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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und die Stirn in Falten gelegt, schaute er zu Hovan hinüber.
    Der Funker reagierte mit einer abwägenden Geste. »Funkverkehr ist nicht untersagt und dürfte von den Spenta kaum missverständlich aufgefasst werden. In der Sonderflotte herrscht übrigens beste Stimmung. Wir dürften bald alles hinter uns haben.« Hovan seufzte und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich hoffe, meine Freunde werden recht behalten.«
    »Zweifelst du daran?«, fragte Detom.
    »Hör auf damit!« Varro stützte beide Hände auf die Armlehnen des Pilotensessels. Kurz verharrte er so, dann stemmte er sich mit einem Ruck in die Höhe. Er wollte etwas sagen, doch nur ein leises Stöhnen kam über seine Lippen.
    Täuschte er sich, oder zeichnete sich in der Bildübertragung endlich mehr ab? Ein kaum wahrnehmbarer Nebelhauch wogte hinter den Nagelraumern. Ein hauchzarter Schleier, der sich über mittlerweile mehrere Lichtsekunden erstreckte.
    »Zurück bis in die Sonne«, murmelte Varro. Er glaubte, die Worte über die Lippen zu bringen, aber sicher war er sich dessen nicht. Vielleicht entstanden sie auch nur in seinen Gedanken.
    Er rieb sich die Nase. Ein eigenartiger Geruch reizte ihn zum Niesen.
    Es roch nach Tod.
    Nach Verwesung, stellte er entsetzt fest.
    Ein Schrei gellte durch die Zentrale. Kein Schmerzensschrei, sondern der Ausdruck tiefer seelischer Qual.
    Jemand schluchzte.
    Varros Blick suchte die Sonnennägel. Im ersten Erschrecken hatte er die entsetzliche Befürchtung, die Spenta könnten mit ihrer Fracht das Sonnensystem verlassen haben. Aber sie waren noch da, lediglich ein eigentümliches Wabern umfloss die Schiffshecks.
    Der feine Nebelhauch, der sich zwischen der Sonne und den Nagelraumern erstreckt hatte, war verschwunden.
    Gellend schrie Varro auf. Die Arme vor dem Leib verschränkt, krümmte er sich vornüber. Er schaffte es nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Leer und ausgebrannt fühlte er sich, ohne Hoffnung, dies könne jemals anders werden.
    Am liebsten hätte er sich, wo er gerade stand, zu Boden sinken lassen. Sich auf die Seite rollen, die Beine an den Leib ziehen und wimmernd in Embryonalhaltung verharren, erschien ihm als das einzig Erstrebenswerte. Er wollte nichts mehr hören und nichts sehen von dieser kalten, gefühllosen Welt.
    Jemand war plötzlich neben ihm und verkrallte sich an seinem Arm. Varro stieß den Mann von sich, der weinerlich, mit unverständlicher Stimme auf ihn einredete. Nicht im Geringsten interessierte ihn, was der andere von ihm wollte.
    Er weinte ebenfalls. Mit dem Handrücken wischte er sich Tränen aus dem Gesicht. Aber davon wurde sein Schmerz nicht erträglicher, diese unsägliche Trauer, die ihn würgte, ihn zwang, schneller zu atmen, bis er das Gefühl hatte, dass sich alles um ihn herum in einem rasenden Wirbel drehte.
    Würgend stieg es in ihm auf, aber er erbrach nicht. Er taumelte weiter, bis er Gefahr lief, in ein Nichts zu stürzen, eine endlose Tiefe, die sich vor ihm auftat. Schweißgebadet, am ganzen Körper zitternd und mühsam um sein Gleichgewicht kämpfend, erkannte er endlich, was geschehen war.
    Die Spenta hatten den Psi-Korpus ARCHETIMS vollends aus der Sonne herausgelöst und schickten sich offenbar an, das Solsystem zu verlassen.

3.
     
    Paitäcc fühlte, wie das ganze Sonnensystem mit milliardenfacher Stimme aufschrie – alle dort lebenden Intelligenzen in höchster Not und in unendlichem Schmerz vereint.
    Wunderbar, dachte er und lehnte sich zurück. Eine Wonne wie selten.
    Die Emotionen brandeten gewaltigen Wogen gleich über ihn hinweg. Tragische Geschichten enthüllten sich vor seinen Augen, ebenso Geschehnisse, die der Schönheit eigener Vergänglichkeit huldigten.
    In seiner Nähe hörte der Inspektor Chourvläsd aufschluchzen. Der Explikator, Paitäccs Verbindung zu den Sonnenhäuslern, musste wegen der delikaten Veranlagung seines Geistes von dem Ausbruch ungleich stärker betroffen sein als jeder andere.
    Stradcoyo benötigte ungewöhnlich viel Zeit, bis er sich auf die intensivste aller Gefühlsregungen eingestellt hatte. Bis er sich wie Paitäcc von den Emotionen distanzieren konnte, um den Luftsack seiner Phenube aufzublasen und dem Instrument erneut die dunkelsten Töne zu entlocken.
    Paitäccs Lippen bebten vor Erregung. Die emotionale Flutwelle vermischte sich mit dem Phenubenklang zu einem Werk, das schöner und eindringlicher klang als die meisterlich vorgetragenen Konzerte des Phenubenorchesters von Gadomenäa.
    Der

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