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PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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und Insheon.
    Im nächsten Moment peinigte ein hohes Singen ihre Ohren. Der Gang faltete sich seitlich ein. Zugleich knallte das Schott über ihr laut. In dem Moment, als sie nach oben sah, wusste sie, dass es ein Fehler war. Doch ihr Griff an den Auslöser des Helms kam zu spät.
    Mit tödlicher Genauigkeit raste ein Stahlträger durch das verbeulte Schott auf sie zu. Ein Moment grellen Schmerzes folgte, der ihren ganzen Körper in Flammen setzte. Sie glaubte, ihren eigenen gellenden, sich überschlagenden Aufschrei zu hören.
    Dann war da nur noch flackernde Schwärze.
     
    *
     
    Mossi klammerte sich an den Körper, als wäre er seine eigene Rettungsboje. Er jagte durch Gänge, die teilweise auf das Irrwitzigste entstellt waren, in Teile aufgebrochen oder in sich verwunden waren, als hätte jemand sie ausgewrungen. Trümmer und lose Teile versperrten den Weg. Dreimal musste er den Kurs wechseln, weil sich ein Durchgang als versperrt erwies.
    Irgendwo brannte es, es stank nach Rauch. Flackerndes grellrotes Licht zeigte den höchsten Alarmzustand an, untermalt von einer Kakofonie aus Sirenen und Warntönen.
    Dazwischen lagen oder trieben bewusstlose Körper, je nachdem, wie die Schwerkraft gerade arbeitete. Yaro, Wolkin und Insheon blieben schon bei den Ersten zurück, versuchten, sie mit Injektionen aus den SERUNS zu wecken. Mossi jagte weiter. Er hatte seine Wahl getroffen. Ollaron durfte nicht auf seinem Schiff sterben. Nicht auf seinem Schiff.
    Nicht sie.
    Endlich erreichte er die Medo-Station. Auch dort gab es Beschädigungen, doch zumindest ein Teil der Ausstattung arbeitete. Umgehend schwebten Medoroboter heran.
    Mossi musste sich zwingen, seinen Halt an dem Körper aufzugeben. Die Roboter beförderten Ollaron auf die nächste Untersuchungsliege, wo sich sofort ein Arzt und ein Schwarm seiner positronischen Helfer um sie kümmerten. Der Kommandant blieb zurück, im Inneren ein nagendes Gefühl der Hilflosigkeit.
    Dumpf drang eine Stimme an Mossis Bewusstsein, die ihn nach dem Blut an seinem Anzug fragte. Mehrere Sekunden starrte er die Ärztin nur an, dann schüttelte er den Kopf. Es war Vasharis Blut. Einen Sekundenbruchteil zu spät hatte er sie weggezogen. Der Träger hatte sie noch an der Seite des Kopfes getroffen, Haut, Blut und Knochen dort zu einer Masse zerstampft.
    »Mir geht es gut«, stieß er hervor. »Kümmere dich um die anderen.«
    Erst jetzt nahm er das Gedränge um sich richtig wahr. Im Sekundentakt kamen Verletzte herein, manche von ihren Kameraden getragen, manche auf eigenen Füßen oder mittels der Flugaggregate ihrer Raumanzüge. Wie vielen mochte die Anweisung, sie nicht abzulegen, das Leben gerettet haben?
    Mossi wandte sich ab und verließ die Medo-Station. Auf dem Gang war es still. Jemand hatte die Alarmsirenen abgestellt. Seit mehreren Minuten hatte es keine neuen Stöße mehr gegeben. Auch die Schwerkraft wirkte stabil. Er aktivierte sein Flugaggregat, um schnellstmöglich zur Nebenzentrale vorzudringen.
    Ein Funkanruf kam über seinen Anzug herein.
    »Oberst Mossi, Nebenzentrale Drei ist aktiviert«, kam Insheons Stimme. Sie klang zittrig, als stünde der Dritte Offizier noch unter dem Schock der Geschehnisse. »Mindestbesetzung ist anwesend, eine Mischung aus Dritter und Erster Wache. Kontrollen sind teilweise beschädigt, aber die wichtigsten Zugriffe sind verfügbar. Wir warten auf Befehle.«
    »Status?«
    »Die ZHENG HE ist schwer beschädigt, aber zumindest mit Unterlicht manövrierfähig. Bezüglich Überlicht haben wir keine klaren Daten. Wir kämpfen mit Energieproblemen. Die anderen beiden Trägerschiffe melden ähnliche oder höhere Schäden. Noch schlimmer hat es die kleineren Einheiten erwischt: Einige Schlachtschiffe können mit Mühe die nötigsten Funktionen aufrechterhalten, und die Kreuzer sind nach allem, was wir von hier sehen können, zum Teil komplett von der Gravo-Stauchwelle zerstört worden.«
    Insheon zögerte einen Moment, ehe er hinzusetzte: »Sechsunddreißig Schiffe haben bislang keine Meldung erstattet.«
    Der Oberst schluckte trocken. Der Gang, durch den er schwebte, wirkte schief. Die Schwerkraftkontrolle war zwar stabil, aber in einigen Sektoren noch immer falsch justiert.
    Sechsunddreißig Schiffe. Mehr als zwei Drittel des verbliebenen Kernflottenverbandes. Manche mochten nur mit zerstörten Funkanlagen kämpfen oder keine innere Ordnung hergestellt haben. Aber nicht sechsunddreißig.
    Mossi schätzte die Totalverluste auf mindestens die

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