PR 2667 – Der Diplomat von Maharani
dass er selbst den Ersten Terraner als Lockvogel benutzt hatte.
Nun wandte Tekener sich Ryzü Krüskyn zu, dem Vertreter von Gatas. Der Blue war mit terranischer Gestik so weit vertraut, dass er verstand. Er übernahm den Gesprächsfaden.
»Bei unseren Jülziish-Völkern wurden keinerlei Jugendliche angeworben«, zwitscherte er; seine Worte wurden per Translator ins Interkosmo übersetzt. »Die Sayporaner haben mit ihren Unterhaltungsprogrammen nur einen Deckmantel für die Badakk-Aktivitäten gegeben. Diese allerdings waren höchst intensiv. Wir haben Befallene auf mehr Welten entdeckt, als Finger an beide Hände gehören.«
Die Geheimdienstleute ringsum gaben sich unbeeindruckt; doch Tekener wusste, dass derlei Erfolgserlebnisse auch diesen hartgesottenen Frauen und Männern Befriedigung verschafften. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Invasion aufgehalten worden war und die vereinten Milchstraßenvölker Oberwasser bekamen.
»Die gefangenen Agenten haben wir an die USO überstellt«, setzte Ryzü Krüskyn fort. »Alle überlebenden Opfer stehen vorläufig unter ärztlicher Aufsicht. Insgesamt sechzehn von ihnen waren von der rosa gepunkteten Kreatur des Wahnsinns befallen, als wir sie aufspürten. Alle Betroffenen besetzten Positionen, die mit militärischen Angelegenheiten oder der Außenpolitik zu tun hatten.«
Der Gataser verrenkte den Mundhals als Zeichen dafür, dass er mit seinen Aussagen am Ende war. Arun Joschannan übernahm. Er sah schlecht aus, fand Tekener. Die Augenringe hingen tief, seine Hände zitterten leicht.
»Unsere Vermutungen gehen dahin«, sagte er, »dass die Jülziish immun gegen die Beeinflussungsversuche der Sayporaner sind – aber nicht nur sie. Auch von unseren topsidischen Freunden haben wir erfahren, dass sie immun gegen Sayporaner sind. Was vermuten lässt, dass diese ausschließlich Galaktiker lemurischer Herkunft angreifen können. Die Badakk-Übernahmen hingegen scheinen bei jedermann zu gelingen.«
Er nannte die Topsider Freunde – und aus seinem Mund klang es ehrlich. Arun Joschannan galt nicht nur als Mann des Ausgleichs, der mit jedermann gut konnte. Darüber hinaus hatte er lange Zeit mit Topsidern verbracht, mit und bei ihnen gelebt.
Joschannan gehörte einer neuen Generation von Politikern an. Es war nicht nur eine Zwangslage, die ihn den intensiven Kontakt mit Vertretern aller Milchstraßenvölker suchen ließ; dieses Verlangen nach harmonischem Zusammenleben entsprach seiner innersten Überzeugung.
Reino tan Vitar ergriff das Wort. »Dann sind wir Akonen wohl die Ausnahme. Es gibt keine Angriffe der Sayporaner oder der Badakk zu berichten. Ich hätte vermutet, dass es an unserer anderen Lebensweise liegt. Aber auch die gemeldeten Zahlen von Agenten und Befallenen, die im arkonidischen Kristallimperium registriert wurden, halte ich für verblüffend niedrig angesichts der Macht und der Größe des Reichs.« Er nickte Bostich zu und klopfte leise auf die Tischplatte, wie er es immer tat, wenn er einen Gedankengang abschloss. »Die feindlichen Agenten sind für uns nicht weiter interessant. Ganz im Gegensatz zu den fremden Transmittern, diesen Transitparketts. Ihr könnt euch vorstellen, dass deren Möglichkeiten in akonischen Fachkreisen für erheblichen Aufruhr gesorgt haben.«
Die Akonen und ihre Fixierung auf Transmittertechnik ... An Stammtischen auf Terra gab dieser Spleen ausreichend Stoff für mehr oder minder gelungene Witze, so, wie ein Gataser stets mit widerlichem Essen und ein Matten-Willy immer mit Alkoholproblemen in Verbindung gebracht wurde. Doch Tekener wusste nur zu gut, dass die Angehörigen dieser alten Hochkultur keinesfalls auf einige wenige Schlagworte reduziert werden durften.
Nach einer Nacht, die Tekener und Reino tan Vitar sich mit strategischen Planspielen um die Ohren geschlagen hatten, hatte er den Akonen gefragt, auf welche Eigenschaften er denn die Terraner reduzieren würde. Die Antwort hatte ihm zu denken gegeben.
»Ihr seid neugierig«, hatte der Tschanor-Gos gesagt. »So sehr, dass es manchmal wehtut. Ihr wollt immer weiter, immer allem auf den Grund gehen, auch wenn es längst besser wäre, Ruhe zu geben und Grenzen zu ziehen. Diese Eigenschaft macht euch nicht unbedingt jedermann sympathisch.«
Freunde waren dazu da, die Wahrheit zu sagen, und wenn sie noch so sehr schmerzte.
Tormanac da Hozarius meldete sich zu Wort; jener Berater Bostichs, um den sich zahlreiche Gerüchte rankten. »Ich möchte noch einige
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