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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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deinen Namen sage?« Toufec kicherte. »Vielleicht in einen Wegweiser zur Latrine? Die könnte ich jetzt nämlich dringend gebrauchen ... Ups, meine Beine müssen noch ein zusätzliches Gelenk bekommen haben ...« Er lachte.
    Delorian sagte: »Aures sollte die Dopaminzufuhr während des Aufwachprozesses drosseln.«
    Toufec war mithilfe Pazuzus einmal um das Bett gewankt und stützte sich nun an die Wand. »Also, was hat nicht funktioniert?«
    Statt einer Antwort sagte Delorian: »Spiegel, bitte.«
    Ein Teil der Wand vor Toufec verwandelte sich in eine spiegelnde Fläche. Toufec schaute hinein.
    »Bei Ruda und den fünfzig Namen Marduks«, sagte er mit Gefühl. »Es hat doch funktioniert, oder?«
    »Reibungslos«, sagte Delorian.
    »Wie ... wie lange ...?«
    »Wie lange du geschlafen hast?«
    Toufec nickte.
    »Knapp achthundert Tage«, antwortete Delorian.
    Toufec, der sich bis zu seinem Blick in den Spiegel phantastisch gefühlt hatte und auf einmal das Gefühl hatte, dass er demnächst umkippen würde, war zu fassungslos, um zu rechnen.
    »Umgerechnet in Terra-Standardzeit entspricht das 2182 Jahren«, erklärte Pazuzu. »Auf der Erde schreibt man das Jahr 1631 nach Christus.«
    »Ruda, steh mir bei!« Toufec sah erneut in den Spiegel. Ein hagerer Mann starrte aus ihm zurück, dessen schwarzes Haar wild zerrauft war und bis über seine Schultern hing. Der Bart war ein chaotisches Nest und reichte auf das Brustbein. Er fasste hinein und sah gekrümmte Krallen an seinen Fingern, wo Fingernägel hätten sein sollen. Über zweitausend Jahre waren vergangen?
    »Ich hab doch gesagt, ich will nicht in einer Welt aufwachen, in der alle, die ich kenne, längst tot sind«, murmelte er, dann fiel er auf die Knie und in Schwärze.
     
     
    2.
     
    Einen Tag später war Toufecs Schwäche geschwunden, sein Haar geschnitten, sein Bart halbwegs in Ordnung gebracht, Finger- und Zehennägel manikürt und sein Wissensstand über die Entwicklung auf der Erde auf den des Jahres 1631 gebracht. Seine Verwirrung war vergangen, aber sein Ärger auf Delorian hielt an.
    »Über zweitausend Jahre!«, sagte er anklagend.
    »Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der wie du die Anforderungen erfüllt.« Delorian war offensichtlich bemüht, bei Toufec um Verständnis zu werben.
    »Was hast du in der ganzen Zeit getan? Auch geschlafen? Du siehst keinen Tag älter aus als bei unserem Abschied. Obwohl – wenn du noch älter aussehen würdest, wärst du eine Mumie.«
    »Kotz dich ruhig aus«, sagte Delorian würdevoll.
    Toufec räusperte sich verlegen. »Wozu bist du jetzt zurückgekehrt?«
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Gibt's eine Karawane zu überfallen?«
    »Ich möchte jemanden retten. So, wie ich dich gerettet habe.«
    Toufec wurde ganz still. Schließlich fragte er: »Asin?«
    Delorian schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht.«
    »Wozu brauchst du meine Hilfe? Bei meiner Rettung warst du auch mit Pazuzu allein zugange!«
    »Ich werde vielleicht nicht immer da sein, um eine Rettungsmission zu unternehmen. Ich möchte, dass du in meine Schuhe wächst.«
    »Wirst du ... weggehen? Sterben?«
    Delorian lächelte. »Was an mir sterblich war, ist längst tot.«
    Sie sahen einander an. Toufec wandte sich zu Pazuzu um, aber auch der Dschinn gab Toufecs Blick nur wortlos mit seinen Opalaugen zurück.
    Toufec hatte das Gefühl, dass Delorian ihm die Wahl ließ. Er konnte hierbleiben und warten, bis Delorian mit dem Menschen auftauchte, den er gerettet hatte, oder er konnte sich an der Rettung beteiligen – an der Rettung desjenigen, der ein Gefährte aus Fleisch und Blut werden konnte in dieser riesigen Stadt, deren Seele noch immer nicht heil war und in der es nur einen geheimnisvollen Alten und einen Dschinn gab, der aus Milliarden kleinster Maschinchen zusammengesetzt war, zur Gesellschaft gab.
    »Wann geht's los?«, fragte Toufec.
     
     
    3.
     
    In der Zentrale der TOLBA war das große Fenster wieder geöffnet, das überall dorthin blicken konnte, wohin Delorian wollte. Mittlerweile hatte Toufec verstanden, dass es wie der Brunnen in seinem Palast, wie der Spiegel im Langsamen Haus, wie Pazuzu nur eine der unendlichen Formen war, die die Nanogenten bilden konnten. Delorian nannte das Fenster einen Monitor; Toufec hatte die fremdartige Bezeichnung klaglos adoptiert.
    Statt eines Blicks nach draußen zeigte der Monitor eine junge Frau. Die Frau sah anders aus als die weiblichen Angehörigen von Toufecs Volk, hatte nur das lange schwarze Haar und

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