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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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aktiviert gewesen. Ein ganzes Jahr hatte er in der Ecke seines Arbeitszimmers gestanden und den Anschein eines unbenutzten Möbelstücks gegeben.
    »Und du bist die ganze Zeit über via Nullkanal mit der Konzernpositronik verbunden gewesen«, stellte er erschüttert fest.
    »Das stimmt.«
    »Weshalb ... weshalb hast du nicht mit mir kommuniziert?«
    »Du hast nicht mit mir kommuniziert«, korrigierte der Roboter emotionslos. »Du hattest keine Verwendung mehr für mich.«
    »Und wie kamst du auf die Lösung mit den Magnetfeldern? Hat einer meiner Mitarbeiter diese Idee gehabt, und du hast sie mir übermittelt?«
    »Nein. Ich kam allein darauf und nahm an, dass dich meine Konklusion interessieren würde.«
    »Lüg mich nicht an! Ein solches Vorgehen entspricht nicht deiner Programmierung!«
    Cholaquin biss sich auf die Zunge. Sein Ausruf führte im Kreis. Eine Lüge gehörte ebenfalls nicht in Sholoubwas programmgegebenen Handlungsspielraum.
    »Weshalb sollte ich dich anlügen?«, fragte der Roboter prompt. »Dazu gibt es keine Grundlage.«
    »Du denkst außerhalb deines Programms!«, stellte Cholaquin fest. »Wie kann das möglich sein?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du hast selbstständig entschieden, mein Problem zu lösen, und bist überaus kreativ dabei vorgegangen. Das ist eigentlich unmöglich!«
    »Ich verstehe dich leider immer noch nicht, Cholaquin. Zu jedem Problem gibt es eine Lösung. Meine Rechenkapazität erlaubt es mir, je nach Faktenlage und Komplexität Billionen von alternativen Lösungswegen gleichzeitig zu analysieren. Es erscheint mir nur logisch, dass ich dabei auf mindestens ein umsetzbares Resultat komme. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung spricht von ...«
    »Moment!«, unterbrach Cholaquin den Redefluss seines Roboters. »Willst du damit sagen, dass du nicht nur den Lösungsansatz, sondern auch gleich die Lösung selbst für das Verbindungsproblem gefunden hast?«
    »Ja«, antwortete Sholoubwa. »Soll ich dir die Ergebnisse an deine Arbeitsstation übertragen?«
    Der Konstrukteur öffnete langsam den Mund. Er benötigte mehrere Sekunden, bevor er aus seiner Starre erwachte.
    »Wenn du das bitte tun könntest«, sagte er dann mit erstickender Stimme.
    »Bitte sehr«, sagte Sholoubwa.
    Cholaquin setzte sich an sein Terminal und rechnete die durch Sholoubwa gelieferten Zahlen durch. Die Simulation bestätigte das Resultat, auf das der Roboter gekommen war. Cholaquin zweifelte nicht daran, dass die Transmitterverbindungen stabil sein würden, sobald die entsprechenden Anpassungen in den Stationen vorgenommen worden waren.
    Er sendete die Neuerungen an seine Ingenieure und an die Fabriken, die die Bauteile zur Beeinflussung der Sonnenmagnetfelder herstellen mussten.
    Danach wandte er sich wieder seinem Roboter zu. Er desaktivierte ihn, nahm ihn Stück für Stück auseinander.
    Dabei stellte er fest, dass die für Lebewesen tödliche Strahlung bei dem Roboter zu einer ganz anderen Veränderung geführt hatte: Die Platinen aus halborganischem Material war mutiert. Dabei hatten die automatischen Reparaturfunktionen dazu geführt, dass sich die Leitbahnen laufend neu formiert und sich selbst modifiziert hatten.
    Dadurch hatten sich die Algorithmen, die Befehlsroutinen soweit verändert, dass Sholoubwa nicht mehr nur zu linear ablaufenden Rechenprozessen fähig war, sondern auf stimulanzunabhängige Lösungen kam.
    Geistesblitze.
    Fassungslos schüttelte er den Kopf. Er, Cholaquin Port'aldonar, hatte eine Positronik erschaffen, die über schöpferische Intelligenz verfügte.
    Plötzlich musste er lachen. Welch eine Ironie, dass er mit seinem Betrug – wenngleich auch unabsichtlich – das geschafft hatte, was Husen mit seinem Bioroboter hatte erreichen wollen!
    »Die Verschmelzung der intuitiven Vorteile von Biomasse mit der Rechenleistung einer Positronik«, äffte er Husens wichtigtuerische Stimme nach und lachte erneut, bis sein Bauch trotz der Medikamente schmerzte.
     
    *
     
    Zwei Monate später stand die Transmitterverbindung über die maximale Ausdehnung von zweieinhalbtausend Lichtjahren, und Cholaquin konnte den Orbitalwerften den Befehl geben, die restlichen 39 Transmitterstationen zu bauen.
    Weniger befriedigend waren die Ergebnisse der umfangreichen Testreihen, die er an Positronikelementen vornahm. Kein einziger halborganischer Platinenverbund reagierte auf die Strahlungsdosis aus einem Nullkanal-Transmitter wie derjenige Sholoubwas.
    Selbst als er in unfassbar aufwändiger

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