuckte Sand. »Hilf mir! Pazuzu!«
    Was danach geschah, würde Toufec niemals hinreichend beschreiben können.
    Die Flasche erwachte zum Leben. Sie verformte sich in seiner Faust, dann griffen Toufecs Finger ins Leere. Im gleichen Moment war das Wüten des Sturms vorbei.
    Toufec befand sich in einer Blase, deren Wände bläulich schimmerten wie hauchdünn geschliffener Lapislazuli und den samum ebenso aussperrten wie zuvor die Wände der Ruhezone. Er hatte sich auf dem Wüstenboden gekrümmt, und in dieser Haltung hatte sich die Blase um ihn geschlossen. Jetzt richtete sie sich sanft mit ihm auf, mit einer so gelassenen Langsamkeit, als befände sie sich nicht mitten im Wüten des mörderischsten Staubsturms, den Toufec jemals gesehen hatte.
     



 
    Die Wand der Blase war glatt wie Glas, das jemand mit

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