PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

den Nullkanal gesprochen. Alle Daten diese Technologie betreffend lagen tausendmal gesichert auf seinem Konzernserver. Niemand konnte von dem Nullkanal wissen.
    »Woher kennst du diesen Begriff?«
    »Was würdest du sagen«, fragte der Bote, ohne auf seine Frage einzugehen, »wenn du eine Technologie untersuchen dürftest, die ›der distanzlose Schritt‹ genannt wird? Sie beruht auf demselben Prinzip wie dein Nullkanal, nur funktioniert sie in einem größeren Rahmen. Und sie kommt«, damit warf er Sholoubwa einen Seitenblick zu, »ohne jede für organische Materie schädliche Strahlung aus.«
    Cholaquin fühlte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. Er dachte an seine Vision des Hauses, dessen Räume auf verschiedenen Welten lagen. Aber auf der anderen Seite ...
    »Das kommt darauf an«, antwortete er langsam. »Was hätte ich davon, für diese ominöse höhere Macht zu arbeiten? Was würden mir deine Auftraggeber für meine Arbeit bezahlen?«
    Zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen schien der Fremde seine Nonchalance zu verlieren. Sein blasiertes Lächeln verschwand.
    »Ich muss gestehen, ich verstehe deine Frage nicht ganz, Konstrukteur«, sagte der Bote. »Reicht es nicht, Anteil an den Wundern des Universums zu nehmen? Mit unbegrenzten Mitteln für die Evolution des Kosmos zu arbeiten?«
    Die gesamte Spannung, die sich in Port'aldonar aufgebaut hatte, entlud sich in einem lang anhaltenden, schallenden Lachen. »Was geht mich der Kosmos an?«, prustete er. »Ich arbeite doch nicht ohne Entgelt! Und außerdem benötige ich Herausforderungen für meine Arbeit. Wenn mir deine höhere Macht meine Erfindung des Nullkanals gestohlen hat, kann es mit ihrer Technik ja nicht sehr weit her sein.«
    Der Bote hob beschwichtigend beide Hände. Dem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war er hochgradig verwirrt.
    »Du musst mich falsch verstanden haben, Konstrukteur. Meine Auftraggeber haben die Technik des distanzlosen Schrittes vor einer für dich unvorstellbar langen Zeit entwickelt. Und was die Herausforderungen anbelangt – es sei dir versichert, Cholaquin Port'aldonar, dass die Herausforderungen, die meine Auftraggeber an dich richten werden, alle technischen Probleme, die du bisher in deinem Leben gelöst hast, wie Kinderspielzeug aussehen lassen werden.«
    »Dummes Geschwätz«, gab Cholaquin mit eisiger Stimme zurück. »Denkst du allen Ernstes, dass du mich mit solch leeren Versprechungen ködern kannst? Deine Auftraggeber sind mir schon jetzt äußerst suspekt und unsympathisch, bevor ich sie überhaupt getroffen habe. Sie klingen nach den typischen Schnorrern, die alles verlangen und nichts dafür geben. Und von diesen, es sei dir versichert, Bote, kenne ich bereits genug auf meiner niedrigen Entwicklungsstufe!«
    Der Bote sah ihn sekundenlang fassungslos an. Dann sagte er mit kehliger Stimme: »Offensichtlich bist du noch nicht reif für dieses Angebot, Cholaquin Port'aldonar.«
    Damit wandte er sich um und ging.
    Einen Moment lang sah der Konstrukteur ihm nach. Dann aktivierte er sein Funkgerät und befahl dem Sicherheitsdienst, den Fremden verhaften zu lassen.
    Er erhielt die nicht völlig überraschende Antwort, dass die Überwachungssysteme keinen Fremden in der Weltraumwerft angemessen hatten.
    Cholaquin wechselte einen Blick mit Sholoubwa.
    »Was willst du nun tun?«, fragte sein Assistent.
    »Mich selbstverständlich wieder meiner Arbeit zuwenden.«
    Ihm kam das dumme Gesicht dieses angeblichen Boten in den Sinn, als er sein Angebot abgeschmettert hatte. Er musste lachen.
    »Wunder des Kosmos ...«, sagte er. »Was für ein Sowundreck.«

8.
    Ruf der Heimat
    4273 NRG
     
    Achtzehn Jahre später ...
    Der Zorn rollte in mächtigen Wogen über ihn hinweg.
    »Was soll das heißen, dass du den Auftrag nicht ausführen willst?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich den Auftrag ablehne, sondern ich habe dich gebeten, mir Aufgaben zuzuteilen, die meinen Möglichkeiten entsprechen.«
    »Das läuft auf das Gleiche hinaus!«
    »Ich orte über hundert Roboteinheiten in der Großen Positronik, die speziell für die Umweltkontrolle der Rechnerräume erschaffen wurden. Es ist unlogisch, dass du mir diese Aufgabe überträgst!«
    Cholaquin blickte seinen Assistenten verachtend an. Er hatte Sholoubwas Rechenkapazitäten in den vergangenen Jahren immer weiter vergrößert.
    Dazu hatte Cholaquin eigens einen Mond im Kolonialsystem Stinep gekauft, ihn ausgehöhlt und einen riesigen Rechnerverbund darin verbaut,