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PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

Titel: PR 2667 – Der Diplomat von Maharani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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getroffen. So grausam es auch klingen mag: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es die richtige war. Ich bin gut bei dem, was ich mache. Womöglich bin ich der Beste in diesem Job.«
    »Das klingt äußerst überheblich.«
    »Überheblichkeit schützt mich. Ist es in deinem Beruf nicht genauso? Hast du dir nicht auch ein Schutzmäntelchen der Unnahbarkeit umgelegt, um nur ja nicht von persönlichen Schicksalen getroffen zu werden?«
    »Natürlich.« Der Arzt nickte. Er tat einen letzten Zug an der Pfeife und klopfte auf den Kopf. Dem glosenden Tabak wurde jeglicher Sauerstoff entzogen, er erlosch. »Ich leite diese Station seit nunmehr zwei Jahrzehnten. Ich habe sie aufgebaut und zu einer der besten Adressen für angeblich unheilbare Fälle mit Nervenschäden und psychischen Erkrankungen gemacht.
    Man dankt es mir, man ehrt mich, man bezahlt mich gut. Aber ich habe in derselben Zeit zwei Ehen in den Sand gesetzt. Meine drei Kinder wollen mich weder sehen noch mit mir sprechen. Ein viertes liegt auf dem Nasrapan-Friedhof begraben, unweit von hier. Drogen und Alkohol. Das Übliche halt ...«
    Der Arzt streckte seine Finger aus, sie zitterten heftig.
    »In zwei Jahren endet mein Vertrag, eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Ich habe vor, woanders hinzugehen und ein neues Leben zu beginnen. Ich habe mir geschworen, ein besserer Mensch zu sein. Und weißt du was? – Im selben Augenblick, da ich das denke, weiß ich, dass ich mich selbst belüge. Ich werde dieselben alten Gewohnheiten beibehalten. Werde weiterhin Zusatzschichten einlegen, weil ich den Ehrgeiz verspüre, der Beste auf meinem Gebiet zu sein. Ich werde alles rings um mich vernachlässigen. Werde dieselbe zynische Ansicht vom Leben hegen, wie ich es jetzt bereits tue. – Es wird sich nichts ändern. Gar nichts. Bis zu dem Moment, da ich sterbe und auf dem Turm des Schweigens zur Himmelsbestattung aufgebahrt werde.«
    »Du bist Parse?«
    »Ja.«
    »Ihr habt seltsame Bräuche.«
    »So ist das mit Bräuchen nun mal. Sie stammen meist aus grauer Vorzeit und haben längst ihren Sinn verloren.« Faroz Khalai zuckte die Achseln. »Aber immerhin stellen sie Konstanten in unserem Leben dar. Es ist für mich etwas Tröstendes, dass mein Leib nach dem Tod nicht verscharrt wird, sondern einen Zweck erfüllt.«
    Sie schwiegen. Lange. Bis sich Gashwa, die respektvollen Abstand gehalten hatte, leise räusperte.
    »Ich muss gehen«, sagte Arun Joschannan. »Die Arbeit ruft.«
    »Und wie sie das tut.« Der Arzt erhob sich. »Tu deinem Sohn etwas Gutes und besuch ihn regelmäßig. Wir tun unser Bestes, um ihn wieder auf die Beine zu bekommen. Aber etwas Zuwendung von jenem Menschen, den er wohl am meisten liebt, könnte nicht schaden.«
    »Liebe?« Joschannan lachte bitter. »Hast du schon wieder vergessen, dass er mich angegriffen hat?«
    »Weil du starke Emotionen in ihm auslöst. Das ist ein gutes Zeichen. Du bist derzeit ein Ankerpunkt in seinem Leben, womöglich der einzige. Wenn du nicht wärst und er dich nicht so sehr verachten würde, würde er womöglich immer tiefer in diese seltsame Abhängigkeit zu den Sayporanern rutschen. Wenn wir bloß mehr über ihre Methoden herausfänden ...«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Joschannan steif, reichte dem Arzt die Hand und verabschiedete sich. Er hatte viel zu tun, und mit einem Mal spürte er wieder die Bürde, die man ihm mit dem Amt des Ersten Terraners auferlegt hatte.
    Hatte er überhaupt das Recht, ein Privatleben zu führen?
    Er verließ das Spital, mit seiner oxtornischen Leibwächterin im Schlepptau, und verdrängte tunlichst die Gedanken an seinen Sohn.

3.
    Aurora: Galakto City,
    20. Februar 1470 NGZ
     
    Lazari Pinkor richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Ronald Tekener bewunderte den Siganesen für sein selbstsicheres Auftreten. Er war ein kleines Stückchen länger als der ausgestreckte Mittelfinger eines erwachsenen Terraners – und dennoch ein bestimmender Charakter in dieser illustren Runde, deren Mitglieder von den galaktischen Völkern geachtet, manchmal aber auch gefürchtet wurden.
    »Schönen guten Tag«, sagte der Siganese und verbeugte sich vor den Anwesenden sowie vor weiteren Holo-Abbildungen, die rings um den Konferenztisch gruppiert worden waren. »Halten wir uns nicht lange mit Vorreden auf: Der geheime Sicherheitsbeirat ist zusammengekommen, um die galaktopolitische Situation zu analysieren und Informationen auszutauschen.«
    Er blickte Lordadmiral Monkey an, der im

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