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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Aktivieren der Kollektorkette geben können. Doch er wartete, bis die Musik lauter und pompöser wurde und ein Trommelwirbel den Höhepunkt des Satzes ankündigte. Rhythmus und Timing waren alles.
    Jetzt!
    Er erteilte den Befehl, die Kette schloss sich, die Kollektoren nahmen ihre Arbeit auf. Aus der nahe stehenden Sonne wurden ausreichende Energien abgezogen. Erst ab diesem Moment würden die Bewohner Axmenes feststellen, dass etwas nicht stimmte, ohne sagen zu können, was da rings um sie vor sich ging. Sie waren längst nicht so weit, höherdimensionale Energieströme erkennen, geschweige denn, sie als Gefahr einstufen zu können.
    Tion Youlder beugte seinen Kopf weit vor, als wollte er in die Bilder der Übertragung reinkriechen. Auf seiner Nase zeigte sich ein Geflecht, ein Gewächs, das aus allmählich verschmelzenden Alterswarzen bestand. Wörgut Gooswart hingegen gab sich entspannt. Doch das nervöse Zucken seiner Finger verriet ihn. Auch er war überaus angespannt.
    Es geschah.
    Überall auf dem Planeten rollten Axmener zur Seite, von den Wirkungsstrahlen der Kollektoren erfasst. Sie starben. Der Bewusstseinsverlust ging mit heftigen Schmerzen einher, die Fogga wunderten. Diese Kriechwesen verfügten über starke geistige Kräfte. Ihre mentalen Substanzen lösten sich nur zögerlich von den Körpern. Sie rangen mit aller Kraft um ihre Lebensenergie, gaben sich nicht auf. Es dauerte, bis sie starben, bis getrennt war, was zusammengehörte.
    Panik breitete sich auf Axmene aus. Schuldige für das Massensterben wurden gesucht und in den Angehörigen einer Minderheit mit hellerer Hautfarbe gefunden. Straßenkämpfe flammten auf; wer konnte, flüchtete aus den Städten aufs Land, nachdem Gerüchte in Umlauf kamen, dass der plötzliche Tod dort kaum vorkomme.
    Es wurde dunkel und wieder hell, und immer noch starben die Axmener.
    Straßen füllten sich mit Leichen. Bodenfahrzeuge, die Flundern ähnelten, verstopften die Wege, von Sterbenden gelenkt.
    Ein Kraftwerk explodierte, andernorts brachen Flächenbrände aus, mehrere hundert Axmener bekämpften sich mit Stichwaffen, von rational nicht erklärbarer Panik befallen.
    Fogga sah zu und lernte. Er fand das Verhalten dieser Geschöpfe auf gewisse Weise amüsant. Sie waren höchst belastbar, naiv, abergläubisch, in ihren Herzen voller Vorurteile gegenüber Andersartigem. Diese krude Mischung ergab Bilder, Auftritte und Dramen, wie sie in den besten Aufführungen nicht vorkamen. Sie offenbarten neue Seiten im überaus weiten Land der Psyche intelligenten Lebens.
    »Es dauert lange«, meldete sich Tion Youlder zu Wort, das erste Mal seit Aktivierung der Kollektoren.
    »Die Hochrechnungen besagen, dass die vollständige Entvölkerung Axmenes sechs bis sieben Tage in Anspruch nehmen wird.«
    »Das ist nicht akzeptabel! Ich wollte eine Lösung, die sich rasch anwenden lässt. Wie soll das auf anderen Welten ablaufen? Wie sollen Oraccameo am Verlassen ihrer Heimat gehindert werden, während die Kollektoren arbeiten?«
    »Es wird funktionieren, Oberster Herr. Denk daran, wie die Truppen vorgehen, wenn die Gefahr besteht, dass eine Welt von Kuippri-Sporen befallen ist. Es wird keinerlei Rücksicht genommen, Flüchtlinge werden verfolgt und hingerichtet. Außerdem bin ich zuversichtlich, die Aufnahmekapazität der Kollektoren sukzessive erhöhen zu können. Dies wird sich auch auf die Übertragungsgeschwindigkeit auswirken.«
    »Das bedeutet: Es muss weitere Experimente geben?« Tion Youlder klang ärgerlich, aber auch panisch.
    »Es geht bloß um Marginalien und Feinjustierungen, Oberster Herr. Bislang läuft alles nach Wunsch, der Versuch kann als gelungen bezeichnet werden.«
    Ein Nachrichtenfeld leuchtete auf. Es signalisierte Dringlichkeit; einer der leitenden Ingenieure wollte Fogga so rasch wie möglich sprechen.
    Hatte er sich derartige Einmischungen denn nicht verboten, während das Experiment lief? Seine Leute waren angewiesen, sich bloß im äußersten Notfall zu rühren. Er konnte keine Pannen brauchen, nicht jetzt!
    Er wimmelte den Obersten Herrn so rasch wie möglich ab und schaltete das Bild des Ingenieurs zu. Der Marestobare saß in seiner Schale, die nur leicht leuchtenden Pilzfäden nahe an den Körper gezogen. Er gab ein klägliches Bild ab.
    »Was gibt es?«, fragte Fogga. Er fühlte eine Disharmonie, die keinesfalls zur sonst so gelungenen Aufführung passte.
    »Wie es scheint, ergeben sich Schwierigkeiten«, sagte das Pilzwesen leise. »Ein Teil der

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