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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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waren das Mädchen, das sie aus dem Feuer gerettet hatten, und die Eremitin auf der Raumstation nur zwei Klone. Genetisch identisch, aber unterscheidbar.
    Sie sanken tiefer, einer Landschaft aus weißen Wolken entgegen, die das Licht Zyors spiegelte. Für einen Moment wünschte Sarmotte sich, oberhalb der Wolken zu bleiben. Aber dann überkam sie eine Mischung aus Zorn und Neugier. Sie wollte endlich Klarheit. Sie beschleunigte den SERUN ein wenig.
    Toufec folgte kommentarlos.
    Bald durchstießen sie die Wolkendecke. Am Horizont entdeckte Sarmotte eine kleine Flotte von Luftschiffen. Unter ihnen lag der Fluss, das Hügelland. Über allem ein eigentümlicher Glanz.
    Warum ist mir das nicht beim ersten Mal aufgefallen?, fragte sich Sarmotte. Das ist der Glanz der Stille. Der Firnis, der das Totenreich einer Superintelligenz bedeckt.
     
    *
     
    Keine sechs Stunden nach ihrem Start zur Raumstation waren sie zurück. Choursterc saß auf seinem Stein und machte einen abwesenden Eindruck. Die eine Hand hing schlaff übers Knie herab, die andere hielt er, zur Faust geballt, gegen die Brust. Aes Qimae dagegen lief munter umher, von neuen heilsamen Pflanzenfunden begeistert.
    Sarmotte drang besorgt in Chourstercs Gedanken ein. Es war, als wäre das Bewusstein des Sayporaners verblasst. Auch Benat Achiary war in dieser Gedankenwelt – ja, was eigentlich? Kaum auffindbar.
    Sarmotte öffnete den Helm. »Benat! Was ist passiert?«
    »Passiert?«, fragte die Achiary-Stimme.
    »Was ... hast ... du ... getan?« Sarmotte sprach wie zu einem Kleinkind.
    »Nichts, oh, nichts.«
    Sie forschte in seinen Gedanken nach diesem Nichts. Es gab eine umrisshafte Erinnerung: Pauthofamy, die langsam auf ihn, Choursterc, zukam und ihm den Panfaktor reichte.
    Wie Choursterc ihn sich vor Augen hielt. Wie er das Zehren verspürte. Wie er ihm nachgab.
    Diese Art von nichts also, dachte Sarmotte.
    »Was?«, fragte Toufec.
    Sarmotte griff nach der Faust des Sayporaners. Die Kräfte des SERUNS halfen ihr, den Griff der alten Finger zu lösen. Sarmotte nahm den Panfaktor heraus, zeigte ihn Toufec und ging zu Pauthofamy hinüber.
    Die Zopai hatte ihre Sandalen abgestreift und säuberte sie mit Hingebung.
    »Pauthofamy«, begann Shanda Sarmotte. »Hast du einen Augenblick Zeit für mich?« Sie reichte dem Mädchen den honigfarbenen Faden.
    »Oh ja«, sagte die Zopai freundlich, nahm den Panfaktor und verstaute ihn in einer Hosentasche.
    Toufec, der kurz versucht hatte, sich mit Choursterc zu unterhalten, kam und bot sich an, mit der Reinigung der Sandalen fortzufahren. Die Zopai übergab sie ihm; Toufec schlenderte davon.
    Gleich wissen wir mehr, dachte Sarmotte. Lange würde Pazuzu für die erneute DNS-Analyse und den Vergleich der beiden Proben nicht benötigen.
    Sarmotte und Pauthofamy setzten sich. Die doppelten Kniegelenke machten daraus einen stillstehenden Tanz des Mädchens.
    »Ich mache mir Vorwürfe«, begann Sarmotte. »Wir haben dich so mir nichts, dir nichts mitgenommen und bei uns behalten. Sorgen sich deine Eltern denn nicht um dich? Oder andere Verwandte? Freunde?«
    Pauthofamy dachte nach. »Das könnte sein. Das könnte mir nichts, dir nichts sein.«
    »Können wir mit deinen Eltern in Verbindung treten?«
    »Hm«, machte Pauthofamy. »Das könnte kaum möglich sein.«
    »Weißt du, wo sie sind?«
    Die Zopai lehnte sich zurück und sagte sehr gedehnt: »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wegen des Inversen Orlogs«, murmelte Pauthofamy. »Wollen wir nicht zurück ins Lager? Es finden Tjoste statt! Vielleicht landet ein Luftschiff.« Sie machte Anstalten aufzustehen.
    Sarmotte hielt sie zurück. »Wegen des Inversen Orlogs – wegen des Krieges, meinst du?«
    »Ja.«
    Sarmotte stippte kurz in die Gedanken der Zopai. Aber da war kein Hehl, keine Lüge, nur eine große Behaglichkeit und, weit im Hintergrund, eine Besorgnis.
    Sarmotte seufzte: »Ich verstehe diesen Krieg nicht. Worum geht es in diesem Inversen Orlog?«
    »Um alles«, sagte Pauthofamy erstaunt. »Warum sollten wir sonst kämpfen?«
    »Wer kämpft gegen wen?«
    Pauthofamy überlegte. »Das weiß ich nicht. Der Feind ist ja noch nicht da.«
    »Hat er nicht die Stadt angegriffen?«
    »Nein. Das war nur ein Manöver unserer Orlogpartner.«
    »Eurer Verbündeten? Aber es gab Verletzte, sogar Tote!«
    »Natürlich«, sagte Pauthofamy altklug. »Das gehört schließlich dazu.«
    »Wozu?«
    »Zum Orlog. Man will gewappnet sein.«
    »Pauthofamy. Wie alt bist du?«
    »Ich bin ...« Die

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