PR 2662 – Kaowens Entscheidung
zu denken?
»Kannst du das eigentliche Shikaqin erkennen, nach dem die Zone ihren Namen hat?«, wollte der Protektor wissen.
»Nein, wir sind zu weit entfernt. Die Einflüsse des Hyperchaos stören zu sehr.«
»Wir gehen auf 500 Lichtjahre heran.«
Die RADONJU führte den Befehl aus. Für einen winzigen Augenblick verschwand Shikaqin-Viibad von den Holos, dann kehrte es greller und chaotischer zurück. Die Störeinflüsse im Hyperspektrum potenzierten sich erneut.
Kaowen achtete jetzt nur noch sporadisch auf die Anzeigen der Hypertaster. Seine Aufmerksamkeit galt dem Funkspektrum im Hyper- und Normalbereich. Darin herrschte ein ähnliches Chaos. Die RADONJU errechnete Millionen von Funksprüchen und begann mit ihrer Auswertung.
Der Protektor dachte zunächst an einen galaktischen Krieg. Die Völker Zasaos galten als streitsüchtig. Dennoch gehörten stellare Kriege nicht zum Alltag in dieser Teilgalaxis.
Die Objektortung zeigte Kaowen, dass es zu den Millionen Funksprüchen Zehntausende Raumschiffe gab. Außerhalb der ruhigen Zone von Shikaqin-Viibad herrschte Gedränge.
»Shikaqin selbst ist optisch und ortungstechnisch nicht zu erkennen«, meldete Lywena, sein immer eifriger Adjutant.
»Ein optisches Tarnfeld schützt den Planeten«, sagte er. »Er ist nur indirekt durch Masseortung nachweisbar.«
Und er besaß keine Sonne, sondern zog einsam seine Bahn.
Kaowen hätte nur zu gern gewusst, was es mit dieser Welt auf sich hatte. Wenn sie sich tarnte, barg sie ein Geheimnis. Dass QIN SHI ihn ausgerechnet hierher schickte, knüpfte die Verbindung zwischen der Superintelligenz und Shikaqin.
»Wir orten Verbände der Badakk, Dosanthi, Chuferan, Plepsonen und unseres eigenen Volkes«, fuhr Lywena fort.
Die Verbände befanden sich in Auflösung. Zuvor schienen sie in geordneter Formation geflogen zu sein, jetzt sah es danach aus, als wollte jedes einzelne Schiff eigene Wege gehen.
Der Xylthe musste nicht lange überlegen, was er tun sollte. Selbst wenn er zufällig vorbeigekommen wäre, hätte er in einer solchen Situation nicht tatenlos zugesehen.
»Beeilt euch!«, wies er die Automaten an. »Ich muss den Grund für diese Unordnung wissen!«
Die ersten analysierten Funksprüche lieferten das Bild einer desorientierten Flotte, die bisher den stellaren Raum um Shikaqin bewacht hatte. Jetzt schienen sie den Bezug zu ihren Befehlen verloren zu haben oder sahen keinen Sinn mehr darin, bisherigen Anordnungen Folge zu leisten.
Kaowen dachte an Hypereinflüsse, die zu Gehirnschäden führen konnten. In den Zentrumsbereichen von Galaxien kam es oft zu solchen Phänomenen, wenn die Strahlungsdosis zu hoch war. Es gab dann nur eine Möglichkeit, die Besatzungen von Raumschiffen nicht zu gefährden. Sie durften sich nur einen begrenzten Zeitraum dort aufhalten und mussten danach durch andere Einheiten ersetzt werden.
Hier am Shikaqin-Viibad entstand genau dieser Eindruck.
Die Wahrheit allerdings lag anderswo. Eine halbe Stunde benötigten die Automaten, bis sie auf die ersten Funksprüche mit Hinweisen stießen.
»Sie wissen es, Protektor.« Der Adjutant klang fassungslos. »Wie kann das sein?«
Sie wussten, dass QIN SHI Chanda verlassen hatte und in die Anomalie gegangen war. Und sie wollten auf dem schnellsten Weg ebenfalls dorthin.
Kaowen begriff augenblicklich, dass er in diesem Moment gefragt war. Dies war seine Stunde.
*
Die Holoabbilder der Xylthen wechselten im Dreißigsekundentakt.
»Kommandant Valtjer. Ich befehlige dreitausend Schiffe. Wir dienen QIN SHI. Es ist unsere hehre Pflicht, QIN SHI in dieser Situation beizustehen. Deshalb setze ich meine Flotte umgehend in Marsch.«
»Du hast keinen Befehl!«
»Nur QIN SHI gibt mir Befehle.«
»Du weißt, wer ich bin?«
Der nächste Xylthe tauchte auf. »Oberkommandierender Thersteg. Wir brauchen von niemandem Befehle.«
»Du weißt, wer ich bin?«
Der Xylthe wirkte irritiert. »Mein Funker sagte mir ...«
»Ich bin Kaowen, Protektor Kaowen, der Befehlshaber der QIN-SHI-Garde und damit oberster Befehlshaber aller Flotten.«
Das Bild wechselte.
»Kommandant Fliepaut. Als derzeit kommandierender Offizier der Shikaqin-Einheiten erteile ich die Befehle, was weiterhin geschehen soll. Du wirst dich meinem Kommando unterstellen.«
»Du bist ein Meuterer. Ich werde dich exekutieren, Fliepaut. Nächstes Bild!«
»Kommandant Vernels. Ich warte auf deine Befehle, Protektor!«
Nach mehreren Stunden Kommunikation dieser Art wusste Kaowen, dass es
Weitere Kostenlose Bücher