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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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verschmolz mit ihr und blieb doch er selbst. Ein Druck baute sich auf sein Bewusstsein auf, als würde etwas mit Gewalt seine Seele umschließen, um sie zu zerquetschen.
    Er fühlte sich, als könne er nicht mehr atmen, und er konnte es tatsächlich nicht mehr.
    Er brauchte es aber auch nicht.
    Rund um ihn bäumte sich die Welt gegen diesen allgegenwärtigen Druck auf. Die Umgebung stülpte sich ihm entgegen, der Horizont verbog sich. Die Schutzschirmkuppel löste sich auf und verwehte als Funkenschleier.
    Es blieb nur ein Nebel, der durch Saedelaeres Poren kroch und sie von innen sprengte. Gleichzeitig lasteten mit einem Mal der gesamte Planet und seine Masse auf ihm allein, doch der Terraner wurde nicht zermalmt, sondern er ertrug die Last mit unendlicher Qual, versuchte sie von sich zu schleudern.
    Er scheiterte.
    Er wollte dem Druck dieses entsetzlichen Gefängnisses entfliehen.
    Einen Nicht-Atemzug später verwandelte sich der Druck in ein Pulsieren, als poche im Zentrum des Planeten ein Herz: ein Schlag. Ein Schlag. Ein Schlag.
    Sholoubwas Herz, dachte der Terraner.
    Der langsame Rhythmus steigerte sich: ein Schlag. Ein Schlag, ein Schlag, Schlag, Schlag.
    Er raste: Ein SchlagSchlagSchlagSchlagSchlagSchlag, und der Rhythmus riss Saedelaere davon.
    Der Terraner wirbelte in einem diffusen Nichts, das auf allen Seiten aufriss. Fremde Welten und Zeiten schauten hinein in diese Ebene der Wirklichkeit, und Saedelaere sah durch die Risse auf Raumschiffe und Welten und Städte und Spiegel, die zerbrachen.
    Lebewesen zogen vorüber, doch sie gingen rückwärts in der Zeit, so rasch, dass Alaska sie kaum erkennen konnte, ehe sie geboren wurden und sich in den Mutterleib zurückzogen. Ein eben noch riesiges Echsenwesen kehrte zurück in sein Ei, die Schale fügte sich zusammen, und das Ei verschwand aus dem Nest, das noch nicht gebaut war.
    Die Raumzeit geriet aus den Fugen und raste schließlich in sich überschlagendem Tempo voran. Die primitiven Humanoiden des Planeten errichteten vor seinen Augen auf einer stabilen Insel inmitten des Nebelmeers eine einfache Holzhüttensiedlung, die zu einer Stadt aus Stein wurde und phantastische Bauwerke hervorbrachte. In den Straßenschluchten – Türme aus Glas und Metall ragten plötzlich auf – fuhren Fahrzeuge und erhoben sich vom Boden, entschwanden im All.
    Mit dem nächsten Pulsschlag verpuffte die Stadt. Der Planet veränderte sich, nahm rundum wieder feste Gestalt an. Ein gewaltiger Asteroid raste heran und schmetterte in den Gebirgszug, auf dessen Rand Saedelaeres Bewusstsein stand. Die Berge zerbrachen, der ganze Kontinent erbebte, und Teile versanken schäumend im Meer.
    Magmaströme quollen aus dem Erdinneren und ebneten die Landschaft ein, zerschmolzen Tausende von riesigen Tieren, die über die Erde walzten. Ihre Knochen trieben in einer erkaltenden Masse, die eine weite Ebene bildete.
    Schlick und Gestein lagerten sich zu sanften Hügeln ab, und mit dem nächsten Pulsschlag schleuderte es Saedelaere in die Nähe seiner Gegenwart, als er den Planeten betreten hatte.
    Er trieb in einem wilden Etwas, und plötzlich schaute er wieder aus echten, materiellen Augen.
    Aber es waren nicht seine eigenen.
     
    *
     
    Ich schaue auf die anderen, aber sie starren in den Himmel, genau wie ich eben noch. Also ist es wirklich so. Das Ding ist tatsächlich aus dem Firmament gefallen.
    »Es ist ein Berg«, sagt die Priesterin, »den die Götter von ihrer Wohnstatt aus hinabgeworfen haben.« Vielleicht, um darin in einer verborgenen Höhle auf unserer Welt zu wohnen und nahe bei uns zu sein? Womöglich aber auch, um uns zu warnen, weil wir etwas falsch gemacht haben. Sie ist sich noch nicht sicher.
    Ich glaube das nicht. Dieser Klotz ist ein Stern, der nicht mehr leuchtet und deswegen von den Großen Bauarbeitern aus dem Himmel geschickt worden ist. Denn Sterne müssen leuchten, und wenn sie es nicht mehr tun, werden sie bestraft.
    Es ist ein Raumschiff, dachte Alaska Saedelaere.
    Wir versammeln uns alle um das Ding, aber weit genug entfernt. »Aus Ehrfurcht vor den Göttern«, sagt die Priesterin. Aus Angst, sage ich.
    Viele Augen schauen zu, als sich ein Loch in dem Stern öffnet und kleine Gestalten daraus hervorspringen. Es sind bestimmt Tiere. Sie wohnen in dem Stern, aber weil er nicht mehr leuchtet, ist es ihnen zu dunkel geworden.
    Wie seltsam sie schimmern, wenn das Licht auf sie fällt. Vielleicht sind es winzige Sternkinder, die noch nicht geboren worden sind. Kann es

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