Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Geburt des Geisteswesens zu erleben. Dir wird der Ruhm zufallen, die Oraccameo auf eine neue Stufe der Evolution gehoben zu haben, aber du wirst keinesfalls Teil dieses gemeinsamen Bewusstseins sein.«
    Tion Youlder lachte. Es klang wie das Flüstern eines Sturmwindes. »Du ahnungsloser Narr!«
    Er zog die Kapuze vom Kopf, zeigte sein warzenübersätes Gesicht, griff mit seiner Rechten in eine bereitstehende Tube voll undefinierbarer Paste – und fuhr sich mit der glitschigen Masse über die verunstaltete Haut.
    Sie verschwand, etwas völlig anderes kam zum Vorschein. Haut, die frisch wie der Frühlingswind wirkte.
    Der Körper des Obersten straffte sich, er bewegte sich mit einem Mal voll Elan, das Röcheln in der Lunge war nicht mehr zu hören.
    »Oraccameo wie du sehen stets, was sie sehen wollen,« sagte Tion Youlder, nun mit einer deutlich kräftigeren Stimme. Weitere Hautstreifen lösten sich aus dem Gesicht, die Augen wurden klar, die spröde wirkenden Lippen glänzten wie eingeölt.
    »Ich habe noch gut und gern vierzig Jahre vor mir, Kriegsminister, und ich werde meine Zeit nutzen, um all das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe. Denn auch ein kollektives Geisteswesen, wie wir es erschaffen möchten, benötigt einen Vordenker. Jemanden, der in der Gemeinschaft Signale setzt und Richtungen vorgibt. Und es wird in Zukunft die dringlichste Aufgabe der Wissenschaftler sein, mir diese Rolle zukommen zu lassen. Nicht wahr, Wörgut, guter Freund? Du wirst dafür Sorge tragen! Du wirst alles tun, um mir zu gefallen.«
    Fogga betrachtete den Obersten mit Entsetzen. Das erste Mal in seinem Leben hatte er keinen Plan. Ihr Gegenüber wirkte als Herr der Lage. Er hatte sie in seinem Gewahrsam, er konnte sie jederzeit hinrichten lassen.
    Was tun? Wo war die Musik in seinem Kopf, wo das Gespür für Harmonie und Aufbau seiner Lebensgeschichte? Was hatte er falsch gemacht? Wie hatte er diesen so gebrechlich wirkenden Oraccameo derart unterschätzen können?
    Wörgut Gooswart sah ihn an, als suchte er um Rat.
    Fogga bedeutete ihm, Ruhe zu bewahren. »Mein Halter und ich sind mit deinen Vorschlägen einverstanden«, sagte er dann leise.
    »Es sind keine Vorschläge, Maran Dana Fogga. Ich stelle euch vor Tatsachen.« Der Oberste verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Alles wird so kommen, wie ich es mir wünsche, und damit es keinerlei Missverständnisse gibt, bleibt ihr unter Bewachung meiner Falciden. Nun lasst uns diese Farce beenden und zurück nach Hause reisen. Ihr habt gesehen und gehört, worum es bei diesem Projekt der Unsterblichkeit wirklich geht. Ich bin mir sicher, ihr freut euch mit mir, dass alles so reibungslos funktioniert. Nicht wahr?«
     
    *
     
    Die Sicherheitstonne setzte sich mit den üblichen hohen Beschleunigungswerten in Bewegung, hin zum Treffpunkt, an jenen Ort, an dem das Kommandoschiff des Obersten, Teile seiner Wachflotte und auch die ZACKENGUT warteten. Sobald sie die Tonne verließen, würden sich Falciden an ihre Fersen heften.
    Fogga dachte fieberhaft nach. Wie konnten sie dieser Geiselhaft entkommen? Man sagte den Tieren nach, dass sie eine Witterung, die sie einmal aufgenommen hatten, niemals wieder vergaßen.
    Der Rückflug war kürzer als erhofft, Fogga konnte keinen vernünftigen Gedanken fassen. Was war bloß los mit ihm?
    Es ist die Niederlage. Die Demütigung, einem Oraccameo zu unterliegen, der mehr Weitblick als du besitzt und sich als Meisterplaner erweist.
    Die Sicherheitstonne fiel in den Normalraum zurück – und wurde von einem heftigen Schlag erschüttert. Alles rings um Fogga drehte sich, sein Magen hob sich. Er verlor sein Gewicht, schwebte mit einem Mal frei, so wie alles andere im Raum.
    Da war Lärm. Der Geruch nach Verbranntem und Verschmortem. Jemand schrie. Der Energieschirm zwischen dem Obersten und ihnen flackerte mehrmals, blieb aber dann stabil, im Gegensatz zu vielen anderen Dingen im Inneren der Tonne.
    »Angriff!«, quäkte eine Stimme. »Ein Verband der Kuippri attackiert uns! Kein Kontakt zur Schutzflotte möglich, Normal- und Hyperfunk sind gestört.«
    Die Kuippri?
    Aber wie ...?
    Maran Dana Fogga hatte geglaubt, dass dieser Gegner endgültig besiegt worden war!
    Er sauste hoch zur Decke, die mit einem Mal als Schwerpunktbezug diente, wohl aufgrund einer Fehlschaltung der Künstlichen Schiffsintelligenz. Er landete unsanft auf den Schultern, konnte nur mit knapper Not einer Verletzung des Schaumhaars entgehen. Er kam auf die Beine, sah sich um,

Weitere Kostenlose Bücher