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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Nullkanal-Transmitter. Vom Wohnzimmer in seinem Appartement in Anathenar könnte er in den Nebenraum auf der Wasserwelt Solaquin gehen, eines seiner Schlafzimmer würde im Grasmeer von Serhatar liegen und das andere in einer Suite des Orbitalhotels von Mowen.
    Die Erfindung hatte nur einen kleinen Haken, der ihn aber um ein Haar das Leben gekostet hätte: Das Gerät, das den Nullkanal öffnete, erzeugte dabei eine sehr eng begrenzte, aber letztlich tödliche Strahlung. Und dieser Strahlung hatte er sich ohne Wissen ihrer Existenz ausgesetzt.
    Einzig pures Glück hatte ihn vor dem Tod bewahrt.
    Die halb organischen Netze, die seine im Krieg beschädigten Organe zusammenhielten, wurden durch Nanosonden überwacht. Als er sich bei der Arbeit am Nullkanal-Transmitter der Strahlung ausgesetzt hatte, lösten die Nanosonden sofort Alarm aus. Sholoubwa rettete ihm zum zweiten Mal das Leben, indem er ihn von der Strahlenquelle entfernte. Ein paar Sekundenbruchteile hatten gefehlt, und seine Zellmembranen wären zerplatzt wie Seifenblasen.
    Nach einem längeren Klinikaufenthalt hatte er sich noch einmal kurz des Nullkanals angenommen und Tests mit Tieren und Freiwilligen durchgeführt, aber er war des Strahlungsproblems nicht Herr geworden. Danach hatte er das Projekt archiviert und sich stattdessen der Idee gewidmet, die Energie von Sonnen zu nutzen, um mittels Großtransmitter ganze Raumschiffe von Stern zu Stern zu senden.
    Nun würde ihm der Nullkanal dabei behilflich sein, die Wette zu gewinnen.
    »Ich werde dir einen Nullkanal-Transmitter einbauen«, sagte er mit vor Aufregung zittriger Stimme. »Dir kann die für Lebewesen tödliche Strahlung nichts anhaben, weil du eine Maschine bist!«
    Das zweite Nullkanal-Modul würde er in eine der Konzernpositroniken einbauen. Mit dieser offenen Leitung durch den Nullkanal wäre das Problem der fehlenden 13 Prozent gelöst. Die Rechenkapazität Sholoubwas entspräche derjenigen einer Großpositronik.
    Und das Beste daran war, dass niemand den Nullkanal anmessen konnte. Selbst wenn Husen auf die Idee käme, den Roboter durch einen fünfdimensionalen Schirm abzuschotten, stünde die Leitung durch den Nullkanal weiterhin offen.
    »Ich habe die Erkenntnisse aus dem Projekt Nullkanal analysiert und komme zum Schluss, dass deine Absicht innerhalb der verbleibenden zwei Tage umsetzbar ist«, sagte Sholoubwa. »Aber meine Kontext-Analyse besagt, dass du durch das Nichteinhalten der Wettregeln einen Verstoß gegen den mowischen Ehrenkodex begehst.«
    Cholaquin Port'aldonar sah sein Konstrukt finster an. »Erstens ist Husen ein kleiner Niemand«, erwiderte er bissig, »zweitens verrecke ich lieber, als vor ihm zu kapitulieren. Und drittens ... was versteht ein Maschinenhirn schon von Ehre?«
    »Nichts«, erwiderte Sholoubwa. »Ich kann denken, nicht fühlen.«
    »Und ich kann dich jederzeit auf den Schrott befördern«, knurrte Port'aldonar und desaktivierte den Roboter.

6.
    Mutation und Modifikation
    4254 NRG
     
    Ein Jahr später.
    »Du hast alles kaputt gemacht!«
    Etana stand vor dem Spiegelfeld in der Nasszelle und versuchte verzweifelt, die Schminke zu retten, die sie zuvor in mühseliger Kleinarbeit aufgetragen hatte. Die nachfließenden Tränen ließen das Unternehmen im Ansatz scheitern, wie Cholaquin mit innerem Vergnügen feststellte.
    Wie immer ging es um die Wette, die ihnen beiden den Ehevertrag eingebracht hatte. Die ersten Wochen nach der rauschenden Hochzeit waren voller Leidenschaft gewesen.
    Als dann der ehemalige Oberkonstrukteur Husen verschwand, wich ihre Hingabe einem schlechten Gewissen. Und als man ihren Exmann einen Monat später halb verwest und mit aufgeschnittener Kehle aus dem Hafenbecken zog, begannen die Vorwürfe und mit ihnen der Hass auf den neuen Ehemann.
    »Was soll ich sagen?«, fragte Cholaquin, der an der Tür zur Nasszelle lehnte. »Dich wieder einmal daran erinnern, dass du dem kleinen Niemand erlaubt hast, die Wette einzugehen? Dass du dich beleidigt von ihm abgewandt hast, als sich herausstellte, dass er die Wette verloren hatte? Dass du aus freiem Willen dem Weg des Geldes gefolgt bist?«
    Energisch wirbelte sie herum. Einen Moment lang glaubte er, dass sie mit einem ihrer Schminktiegel nach ihm werfen würde.
    »Was heißt hier ›aus freiem Willen‹?«, rief sie. »Ich musste mich dem Ehrenkodex beugen!«
    »Ach ja?«, fragte er genüsslich. »Weil du sonst von der Gesellschaft der Reichen und Langweiligen, in der du dich so wohlfühlst,

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