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PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Banteira.
    06.00:
    Schlachtschiff SAN SEBASTIAN hat trotz mehrerer von Gravo-Erratik betroffener Sektionen in den Linearraum gewechselt. Musste Linearetappe wegen schwerer Schäden unterbrechen. Soll nach Reparatur entsprechend der Lage und eigenem Ermessen Verband folgen oder vorherige Zielsonne ansteuern. Unmittelbare Umgebung von Sonnen wirkt generell ruhiger.
    07.30:
    Sind in einem Bereich mit seltsamen Leuchterscheinungen herausgekommen. Schwerkrafterzeugung auf allen Schiffen beeinträchtigt, ständig wechselnde Vektoren. Verletzte auf allen Schiffen.
    Mossis anschauliche Beschreibung hatte gelautet, dass sie sich gefühlt hatten wie in Nussschalen bei starker See. Oder als habe jemand die Schiffe in eine Mischtrommel geworfen und diese kräftig gedreht.
    Die Verbandskommandantin wechselte zur Verbandsliste. 51 Schiffe waren ihr noch geblieben, 28 Schiffe bildeten den zweiten Verband, von dem bislang keine Schadensmeldungen eingegangen waren. Von anfänglich 92 Schiffen waren noch 79 auf dem Weg zum Weltenkranz-System.
    Dabei hatten sie bislang nicht einmal die Hälfte des Weges hinter sich. Aber die Bedingungen waren von Anfang an klar gewesen. Jede Etappe barg unkalkulierbare Risiken. Jedes Nachlassen der Konzentration konnte fatal sein.
    Zwei Tage waren veranschlagt worden für eine Reise von gerade einmal 68,7 Lichtjahren – eine Distanz, die sie im heimatlichen Raum mit einer Etappe überbrückt und längst hinter sich gebracht hätten. Doch Tatsache war, dass sie sogar bereits hinter dem Plan lagen.
    Zwanzig Lichtjahre in neunzehn Stunden. Unter normalen Bedingungen lächerlich.
    Ollaron betrachtete die aktuellen Ortungsergebnisse. Noch immer entstanden neue, sehr starke Hyperstürme. Auch die hinter ihnen aufgetauchte Hyperraumstörung hatte sich inzwischen zu einem vollwertigen Hypersturm entwickelt, der weit jenseits dessen lag, was Ollaron je auch nur aus der Ferne erlebt hatte. Aber sie hatte ohnehin nicht vor, in naher Zukunft den Rückweg anzutreten.
    Tryortan-Schlünde tauchten aus dem Nichts auf. Auch die Quelle der Gravitations-Stauchwellen war nicht zu lokalisieren. Es war, als würde sich der ganze Raum in Krämpfen winden.
    Die am Ende der ersten Etappe angeordnete Alarmstufe zwei war aus gutem Grund nie aufgehoben worden. Alle Besatzungsmitglieder trugen Raumanzüge. Ollaron hatte nicht vor, das vor dem Ende der Reise zu ändern.
    Sie sah auf die Zeitanzeige. 09.58 Uhr Terrania-Standardzeit. Zwei Minuten bis zum nächsten Etappenende. Mossi sprach gerade einen Statusbericht mit seinem wachhabenden Dritten Offizier durch. Eine Weile würden sie sich die Verantwortung teilen, um eine komplette Übergabe zu gewährleisten. Spätestens in zwei Stunden würde es für ihn aber Zeit werden, seine Ruhepause anzutreten.
    »Austritt aus dem Linearraum steht bevor«, kündigte die Dritte Pilotin Marissa Wolkin an. Ihr schwarzes Haar hing ihr als Zopf bis zur Taille. Sie steuerte wie auch die anderen Piloten der ZHENG HE ohne SERT-Haube und dennoch mit der traumwandlerisch anmutenden Sicherheit, die nur jahrzehntelange Erfahrung verlieh.
    Ollaron schloss die Augen. Gleich würde sie erneut in Sekundenschnelle die neue Situation aufnehmen müssen. Wer wusste schon, was sie dieses Mal erwarten würde – ein weiteres Funkloch, völlige Verstreuung, ein frisch entstandener Hypersturm oder einfach der leere Raum ...
    »3 ... 2 ... 1 ... Austritt.«
    Als sie die Augen öffnete, schlug ihr etwas mit gewaltiger Kraft gegen den Rücken und schleuderte sie nach vorn. Der Druck von hinten quetschte ihr am schützenden Prallfeld des Sessels die Luft aus den Lungen und brachte die Rippen zum Knacken. Sie konnte nicht einmal aufschreien, sah nur noch graues Gestöber und hörte das Rauschen des Blutes in ihren Ohren.
    Endlich gab das Prallfeld des Sessels nach. Unbehindert schleuderte die Kraft sie durch die Zentrale. Ihr Körper rotierte und schlug schließlich hart mit dem Rücken voran irgendwo auf. Schmerz durchzuckte sie. Jede Gliedmaße, jeder Nerv schien mit tausend Nadeln gespickt.
    Verzweifelt kämpfte Ollaron um Luft, ignorierte das Stechen, das der Atemzug hervorrief. Um sie heulten Alarmsirenen. Sie blinzelte, versuchte, die Dunkelheit und das Blitzen vor ihren Augen zu vertreiben. Endlich gelang es ihr.
    Sie erblickte das in grelles Rot getauchte Chaos. Sitze und Konsolen waren aus den Verankerungen gerissen; ein Steuerungsteil hatte knapp neben ihr in die Station eingeschlagen, die ihren Sturz

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