PR 2675 – Der Glanz der Stille
Zopai.
»Unterwegs.«
»Wann werden sie zurückkommen?«
»Später.«
»Leben noch andere Zopai auf dieser Raumstation?«
Pauthofamy dachte nach. »Möglich.«
Toufec sagte leise: »Nachricht von einem Falken. Er hat einen Kontrollraum, vielleicht die Zentrale der Station gefunden.«
Sarmotte stand auf. »Wir müssen gehen. Möchtest du mitkommen?«, fragte sie die Zopai.
»Nein«, sagte Pauthofamy.
»Besitzt du einen Panfaktor?«, fragte Toufec.
»Natürlich!«, antwortete sie eifrig. Sie holte den Faden aus einer Tasche ihres Kleides hervor und präsentierte ihn stolz.
»Wozu brauchst du ihn?«
Die Zopai schaute verblüfft. »Für alles natürlich.«
*
Noch ein weiterer Falke war fündig geworden. Toufec und Sarmotte glichen die Bilder ab, die die beiden Sonden ihnen ins Visier überspielten. Die technischen Armaturen, die sie zu Gesicht bekamen, waren von Pflanzen überwuchert; die Liegen waren nur noch umrisshaft zu sehen. Schirmflieger zirkelten durchs Bild.
»Sind dir die Spuren aufgefallen?«, fragte Toufec. »Schau!«
Im Holo ihres Visiers tauchte ein diskret blinkender roter Pfeil auf und wies auf kaum wahrnehmbare Abdrücke im Pflanzenteppich. Die Konturen wurden nachgezeichnet, Gewicht, Größe und Gestalt der Spurenlasser hochgerechnet.
Sarmotte hoffte nur kurz, eine Skizze der ursprünglichen Besatzungsmitglieder gezeigt zu bekommen. Dann erkannte sie die Umrisse eines kleinen, gedrungenen Humanoiden. »Binc war da«, sagte sie.
»Ja.«
»Wo ist sie hin?«
»Darauf haben meine Falken keinen Hinweis entdeckt.«
»Und Junker Oburs?«
»Keine Spur von ihm. Also: Wohin gehen wir?«
»Nehmen wir den Raum, in dem Binc nicht war. Ich denke, die Zofe hat dort, wo sie geforscht hat, alles herausgefunden, was herauszufinden ist.«
»Du hast eine hohe Meinung von ihren Fähigkeiten. Und übrigens auch von ihrer Aufrichtigkeit.«
Sarmotte lachte. »Mich hat noch niemals eine meiner Zofen hintergangen.«
*
Sie versuchten es über zwei Stunden lang. Aber selbst Pazuzu sah sich außerstande, aus dem maroden Datenbestand des Rechners irgendetwas Brauchbares zu bergen. »Es sieht so aus, als hätte etwas noch das winzigste Fragment einer Information zerbrochen und die Bruchstücke wieder zerbrochen und immer so weiter. Eine fraktale Vernichtung aller Datenbestände.«
»Also haben wir sogar weniger Erfolg als die Zofe«, sagte Toufec.
»Wenn sämtliche Dateien, Daten, Programme und so weiter vernichtet sind: Warum existiert dann die Raumstation noch?«, fragte Sarmotte. »Wer hält diesen Betrieb am Leben?«
»Wie hat Pauthofamy so schön gesagt? Ein Panfaktor ist für alles brauchbar.«
Sarmotte presste die Lippen aufeinander. »Du meinst: Irgendwo hier spielt eine kleine Traube Panfaktoren den heimlichen Hausmeister der Station?«
»Und wenn es nur ein Panfaktor ist?«
»Dann wäre Pauthofamy – die hiesige Pauthofamy – die heimliche Herrin der Station?«
»Vielleicht haben wir nur die falsche Perspektive«, sagte Toufec. »Wir denken bislang, die Zopai seien die Akteure. Sie kämpfen ihre Tjoste; sie schürfen nach Panfaktoren. Wir denken, es geht um sie, weil sie so ...«
»... lebendig sind«, ergänzte Sarmotte.
Toufec nickte. »Konntest du ihre Gedanken lesen?«
»Pauthofamys Gedanken? Sicher. Es sind kindliche Gedanken. Unschuldige, naive Gedanken. Einfache Bilder.« Sarmotte überlegte kurz. »Sollen wir eine weitere Raumstation aufsuchen?«
»Ich glaube nicht, dass es nötig ist«, sagte Toufec. »Wir wissen schließlich beide, was wir finden werden. Oder?«
Sarmotte nickte. Auf welche Raumstation auch immer sie wechseln würden: Sie würden eine technische Welt finden, desolat, weitgehend zerstört. Viele einfache Tiere. Und irgendwo eine junge, schlafende Zopai, die, wenn sie sie weckten und nach ihrem Namen fragten, antworten würde:
»Pauthofamy«.
10.
Der Glanz der Stille
Sarmotte und Toufec schwiegen während des Fluges hinunter zur Planetenoberfläche. Sarmotte dachte nach. Pauthofamy war ohne jeden Zweifel eine Schlüsselfigur. Aber in welcher Beziehung stand sie zu den Panfaktoren, zu den zerstreuten Fragmenten des Korpus?
Und wie viele dieser Pauthofamys mochte es geben? Tausende? Millionen?
Oder doch nur diese beiden, denen sie – was für ein Zufall – irgendwo auf Zopai und auf irgendeiner Raumstation begegnet waren?
Nein, es war falsch, Zuflucht beim Zufall zu suchen.
Immerhin hatten sie keine letzte Gewissheit. Vielleicht
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