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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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um unnötige Komplikationen zu vermeiden.
    Wozu waren sie eigentlich hier? Um Näheres über die Belagerung der Sternenlande von Chössemai zu erfahren? Die Geschichte einer möglicherweise seit Jahrhunderten verschollenen Militäraktion? Befanden sie sich in einer Station von Kriegsbeobachtern? Oder was hatte diesen Raumring ins Zyor-System verschlagen?
    In der Mitte der Halle kragte die Galerie zu einer halbrunden Plattform aus. Der Rand der Plattform war zu einer transparenten Brüstung aufgebogen, gut vier Meter hoch. Vor der Brüstung standen drei Sitzgelegenheiten, schräg gestellten Liegen gleich und mittig mit einer armlangen, tiefen Rille versehen. Nicht für Humanoide gedacht, erkannte Sarmotte.
    Sie ging zwischen den Sitz- oder Liegemöbeln hindurch zu der gläsernen Brüstung und schaute in die üppige Grünlandschaft der Halle.
    Es fiel Sarmotte nicht leicht, den Nebelregen zu durchdringen. Das Schauen ermüdete sie rasch, zumal sie nicht wusste, wonach sie Ausschau halten sollte. Sie wollte sich schon wieder abwenden, da entdeckte sie den Zopai.
    Er lag am kiesigen Ufer eines Teiches, umschwirrt von Kreiselkrokodilen, deren Schirme einen Meter und mehr durchmaßen. Sie griffen den Schläfer jedoch nicht an.
    Sarmotte versuchte kurz, in die Gedanken des Schläfers einzutauchen, aber der Zopai träumte nicht. Und ein traumlos schlafendes Gehirn war so nichtssagend wie eine Leber oder eine Milz.
    Sarmotte gab Toufec einen Wink. Sie aktivierten den SERUN, flogen über die Brüstung und hinunter zum Weiher.
    Der Zopai war, wie sie nun erkannten, weiblich. Sie trug ein dünnes Kleid, dazu Sandalen, deren Riemen bis über das erste Kniegelenk reichten und dort kunstvoll verknotet waren.
    Sarmotte schüttelte ungläubig den Kopf. Toufec starrte erst die Zopai, dann Sarmotte an, dann wieder die Zopai.
    Sarmotte desaktivierte den Deflektorschirm. Sie öffnete ihr Visier. Die Luft roch stechend; Sarmottes Augen begannen sofort zu tränen. Sie atmete wie gegen einen Widerstand.
    Auch Toufec wurde sichtbar.
    Sarmotte aktivierte ihren Translator, ließ sich auf die Knie sinken und berührte die Schläferin sanft an der Schulter. Die Zopai schlug die Augen auf und schaute Sarmotte an – ohne jede Überraschung.
    »Hallo, Pauthofamy«, sagte Sarmotte.
     
    *
     
    »Hallo«, antwortete das Mädchen.
    »Erkennst du mich nicht?«
    »Sollte ich?«, fragte das Mädchen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Sarmotte. »Aber du bist doch Pauthofamy?«
    »Natürlich«, sagte die Zopai. »Wer sollte ich sonst sein?«
    »Was tust du hier?«
    Die junge Zopai schaute sich überrascht um. »Ich schlafe immer hier«, antwortete sie. »Es ist ein guter Ort.« Sie stand auf und bewegte ihre vier Beingelenke in diesem für Menschen unbegreiflichen Rhythmus.
    Pauthofamy ging in aller Ruhe zu einem Baum in der Nähe. Sie pflückte einige Früchte, die die Form einer Birne, aber die traumblaue Haut einer Zwetschge hatten. Sie sammelte die Früchte in ihrem Hemd, das sie dazu angehoben hatte. Sarmotte folgte ihr telepathisch. Pauthofamy dachte an die Früchte, wie gut sie schmecken würden, und sie fragte sich, wie viele davon sie ihren Gästen anbieten sollte. Kurz darauf kehrte sie an ihren Schlafplatz zurück, setzte sich, und bot Sarmotte und Toufec jeweils eine Frucht an.
    Pauthofamy biss zu, und silbrig blauer Seim lief ihr übers Kinn.
    Sarmotte wartete sicherheitshalber, bis der SERUN die Frucht über die Handschuhsensorik untersucht und für unbedenklich erklärt hatte. Sie überlegte bereits, ob sie den Helm schließen sollte; das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. Da reagierte der SERUN endlich, aktivierte das Gebläse im Kragen und versorgte sie auf diesem Weg mit Sauerstoff.
    Sie probierte die Frucht; zuckerig, aber alles andere als unangenehm.
    Toufec aß nicht, wie erst Sarmotte und dann auch die Zopai bemerkte. »Iss!«, forderte Pauthofamy.
    »So viel Hunger habe ich nicht«, sagte Toufec und lächelte entschuldigend. »Da!« Er hielt der Zopai die ganze Frucht hin. »Nimm die, und gib mir deine halbe. Das genügt.«
    Pauthofamy zögerte nur einen Augenblick, dann nahm sie das Angebot an, aß und reichte Toufec die halb verzehrte Frucht, aus der ein stark gefurchter Stein ragte, zurück.
    Sarmotte beobachtete, wie sich ein seidenfeiner Faden aus der Flasche sponn und über die abgebissene Seite der Frucht ausbreitete.
    Pazuzu würde also eine DNS-Analyse anfertigen.
    »Wo sind deine Eltern?«, fragte Sarmotte die

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