PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock
eigenen Augen sehe ...«
»... das lässt du dir nicht nehmen?«, vollendete Detom.
»Genau so ist es.« Der Kadett bedachte die Frau an der Ortungsstation mit einem fordernden Blick, als erwartete er Zustimmung.
»Dann sollten wir ein breites Strahlungsspektrum anmessen können«, widersprach Meliassa Detom. »Weißt du, was die Ortung auffängt?«
Der Kadett reckte das Kinn. Ein breites Grinsen erschien auf seinem vollen Gesicht.
»Nichts«, fügte die Ortungschefin hinzu. »Nicht einmal ein Hauch der fünfdimensionalen Charakteristika dringt bislang nach außen. Was immer dieser Farbenwirbel sein mag, eine schadhafte Stelle schließe ich vorerst aus.«
»Die Erscheinung wächst ohnehin nicht weiter«, bemerkte der Kommandant.
»Bislang keine Informationen darüber im Flottenverteiler«, warf Maxx Hovan ein.
»Das muss nichts heißen«, sagte Huise. »Wir spekulieren über den Vorgang – andere wissen womöglich längst, was Sache ist.«
»Andere?«, fasste Hovan nach. »Jemand wie Reginald Bull?«
»Von ihm und diesem Toufec und Delorian Rhodan und ...«
»Halt die Luft an«, sagte der Funker. »Es ist nicht einmal sicher, dass Bull sich überhaupt im Sonnensystem aufhält. Andere Besatzungen scheinen ebenfalls nicht informiert zu sein. Jedenfalls habe ich einige Funksprüche aufgefangen, in denen über Bullys Verbleib spekuliert wird. Die Rede ist von dem erbeuteten Transitparkett ...«
»Die Rückeroberung des TLD-Towers wurde von den Medien nachträglich breitgetreten, das ist nichts Neues.«
»Hat ein Sender berichtet, was mit dem Parkett geschehen soll?«
»Wir nutzen es, um den Sayporanern eine freundliche Aufwartung zu machen«, spekulierte Detom.
»Eben«, sagte Hovan.
»Da tut sich etwas!«, schrie Huise unvermittelt auf und starrte zur Panoramagalerie.
*
Callis Varro hatte die Veränderung schon einen Augenblick vorher bemerkt.
Erst war da nur ein dunkler Schatten inmitten der Farbwirbel. Er schien sich unter der transparenten Fläche zu verdichten.
Möglicherweise würde die Aufzeichnung genau erkennen lassen, was geschah. Für das menschliche Auge lief der Vorgang jedenfalls zu schnell ab.
Der Schatten war winzig, verglichen mit der Ausdehnung des veränderten Bereichs in der Fimbul-Kruste. Mit unglaublicher Wucht schien er die transparente Hüllschicht zu rammen, sie aufzuwölben, bis sie einriss.
Es war unmöglich, diesem Vorgang zu folgen. Varro fand auch keine Zeit, darüber nachzudenken. In der einen Sekunde wurde der Schatten deutlicher, in der nächsten stachen bereits etliche längliche, schlanke Gebilde durch die Kruste.
Nagelraumer der Spenta!
Vierzehn Raumschiffe, das erfasste der Kommandant mit einem Blick, war sich in dem Moment aber noch nicht völlig sicher. Einen Sekundenbruchteil später blendete die Positronik exakt diese Zahl ein.
Maßangaben folgten. Jedes der Schiffe hatte eine Rumpflänge von 2600 Metern. Hinzu kam die Höhe des Nagelkopfs im Heckbereich mit 150 Metern. Der Bug, das war in der Wiedergabe gut zu erkennen, faserte über 200 Meter hinweg in ein feines Geflecht von Streben, Stangen und Tentakeln auf: das Energieorgan.
Varro hatte diesen Bereich schon bei seiner ersten Begegnung mit den Spenta bewundert. Dort umfloss zudem ein goldfarbenes Leuchten den Bug jedes »Sonnennagels«. Das war keine bloße Fortsetzung der seitlich aus dem Schiffsrumpf hervortretenden Aderngeflechte, sondern etwas Eigenständiges, das sich zum grellen Flirren verdichtet hatte, nun aber innerhalb weniger Sekunden erlosch.
Der Kommandant der BAMAKO vermutete, dass jeder Schiffsbug einen energetischen Puffer aufgebaut hatte, mit dessen Hilfe das schadlose Durchdringen der Fimbul-Kruste überhaupt erst möglich geworden war.
»Wir werden auf Hyperfrequenz ...!« Hovan verstummte im Satz, weil ein Signalton höchste Dringlichkeit vermittelte. Die eingehende Nachricht wurde sofort auf den Interkom umgelegt, ein Vorgang, der aufgrund der aufgeprägten Kodierung manuell nicht gestoppt werden konnte.
Überall im Schiff war die markante Stimme zu hören.
»Aufruf an alle Einheiten der Solaren Flotte: kein Waffeneinsatz! Jegliche missverständliche Aktion hat zu unterbleiben, solange kein aggressiv-militärischer Akt von der Gegenseite ausgeführt wird! – Ich wiederhole: Aufruf an alle Einheiten der Solaren Flotte: kein Waffeneinsatz ...«
Callis Varro achtete nicht länger auf die Anordnung, die für die BAMAKO ohnehin irrelevant war. Es stand kaum zu erwarten,
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