PR 2662 – Kaowens Entscheidung
Terraner erhob sich.
»Dann sollten wir uns beeilen. Ich spreche mit Ryan und mit Ennerhahl. Inzwischen wird MIKRU-JON dich auf den aktuellen Stand bringen, was die Werft und die Informationen über QIN SHI betrifft.«
Er verließ die Zentrale und legte den Kristall in das Lesegerät seines SERUNS. Es handelte sich um eine Aufzeichnung, die Mondra im Kalten Raum angefertigt hatte.
Er erlebte Ramoz und seinen Freund Sajon als junge Piloten aus dem Volk der Zasa, einer Kunstzüchtung mit Genmaterial aus luchsähnlichen Tieren. In der Galaxis Zasaonta wurden sie von einem Oraccameo namens Wörgut Gooswart ausgebildet und erhielten die Kristalldorn-Antenne ins rechte Auge gepflanzt. In einem bestimmten Sektor entdeckten die Oraccameo QIN SHI, was in ihrer Sprache so viel wie »Herr der Gesichter« bedeutete.
Aber etwas stimmte nicht mit den Informationen, die Ramoz von Gooswart erhielt. Rhodan erfuhr, dass QIN SHI noch gar nicht existierte, die Oraccameo jedoch danach trachteten, ihre Evolution zu beschleunigen und sich in eine körperlose Entität zu transformieren.
Die Oraccameo machten Ramoz zur Seele der Flotte, zum Back-up. Aber weil er die Schiffe nicht in den Kalten Raum führen wollte, wurde er wie einst sein Freund Sajon zur Devolution verurteilt und fristete von da an als Tier sein Dasein.
Bis vor kurzer Zeit.
Während der Terraner in das BASIS-Versorgungselement wechselte, ließ er sich alle diese Informationen durch den Kopf gehen. Wenn die Oraccameo zu QIN SHI geworden waren, handelte es sich bei den Sternschiffen um ihre alte Flotte.
Dann gibt es Sicherheitskodes, die nur QIN SHI kennt! , dachte der Terraner. Diese Schiffe sind trojanische Pferde. Möglicherweise!
5.
»Shikaqin-Viibad«, klang es ehrfürchtig aus dem Mund des Adjutanten. »Schön sieht es aus!«
Protektor Kaowen stimmte ihm vorbehaltlos zu. Der Schleier glitzerte verlockend, ein wahres Naturwunder. Das Glühen, Leuchten und Strömen zeugte von überirdischer Kraft. Selbst bei der aktuellen Entfernung der RADONJU von knapp tausend Lichtjahren erschien es wie ein himmlisches Paradies.
Und doch hielt das 3544 Lichtjahre durchmessende, kugelförmige Gebiet vor allem eines für sie bereit: den Tod. Shikaqin-Viibad war ein Hypersturm-Monster der gefräßigsten Art, eine Materiefalle, die durch Schönheit anlockte und im exakt berechneten Augenblick zuschlug.
Physikalisch betrachtet stellte Shikaqin-Viibad am Rand von Zasao das galaktische Pendant zum Kollaron-Viibad von Dosa dar. Der Ursprung der Viibads ging auf die konventionellen Materieströme zwischen Dosa und Zasao zurück. Hier hatten sich die Massen konzentriert. Die Dichte überschritt zwar die normaler interstellarer Materie nur wenig, als Gesamtmasse kam jedoch »eine ganze Menge« zusammen. Einander überlagernde Kraftlinien, magnetisch wie hyperphysikalisch, heizten die Materie beträchtlich auf.
Tobende Naturgewalten, wie es sie nicht einmal in den Zentrumssektoren von Dosa und Zasao gab, erfüllten das Wunder. Im Zentrum des Viibads herrschte ein hyperphysikalisches Chaos, das die stärksten Hyperstürme um etliche Zehnerpotenzen überstieg. Raum und Zeit wurden in einem Maß verzerrt, dass sie völlig ihre Bedeutung verloren.
»Shikaqin sehen und sterben«, lautete ein geflügeltes Wort.
Kaowen wusste aber auch, dass das für ihn und die Besatzung der RADONJU keine Option sein durfte. Er streckte den Arm aus und deutete auf den Holokubus.
»Markiere Shikaqin!«, sagte er.
Der Automat färbte einen winzigen Bereich ein, 455 Lichtjahre vom Rand der Glutzone entfernt. Kaowen kannte die Daten des Zielgebiets und wusste, dass es sich um eine Hohlblase handelte. Ihr Durchmesser lag bei fünf Milliarden Kilometern; das entsprach der Größe eines Sonnensystems.
»Shikaqin enthält keine Mikromaterie, kein Plasma, keine hochenergetische Strahlung«, dozierte der Automat. »Es handelt sich um eine saubere Zone.«
Der Protektor senkte zur Bestätigung den Kopf. Im Innern der Hohlblase existierten keine chaotischen Vorgänge, deshalb stand Shikaqin sinngemäß für eine positive Anomaliezone. Lediglich die Oberfläche der Kugel zeigte im Raster der Hypertaster ein dichtes Geflecht von Strukturrissen, über die Energien und Masseteilchen nach außen abflossen oder abgesaugt wurden.
Um eine natürliche Folgeerscheinung der Materiebrücke handelte es sich nicht, so viel war Kaowen klar. Jemand erzeugte diesen Zustand auf künstliche Weise. Was lag näher, als an QIN SHI
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