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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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in der Ferne sichtbar. Über den Himmel zogen die lichten Punkte der Raumstationen. »Wir müssen gelegentlich unsere beiden Partner kontaktieren, ob sie Fortschritte machen«, erinnerte Sarmotte.
    Toufec nickte. »Wie geht es dem Kind?«
    Sarmottes SERUN löste die Sicherheitsgurte. Sie aktivierte den Translator. »Wie geht es dir?«
    »Mir geht es gut«, sagte Pauthofamy.
    Sarmotte lächelte und schaute kurz hinüber in die Gedanken der jungen Zopai. Tatsächlich spürte sie dort weder Furcht noch Schmerz.
    Toufec reichte Sarmotte eine hauchdünne Decke. Durch die Sensorflächen ihres SERUNS fühlte sie die Wärme, die das Gewebe ausstrahlte.
    »Ein Geschenk von Pazuzu«, erklärte Toufec kurz.
    »Leg dich hin!«, bat Sarmotte die Zopai. Pauthofamy kauerte sich auf dem Boden zusammen; sie winkelte die Beine doppelt an, schlug die Arme darum und verschränkte abschließend die Finger. Die Stirn bettete sie auf dem oberen Paar Knie. Sarmotte deckte sie behutsam zu. »Schlaf«, sagte sie. »Wir passen auf dich auf.«
    Toufec, der Sarmotte und die Zopai beobachtet hatte, schlenderte zu Choursterc hinüber.
    Sarmotte setzte sich neben das Kind. Milchige Hauben, Nickhäute oder Lider, hatten sich über die Augen gelegt. Die Atemzüge des Kindes waren schon tief und regelmäßig. Sarmotte öffnete ihren Helm. Es roch angenehm nach Wasser. Der Fluss gluckste gegen die Steine am Ufer.
    »Shanda!«, rief Toufec.
    Sie wandte ihren Kopf. Toufec winkte. Er wirkte besorgt. Sie stand auf und ging hinüber. »Was ist?«
    Choursterc kniete neben dem Stabwesen. »Aes Qimae stirbt«, sagte die greise Stimme.
     
    *
     
    Offenbar war das Stabwesen bei dem letzten Bombeneinschlag in Bhötshem verwundet worden.
    Zu ihrem Erstaunen bemerkte Sarmotte, dass die Schultern des alten Sayporaners bebten. Er murmelte etwas, das der Translator mit mein armer alter Freund übersetzte.
     



 
    Sie tauchte in die Gedanken des Stabwesens. Das membranartige mentale Feld flatterte unregelmäßig. Schmerzen ergossen sich über sein Bewusstsein wie eine Brandung, drohten es zu löschen. Von Sorge getrieben kämpfte es sich zurück – Sorge um Choursterc.
    »Werwer kümmert sich ...«, sagte Aes Qimae mit seiner Mehrfachstimme.
    Toufec und Sarmotte sahen einander an.
    Toufec rief Pazuzu. Der Dschinn strömte aus und legte seine Hand an das Stabwesen. »Irreparable Schäden«, sagte er nach einer Weile. »Multiples Organversagen.«
    Die Jagd geht zu Ende, dachte das Stabwesen in überraschender Deutlichkeit.
    Sarmotte hörte leichte Schritte hinter sich. Pauthofamy. Sie drehte sich um. »Warum schläfst du nicht?«
    Die Zopai antwortete nicht. Sie warf einen Blick auf den sterbenden Aes Qimae. »Ist es schlimm?«, fragte sie.
    »Er stirbt«, sagte Toufec.
    »Ist es schlimm?«, wiederholte Pauthofamy.
    Choursterc schaute sie an. »Ja. Sterben ist sehr schlimm.«
    Pauthofamy schien zu überlegen. Dann griff sie in den Bund ihrer Hose und nestelte etwas aus einer kleinen Tasche darin hervor. Sarmotte zog das Visier über die Augen und ließ sich das, was die Zopai zwischen zwei Fingern hielt, verdeutlichen. Es war ein kurzer Faden, acht, vielleicht neun Millimeter lang. Der Faden wies die Tönung von hellem Bernstein auf. Pauthofamy legte ihn sacht auf dem Körper des Stabwesens ab.
    Der Faden versank in Qimaes Haut.
    Sarmotte kniff die Augen zusammen. Sie schaute Pauthofamy an, dann wieder Aes Qimae.
    Es dauerte zwei, vielleicht drei Minuten, in denen sie alle schweigend das Stabwesen umstanden. Dann meldete Pazuzu: »Genesungsprozesse haben eingesetzt. Das Gewebe regeneriert sich.«
    Einige Minuten später richtete sich Aes Qimae auf. Das Beinbündel schwankte nur einen Moment, dann hatte es festen Stand gefunden. Das blaue Auge auf dem tablettförmigen Kopfteil schaute erst die Zopai an, dann den Faden, der auf der Greiffläche eines seiner vielen knochigen Arme lag. Aes Qimae brummte; es klang zugleich verwundert und lauernd. Er streckte den Arm aus und hielt Pauthofamy den Faden hin.
    Die junge Zopai nahm ihn und verstaute ihn wieder im Hosenbund.
    »Danke!«, sagte Choursterc.
    »Was ist das?«, fragte Toufec. »Womit hast du ihn geheilt?«
    »Ich habe ihn doch nicht geheilt«, sagte Pauthofamy. »Das macht der Panfaktor.«
    Sarmotte begleitete Pauthofamy zurück zu ihrer Schlafstelle. Die Zopai hüllte sich in die Decke und summte wohlig.
    »Darf ich ihn einmal sehen?«, bat Sarmotte. »Diesen Panfaktor?«
    »Natürlich«, sagte Pauthofamy

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