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PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

Titel: PR 2667 – Der Diplomat von Maharani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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roten Pusteln überzogen war, wohl Zeichen unzureichender Ernährung und mangelnder Hygiene. Was hatte sein Sohn durchgemacht, was war mit ihm geschehen?
    »Ich habe ... ich meine, ich wollte den Kontakt zu dir niemals abbrechen lassen«, sagte Joschannan leise. »Ich hatte so viel um die Ohren, als deine Mutter noch lebte. Und ich hatte die Hoffnung, dass es eines Tages besser werden würde. Wurde es aber nicht. Immer mehr Arbeit, immer mehr Verantwortung.«
    »Du redest Scheiße.«
    »Ein bisschen mehr Höflichkeit könnte dir nicht schad...« Er brach ab. Er hatte kein Recht, den Jungen zu maßregeln. Nicht im Moment, und eigentlich war es sowieso längst zu spät.
    Er streckte eine Hand aus und berührte Caio sachte an der Schulter. Sein Sohn zuckte zurück, sprang abrupt auf, riss sich Messkleber vom nackten Körper, schrie, schlug um sich, rollte wie wild mit den Augen und spuckte Schaum.
    Arun sah entsetzt zu, zu keiner Regung fähig. Was geschah, was hatte er angerichtet?
    Caio stürzte sich auf ihn. Riss ihn zu Boden. Trommelte mit flachen Händen auf seine Brust, kreischte mit ungewohnt hoher Stimme. Seine Worte blieben unverständlich.
    Gashwa Perkat war auf einmal da. Sie zog den Jungen hoch und hielt ihn auf Abstand, scheinbar ohne ersichtlichen Kraftaufwand. Die Oxtornerin wehrte sich nicht gegen die Angriffe des Jungen. Sie ließ ihn gewähren, ließ sich anspucken und kratzen, ohne auch nur eine Regung zu zeigen.
    Joschannan kam auf die Beine. Ärzte waren mit einem Mal rings um ihn. Aufrecht gehende Roboter, aber auch Diagnosegeräte, die über- und nebeneinander durch den Raum schwirrten und Caio allmählich einkreisten. Die Darstellung der rot glühenden, unruhig fließenden Lavafluten machte einem beruhigenden Orangeton Platz, Musik ertönte. Ovanjo oder Karamenja oder eine der anderen Soubarettistinnen des 13. Jahrhunderts, der hohen Zeit klassischer Fankal-Liberaturen, intonierte das »Ruhelied«.
    Joschannan wich zurück, hin zur Tür, nun wieder mit Gashwa Perkat an der Seite, die seinen Sohn in die Obhut des Personals übergeben hatte.
    Er taumelte aus dem Raum, stolperte den Gang entlang.
    Weg hier! Er musste raus aus diesem Gebäude, benötigte frische Luft!
    Gashwa huschte neben ihm her. Als hätte sie seine Gedanken erraten, lenkte sie ihn in Richtung eines Notausgangs, öffnete die Tür, nachdem sie mit wachsamen Blicken die Umgebung abgesucht hatte, und ließ ihn ins Freie.
    Er eilte einen blumengesäumten Weg entlang, vorbei an Gartenrobotern, die mit spitzen Armscheren Blätter und Blüten zupften. Bis er eine Laube erreichte, die von Nass-Ahornbäumen umkränzt war und die ihm so etwas wie Schutz bot. Schutz vor anderen Menschen, Schutz vor deren Blicken.
    Die ihm erlaubte, mit seinen Gedanken allein zu sein.
     
    *
     
    Faroz Khalai fand ihn nach etwa zehn Minuten. Der Arzt setzte sich zu ihm. Er wirkte nachdenklich.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, sagte er.
    »Es ist meine Schuld.«
    »Wer weiß ... Wir wissen nach wie vor nicht, was sich in der Psyche der jungen Leute abspielt. Wir haben keine Ahnung, wie lange Caio der Indoktrination durch die Phenuben ausgesetzt war, und erst recht nicht, was mit ihm geschah, nachdem er zu den Zelten gegangen war.«
    »Er benahm sich ablehnend, aber er war meiner Meinung nach bei klarem Verstand. Eine kleine Berührung von mir genügte, um ihn kippen zu lassen.«
    »Wer trägt die Schuld an eurem schlechten Verhältnis?«
    »Wir haben gar kein Verhältnis«, gab Joschannan zu. »Seine Mutter starb viel zu früh, ich hatte jede Menge zu tun, die Großmutter übernahm seine Erziehung. Padmini Antwan. Womöglich kennst du ihren Namen ...«
    »Etwa diese völlig überspannte Frau vom Wander- und Wunderladen?« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, wie sehr es die Lebensumstände der Jugendlichen den Sayporanern erleichtern, Einfluss auf sie zu nehmen. Aber wenn du mich fragst, war Caio ein besonders dankbares Opfer für sie.«
    »Ja.«
    Sie schwiegen.
    Der Arzt holte eine Pfeife aus seinem Kittel hervor, steckte sie in den Mund, sog zweimal daran, bis sich der Kopf entzündete, und inhalierte dann genussvoll.
    »Du bist ein schrecklicher Versager, Erster Terraner«, sagte er dann, ohne Joschannan anzublicken.
    »Ich musste diesen Teil meines Lebens beiseite schieben, um meinen Pflichten nachkommen zu können.«
    »Deine Pflicht wäre es gewesen, für das Wohlergehen des Jungen zu sorgen.«
    »Ich habe eine Entscheidung

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