PR 2675 – Der Glanz der Stille
Normalen sind auf diesem Planeten gescheitert. Das kann der Akademie für Logistik nicht entgangen sein. Die Sayporaner schicken doch nicht Einsatzgruppe um Einsatzgruppe und nehmen deren Verlust hin, ohne sich Klarheit zu verschaffen. Sie dürften wenigstens zu den annähernd richtigen Schlussfolgerungen gekommen sein. Und wie es scheint, hatten sie recht: Choursterc ist den Panfaktoren nicht unumkehrbar verfallen.«
»Du auch nicht.«
Sarmotte tippte sich an die Stirn. »Als Telepathin.«
»Und ich wegen meiner Verbindung zu Pazuzu?«
Sie nickte.
»Woher wusste er eigentlich von Pazuzu?«
»Von mir nicht.«
»Von mir auch nicht. Bleibt also wohl nur Delorian.«
Toufec grinste. »Da hat jemand sein Feindbild gefunden, was?«
*
Pauthofamy hatte auf die Ankündigung des Experiments kaum reagiert. »Es wird nichts Schlimmes passieren«, versprach Sarmotte, im selben Moment verärgert über sich: Was wusste sie schon, was passieren würde? Und ob das, was passieren würde, schlimm für die Zopai werden könnte oder nicht?
Ich habe nur mich selbst trösten wollen, dachte sie. Und nicht einmal das gelingt.
»Bitte, gib mir deinen Panfaktor«, sagte Sarmotte.
Pauthofamy überreichte ihr den Bernsteinfaden. Sie gab ihn an Toufec weiter.
»Pazuzu!«, sagte Toufec.
Aus der Flasche kräuselte sich der Nano-Schwaden. Anders als sonst nahm er jedoch nicht die Konturen des Dschinns an. Der Strang tastete sich zu Toufecs Hand vor.
Sarmotte nahm mentalen Kontakt zu Pauthofamy auf. Die Zopai war von einer geradezu erschreckenden Passivität; sie wirkte an allem unbeteiligt, sogar an sich selbst. Sarmotte orientierte sich um und suchte Toufecs Gedanken, stieß aber gegen die abweisende Schicht, die ihr seine Gedanken verschleierte.
»Lass mich dabei sein!«, forderte sie.
Er schüttelte ein-, zweimal nachdrücklich den Kopf. »Zu gefährlich. Ich berichte dir, wenn ich zurück bin. Wenn ich zurück bin, kannst du mich lesen.«
»Ob ich mich in Gefahr bringe oder nicht, entscheide immer noch ich«, sagte sie.
»Wenn es misslingt«, sagte Toufec, »bleibst vielleicht nur du, um bei der Bergung des Korpus zu helfen.«
»Ich weiß nicht, ob ich dann noch helfen will«, sagte sie. »Wir haben keinen Vertrag mit Paichander oder sonst jemand von den Akademien auf Druh.«
»Wir haben einen Vertrag«, widersprach Toufec.
» Du hast einen Vertrag«, sagte sie. »Ich habe einen Auftrag. Ich komme mit.«
Toufec überlegte. »Ich habe dich gewarnt.«
»Danke!«, sagte sie kalt. Sie spürte, wie der mentale Abwehrschirm sich öffnete. Sie drang ein in das Fort seines Geistes.
*
Shanda Sarmotte spürte ein sanftes Ziehen und Zerren, einen mentalen Sog. Es war, als zögen Millionen von dünnen, unsichtbaren Bändern an ihrem – nein: an Toufecs Geist. Sarmotte blieb merkwürdig distanziert. Sie nutzte ihren Freiraum, sortierte und gewann einen Überblick über Toufecs Gedanken. Sie spürte seine ganz unzeitgemäße, kreatürliche Scheu: Wir betreten heiliges Land. Es ist ungehörig.
Sarmotte extrahierte das Wissen von dem, was sich im Augenblick tat – Toufecs Wissen: Demnach hatte ein Teil des Nano-Gespinstes sich in Toufecs Gehirn vorgearbeitet, hatte sich dort aufgefächert und unzählige Verbindungen hergestellt. Die Nano-Ware war zu einem Teil von Toufecs neuronalem System geworden. Toufec nahm wahr, was die Nanogenten wahrnahmen, die das bernsteinfarbene Material des Fadens berührten, seine Oberfläche abtasteten, es spürten, schmeckten und analysierten.
Das Material des Panfaktors war nicht feindlich, nicht undurchdringlich. Immerhin ließ es Licht passieren. Aber es gab sich widerspenstig.
Plötzlich wurde Sarmotte bewusst, wie klein Pazuzus Partikel wirklich waren. Sarmotte kannte die Arbeitsweise der terranischen Nano-Maschinerie. Verglichen mit den Funktionsträgern Pazuzus wirkten die Nano-Bausteine der terranischen Technologie klobig und ungeschlacht: Berge und Giganten gegen die mikroskopisch kleinen Armeen Pazuzus.
Unendlich langsam, aber unaufhaltsam drangen Pazuzus Filamente in den Bernsteinraum vor. Immer wieder stießen sie auf undurchdringliche Sektoren. Doch einige wenige der Myriaden Nano-Sonden entdeckten winzigste Passagen. Ein behutsamer Informationsfluss setzte ein, ein von absoluter Stille kaum unterscheidbares Weisen und Deuten.
Nanogent um Nanogent nahm die Spur ins Innere des Panfaktors auf, Kolonne um Kolonne.
Die ersten mikroskopisch kleinen Bastionen wurden
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