PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
umfangreiche Messungen der Energieströme veranlasst und wollte sie nun in aller Ruhe überprüfen.
Während seine Arbeitspositroniken die eingehenden Daten holografisch darstellten, erinnerte sich Cholaquin daran, dass er vergessen hatte, seine Medikamente zu nehmen. Die mit Zellgittern zusammengehaltenen Organe machten ihm immer wieder zu schaffen, sodass er sich alle paar Wochen einer Medikamentenkur unterziehen musste.
Er wollte bereits nach S 30 rufen, ließ es dann aber sein. Je schneller seine Nochfrau gepackt hatte und gegangen war, desto besser.
Cholaquins Blick fiel auf Sholoubwa, der in einer Ecke seines Arbeitszimmers stand und langsam verstaubte. Nach dem Gewinn der Wette gegen Husen hatte er keine Verwendung mehr für seinen ehemaligen Servo gehabt, zumal Etana darauf bestanden hatte, einen ultramodernen und auf ihre exquisiten Bedürfnisse ausgerichteten Servo der S-Linie anzuschaffen.
Nun müsste er Sholoubwa reaktivieren und wahrscheinlich erst ein paar Neuerungen in seiner Programmierung vornehmen, damit er wieder als normaler Hausservo tätig sein konnte.
Er holte den Dispenser, gab die Zusammenstellung des Medikamentencocktails ein und drückte auf die Bestätigungstaste. Ein kurzes, warmes Ziehen in seinem Bauch ließ ihn wissen, dass der implantierte Chip die gewünschte Ladung Medikamente ausgestoßen hatte.
Verärgert erkannte Cholaquin, dass einer der Wirkstoffe langsam zu Ende ging und er sich in der Klinik den Chip auffüllen lassen musste.
Er warf den Dispenser auf einen der Tische und setzte sich wieder an seine Arbeitsstation. Dann ließ er sich eine Simulation der Energieströme zwischen den Teststationen berechnen und projizierte sie als leuchtend blaue Linien quer durch sein Arbeitszimmer.
Anschließend rief er sein Formelwerk auf, auf dem die Kalibrierung der Energieströme basierte.
Er nahm einzelne Veränderungen vor, die aber nicht zum gewünschten Erfolg führten, wie er am Flackern der simulierten Energieströme feststellte.
Verbissen arbeitete er weiter. Mit jedem Fehlschlag wurde er ungeduldiger. Das fürchterliche Gefühl, dass er vom Anfang an in die falsche Richtung dachte, verstärkte sich.
»Du lässt die Magnetfelder der Sonne außer Acht«, erklang plötzlich eine bekannte Stimme.
Cholaquin zuckte zusammen. Im Zeitlupentempo wanderte sein Blick zu Sholoubwa. Hörte er plötzlich Stimmen? Es konnte doch nicht sein, dass ...
»Sholoubwa?«, fragte er.
Einer von Sholoubwas Tentakelarmen streckte sich. Mit den sensiblen Greiffingern deutete der Roboter auf eine der projizierten Sonnen.
»Du lässt die Magnetfelder außer Acht«, sagte der ehemalige Servobot erneut. »Anstatt die Stationen vor ihnen abzuschirmen, solltest du ihre Energie dazu verwenden, die Energieströme zu stabilisieren.«
Cholaquin Port'aldonar öffnete den Mund, aber ihm fiel nichts ein. Tausend Gedanken flogen durch seinen Geist, aber er konnte keinen einzigen davon festhalten.
»Na prima«, erklang eine andere Stimme von der Tür her. »Dann hast du ja endlich einen Gesprächspartner, der sich für dein Technogeschwätz interessiert.«
Der Konstrukteur blickte zur Tür. Etana stand dort. Neu geschminkt und in einen schwarzen Hosenanzug gekleidet. Hinter ihr im Wohnzimmer standen S 30 und ein Berg Transportboxen.
»Ich gehe jetzt«, sagte Etana. »Hast du mir noch etwas zu sagen?«
Cholaquin schluckte. »Nein«, gab er zurück. »Danke!«
Etana presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie blassgraue Linien bildeten. »Dann wünsche ich dir einen guten Rest deines erbärmlichen Lebens. Meine Anwälte melden sich bei dir!«
Sie stürmte hinaus, und S 30 beeilte sich, ihr mit dem Berg Transportboxen zu folgen. Dann schloss sich die Tür seines Appartements, und Cholaquin war allein.
Nicht ganz allein.
Er sah wieder zu Sholoubwa, der seinen Tentakelarm wieder in die Ausgangsstellung zurückgebogen hatte.
»Habe ich mir das eben nur eingebildet, oder hast du mir geraten, das Magnetfeld der Sonnen zur Stabilisierung der Energieströme zu verwenden?«
»Das hast du dir nicht eingebildet«, antwortete Sholoubwa. »Das ist so.«
Zwei Stunden lang arbeitete Cholaquin verbissen daran, die Simulation mit den Werten der Sonnenmagnetfelder zu erweitern. Je näher er sich damit befasste, desto klarer sah er, dass Sholoubwas Tipp ins Schwarze getroffen hatte.
Er erhob sich und untersuchte die ehemalige Medodrohne, den ehemaligen Servobot. Sholoubwa war tatsächlich die ganze Zeit über
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