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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Labors kann ich das Haar nicht überlassen.«
    »Du meinst, im Tower könnten mehr Leute ... ausgetauscht sein?«
    »Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen! Was ich aufgespürt habe, ist zweifellos nur die Spitze des Eisbergs. Nimm nicht unbedingt die Arkon-Klinik oder die Ralph-Artur, sondern eines der nicht galaxisweit renommierten Häuser. Ich möchte nicht, dass sich ein Koda Ariel das Haar schnappt, dann stünden wir wieder mit leeren Händen da.«
    Mit bebenden Fingern schloss Burnett das Kästchen und schob es in die Innentasche seines Sakkos.
    »Kein Wort zu irgendwem!«, drängte Riordan.
    Burnett nickte rein mechanisch. Was immer er in seinen Jahren als Kybernetiker des TLD an Geschehnissen und Beinahe-Katastrophen mitbekommen hatte, von denen Außenstehende nicht einmal etwas ahnten, was die Nummer eins da aufgespürt hatte, übertraf alles. Das war heiß. Existenzgefährdend nicht nur für Terra oder die LFT, sondern für die Milchstraße und darüber hinaus.
     
    *
     
    Burnett wählte eine kleine Klinik draußen in Happytown. Das Starcrash Hospital lag im Einzugsbereich des Crest Lake Space Port und des Handelshafens Point Surfat. Das Haus war mehr auf Galaktomedizin ausgerichtet als für die Versorgung der Bevölkerung. Burnett hatte sich über AGENT GREYS Speicherdateien informiert: Zu 85 Prozent wurden Raumfahrtunfälle und interplanetare Erkrankungen behandelt; die Ärzteschaft rekrutierte sich aus Angehörigen von über einem Dutzend galaktischen Völkern, entsprechend war das Starcrash mit modernsten genetischen Testlabors ausgestattet. Die Auflistung der allein während der letzten zwanzig Jahre eingeschleppten und identifizierten Erreger hatte Burnett erschreckt. Das waren Informationen, die höchstens bruchstückhaft und auch dann nur durch Zufall an die Öffentlichkeit drangen, sie bewiesen aber zugleich die ungeheure Effektivität des eigenen Gesundheitssystems.
    Drei Tage nach dem verhängnisvollen Samstag, der sein Weltbild ins Wanken gebracht hatte, lag Burnett das Analyseergebnis vor. Doppelt überprüft, von den Aufsicht führenden Medikern abgezeichnet. Das Haar hatte er zurückerhalten, ein Stück von rund einem Zentimeter Länge fehlte.
    Der Rest war immer noch ein unglaubliches Beweisstück.
    Burnett las den Befund zum vierten oder fünften Mal, als Fydor Riordan sein Büro betrat.
    »Deine Nachricht hat mich während einer Besprechung erreicht, deshalb konnte ich nicht sofort kommen. Und? Bist du überzeugt?«
    Burnett saß hinter seinem polierten Schreibtisch. Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, setzte sich Riordan ihm gegenüber. Burnett hatte das kleine Kästchen mit dem Haar vor sich hingestellt. Gedankenverloren schob er es mit einem Finger vor und zurück, doch unvermittelt griff er danach und stellte es Riordan hin. »Das gehört dir.«
    »Es gehört Attilar Leccore – oder vielmehr einem Koda Ariel der Terminalen Kolonne, der vorgibt, Attilar Leccore zu sein. Der richtige ist womöglich längst ...« Dass er sich an die Kehle fasste, sagte genug.
    »Du hattest recht.« Burnett aktivierte den kleinen Holospeicher, den ihm die Klinik ausgehändigt hatte, und schob den aufleuchtenden Befund ebenfalls weiter. »Die DNS in diesem Haar wird als äußerst komplex und verschachtelt bezeichnet. Fremdartig, mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aus der Milchstraße stammend, jedenfalls mit keinem bekannten genetischen Material aus der Galaxis identisch. Es ist kein Haar eines Menschen, sondern das einer unbekannten Spezies.«
    »Ich habe nichts anderes behauptet«, sagte Riordan.
    Gedankenverloren spielte er mit einem der historischen Bleistifte, die eben noch exakt ausgerichtet neben dem schneeweißen Papierstapel gelegen hatten. Er steckte ihn in den Anspitzer, zog ihn wieder heraus, versuchte es noch einmal.
    »Sei vorsichtig damit«, mahnte Burnett.
    »Ich weiß, dein Hobby ist kostspielig«, murmelte Riordan in Gedanken versunken. Er legte den Bleistift zur Seite, zog dafür aber mit zwei Fingern das kurze Holzlineal zu sich heran.
    Das Lineal war echt, wie jeder an dem leicht fleckigen Holz sehen konnte. Terranische und arkonidische Maßeinheiten waren eingeprägt und auf der Rückseite Maßangaben, die Burnett bislang nicht zuordnen konnte. Es gab keine Expertise, die eine zeitliche Zuordnung erlaubt hätte, dabei hatte er während der letzten Monate intensiv versucht, Einzelheiten herauszufinden. Der Verdacht lag nahe, dass er einem teuren Betrug aufgesessen war. Umso

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