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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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mikroskopisch kleinen, extrem detaillierten Einschlüssen?«
    Die Zofe wandte ihren Kopf, bis sie Sarmotte in die Augen schauen konnte. Die Bewegung schien ihr schwerzufallen. »Ich habe alle Dienste geleistet. Ich habe mich unumkehrbar abgewendet.«
    Es mochte ein Effekt der Übertragung sein, aber tatsächlich erschien die Zofe Sarmotte mehr als je zuvor wie ein Fremdkörper. Nicht nur in der Barkasse, nicht nur in der Zivilisation der Sayporaner, sondern ein Fremdkörper überhaupt. Sarmotte fragte: »Ist die Datenbank, die du und der Junker erschlossen habt, noch zugänglich?«
    »Ich lasse alles unverändert.«
    Bincs Antworten erschienen Sarmotte zunehmend unfassbar – ganz so, als ob sie weiter und weiter aus der gemeinsamen Wirklichkeit entrückte. Sie versuchte, nach den Gedanken der Zofe zu tasten. Ob es an der Entfernung lag, an Interferenzen und unbekannten Überlagerungen, die von der Anomalie verursacht wurden – der Versuch misslang.
    »Danke!«, sagte Sarmotte in Richtung der Zofe. Aber sie war sich fast sicher, dass Binc sie nicht mehr hörte. Das Holo erlosch. Sarmotte fragte Choursterc: »Kennen wir die Position der Raumstation, auf der die beiden geforscht haben?«
    Der Sayporaner bejahte. »Du willst dorthin?«
    Sie nickte.
    »Nach dem Datensatz sehen oder nach dem Gesinde?«
    »Dem Gesinde?« Sie kniff die Lippen zusammen. Sie war sich nicht sicher. »Irgendwann möchte ich wissen, was es mit den Zofen und den Junkern auf sich hat«, sagte sie. Sie schaute dem Sayporaner in die Augen. Seine Iris wirkte wie mattes Gold; die Pupille darin ein senkrechter Schlitz. Katzenaugen. Der Perlmuttschimmer der Haut. Das angedeutete, allwissende Lächeln des Auguren.
    Sarmotte versuchte in diesem Gesicht das Befremdliche wiederzuentdecken. Aber alles wirkte seit dem Gespräch am vergangenen Abend vertraut, nur ein anderes Kleid für eine Gedankenwelt, die menschenähnlich war.
    Sie esperte. Die Gedanken schmeckten mehr nach Benat Achiary als nach Choursterc. Allerdings war der greise Sayporaner mental noch anwesend: ein Ich, das embryonal zusammengerollt lag, müde und selbstgenügsam, fast glücklich. Die Erinnerungslandschaft seines Geistes glich einer weiten, ebenen Fläche, einer mentalen Prärie. Die Zofen und die Junker tauchten darin auf wie Findlinge, isolierte, unergründliche Geschöpfe, die spurlos anwesend waren und zum Rest der großen Landschaft seiner Erinnerung in keiner Beziehung standen.
    Woher waren sie gekommen? Waren sie eine Beute der sayporanischen Kultur, oder waren sie deren Heimsuchung?
    Nicht alle Rätsel sind lösbar, dachte Sarmotte und zog sich zurück.
    »Willst du mitfliegen?«, fragte sie Choursterc.
    »Ich halte die Stellung«, sagte die Achiary-Stimme. »Und gebe auf unser schlafendes Mündel acht.«

9.
    Die Raumstation
     
    Die Raumstation, aus der Binc sich gemeldet hatte, bewegte sich in einer Höhe von 710 Kilometern in einem stationären Orbit über der Ozeanoberfläche von Zopai. Der Flug mit dem SERUN würde sie etwa eine Stunde kosten.
    Sie flogen schweigend nebeneinanderher, Schulter an Schulter. Wenn Sarmotte nach links schaute, konnte sie Toufecs Turban sehen und seinen Bart.
    Toufec wendete ihr sein Gesicht zu. Er lächelte und zeigte nach vorn, nach oben. Sie hielten Funkstille.
    Allmählich ließen sie die Atmosphäre hinter sich. Über ihnen öffnete sich der dunkle, immer noch neugeborene Himmel der Anomalie. Sarmotte war dankbar, keinen Sinn für die gravitativen, energetischen und wer weiß was für Turbulenzen noch zu haben, die das Miniaturuniversum in Aufruhr versetzten und jede Passage zu einem lebensgefährlichen Risiko machten.
    Oder gab es, von allen unbemerkt, eine heimliche Macht im Hintergrund, die Raum und Zeit in der Anomalie genau so wollte? Die auf diese Weise verhinderte, dass die Bewohner der verschiedenen Sonnensysteme miteinander in Kontakt traten? Die sie voneinander isolieren und die sie auf ihren Planeten-Inseln gedeihen lassen wollte?
    Verrückt!, schalt sie sich. Ein Anflug von Verfolgungswahn.
    Allmählich schälte sich die Raumstation aus der Finsternis: ein gigantischer Rettungsring, rot, von einem schwach leuchtenden Netz mit quadratischen Maschen überzogen.
    Sie las die Daten im Visier ihres SERUNS ab: Der Ringtorus hatte einen maximalen Durchmesser von 1823 Metern, der Ring selbst durchmaß 237 Meter.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde, dass die Station wenig gewartet wurde. An einigen Stellen wirkte das

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