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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Vergessen? Nein – ausgelöscht, nie existiert.«
    Ich mag diese neue, angeblich tiefgründige Musik nicht. Für mich ist sie nur ein Ausdruck von Hoffnungslosigkeit.
    Irp singt schriller.
    Er zittert.
    Ich lege ihm eine Hand in den Nacken, zwischen die Ansätze der Lederschwingen. Deutlich spüre ich seinen rasenden Puls.
    »Ruhig!«, rede ich ihm zu. »Bleib ganz ruhig, mein Kind! Auf Triton sind wir weit weg von allem, hier sind wir in Sicherheit.«
     
    *
     
    Wie lange schon?
    Ausgiebig rieb Kommandant Varro das Kinn. Das Kratzen der Bartstoppeln an den Fingern erschien ihm übermäßig laut, es war ohnehin das einzige Geräusch in der Zentrale der BAMAKO. Man hätte eine Nadel fallen hören können.
    Callis Varro wartete auf die Einsatzorder für den Schweren Kreuzer. Das halbe Solsystem schien mittlerweile in Aufruhr zu sein, immer mehr Schiffe erschienen im Bereich der inneren Planeten oder näherten sich der schwarzen Sonne.
    Die BAMAKO driftete lediglich durch den Raum. Neptun versank langsam hinter dem Schiff in der Schwärze.
    Sie haben uns vergessen.
    Ein Hauch von Bitterkeit stieg in Varro auf. Nach all den großen und kleinen Zwischenfällen, mit denen er sich seit Jahren herumgeschlagen hatte, war diese Feststellung nur ein weiteres Glied in der Kette der Unmöglichkeiten. Während sich immer mehr Einheiten tief im System sammelten, wartete er seit gut und gern einer halben Stunde auf Anweisungen.
    Ein Blick auf die Zeitanzeige belehrte ihn eines Besseren. Keine zehn Minuten waren vergangen, seit Henrike Ybarri höchste Alarmbereitschaft angeordnet hatte.
    Wieder erschienen neue Symbole in der Ortung. Sehr nahe an Terra hatten soeben LFT-BOXEN den Linearraum verlassen. Die gewaltigen Würfelraumer gehörten zur Mobilen Kampfflotte, den Hinweis blendete die Positronik fast augenblicklich ein.
     



 
    Die Formation der BOXEN fächerte auf, als deutliches Signal an die Fremden im System: Hände weg von Terra! Auch Hände weg von unseren anderen Welten!
    Kaum merklich schüttelte Varro den Kopf. Kein Spenta und kein Sayporaner würde sich von einer bloßen Drohung abhalten lassen. Die Erste Terranerin musste das ebenso gut wissen wie der Resident und alle übrigen Verantwortlichen. Aber vermutlich zielte die Demonstration eigener Präsenz gar nicht so sehr nach außen, sondern sollte eher der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.
    Wie brüchig diese Sicherheit sein konnte, hatten die von gegnerischen Nanomaschinen ausgelösten schweren Beben auf Terra gezeigt.
    Falls es zur Raumschlacht kam ... Callis Varro brachte den Gedanken nicht zu Ende.
    »Maxx ...?«
    Hovan reagierte mit einer vagen Geste. »Der Peak im Funkverkehr ist merklich abgeflaut. Ich vermute, dass die einzelnen Pulks mittlerweile über Richtfunk angesprochen werden. Die anfänglichen Rundumsendungen sollten wohl aufzeigen, dass wir auf Veränderungen sofort reagieren.«
    »Also mehr Schein als Sein?«
    »So würde ich das nicht bestätigen, Callis. Knapp ein Viertel unserer Schiffe dürfte eine neue Position bezogen haben.«
    »Die anderen?«
    »Warten wie wir.«
    »Nicht mehr lange!«, rief jemand.
    »Da tut sich endlich einiges«, fügte eine Frauenstimme hinzu.
    Die Fimbul-Kruste hatte sich verändert: eigentlich in einem riesigen Gebiet, dessen Ausdehnung den sonnennahen Merkur um eine Mehrfaches übertraf. Dennoch war das nur ein kleiner Fleck, gemessen an der gewaltigen Größe der Sonne.
    Augenklar sendete das beste Bildmaterial. Varro hatte die schiffseigene optische Erfassung zugunsten der Trividübertragung zurücknehmen lassen. Nahezu der gesamte Frontbereich der Panoramagalerie wurde von Schwärze ausgefüllt, die sich zwischenzeitlich in ein wirbelndes Farbenmeer verwandelt hatte, ein Areal, das keineswegs scharf abgegrenzt, sondern wie ein unregelmäßig verlaufender Fleck wirkte. Als habe ein Künstler seinen Farbpinsel in schwarzes Wasser getaucht.
    Leises Lachen erklang. »Vielleicht erledigt sich das Problem in Kürze von selbst. Diese Schlieren könnten auf eine Schwächung der Kruste hindeuten. Sobald der Fleck aufbricht, wissen wir es. Dann wird es hoffentlich schnell gehen.«
    »Du meinst, wir werden bald einen neuen Sonnenaufgang erleben? Erst über der Venus, dann auf Terra ...«
    »Haltet euch mit solchen Vermutungen zurück!«, rief Meliassa Detom dazwischen. »Bislang gibt es nicht den geringsten Beweis dafür.«
    »Der Fleck an sich ist Beweis genug«, widersprach Alaska Huise. »Was ich mit

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