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PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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dem Reich der Harmonie gewalttätig verlief und als Trauma im kollektiven Gedächtnis der Peaner haften blieb.
    Mit ihrem bewährten Mittel der suggestiven Massenbeeinflussung glätteten die Baumwesen alle Wogen, und TANEDRAR kehrte immer wieder nach Pean zu seinem Anker zurück.
    Noch wussten die vier nicht, dass auch QIN SHI vor langer Zeit hier gewesen war und die Peaner dieses Wesen verjagt hatten.
    Die Anwesenheit TANEDRARS lenkte die Aufmerksamkeit vieler Raumfahrer auf das kleine Sonnensystem. Es hieß, dass auf dem geheimnisumwobenen Planeten Wunderheiler lebten. Der Schiffsverkehr im Pean-System nahm dramatisch zu. Von da an mussten die Peaner möglichst viele Sensationshungrige suggestiv behandeln und zur Umkehr bewegen. Nur den wirklich Bedürftigen erlaubten sie eine Landung und verhinderten dadurch, dass sich die Nachricht von ihrem Hyperkristallvorkommen herumsprach.
    Die Peaner waren mit dem Status quo keineswegs unzufrieden. Wenn TANEDRAR kam, erbat sich die Superintelligenz längst nicht nur einen Rat. Die Fragen und Bitten wurden zudem komplizierter und betrafen alle vier Galaxien.
    Fragen nach anderen Galaxien tauchten ebenfalls auf. Ein einziges Mal tauchte der Name Chalkada auf, aber die Peaner umgingen eine Antwort so geschickt, dass TANEDRAR es nicht merkte oder es sich nicht anmerken ließ.
    Mit der Zeit entwuchs das Reich der Harmonie seinen Kinderschuhen. Auf Pean erkannten die Baumwesen irgendwann, dass es in den vier Galaxien keine Entwicklung mehr gab, keine Evolution. Das Reich erstarrte in sich selbst, und TANEDRAR schien sich längst von seiner Führungsrolle verabschiedet zu haben und bildete einen Mythos. Nur bei Ankunft und Aufbruch spürten die Bewohner des Reiches die Gegenwart der Superintelligenz und waren glücklich.
     
    *
     
    »Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Der Letzte, den wir heilten, warst du.«
    Das Baumwesen streckte einen seiner Äste aus, als wolle er Saedelaere über den Schopf fahren. »Du fielst uns auf: ein Fremder, der eine Maske wie alle Lebewesen im Reich der Harmonie trug, aber eindeutig kein Harmonischer war, der aber kein Arg in sich trug. Jemand, dem die Beauftragten unseres Patenkindes übel mitgespielt hatten. Wir zögerten nicht, dieses Unrecht wiedergutzumachen. So oft haben wir Erinnerungen gelöscht, um damit Gutes zu bewirken. Diesmal holten wir Erinnerungen zurück. Und wir erkennen, dass es richtig war. Du bist ein bemerkenswerter unsterblich Sterblicher, Alaska Saedelaere.«
    Saedelaere seufzte, weil so viele unterdrückte Gefühle sich plötzlich Bahn brachen. Ohne dass er es wollte, sprudelte aus dem sonst so wortkargen Mann heraus: »Ja. Das sagt man mir manchmal nach. Obwohl ich es selbst nicht nachvollziehen kann. Ich fühle mich wie ein Getriebener, der nirgends dazugehört. Meine Maske isoliert mich von meinem Volk, aber auch in Escalian, wo alle Masken tragen, bin ich nicht zu Hause.«
    »Wir verstehen das«, sagte das Baumwesen. Seine Worte klangen so eindringlich, dass Saedelaere schlucken musste.
    Der Peaner verstand ihn.
    »Du bist gewissermaßen ein Spiegelbild von uns: Wir sind verwurzelt auf dieser Welt, ohne sie sind wir nichts, und ohne sie können wir nicht leben, wir sind eine große, eng zusammengehörende Gemeinschaft. Wir greifen nur ein, wenn jemand zu uns kommt.
    Du aber bist nicht gebunden, du schweifst frei durch das Universum, heimatlos, unruhig, allein. Dein Weg führt dich an Orte, an denen du gebraucht wirst, wo du beobachten oder eingreifen musst. Und an dieser Stelle sind wir uns wiederum ähnlich: Wir beide handeln, weil wir Harmonie herbeiführen wollen.
    Du solltest nicht verzagen, dich dunklen Gedanken hinzugeben oder an dir und deinem Weg zu zweifeln. Nicht, wenn du unsere Wertmaßstäbe, die deinen so erstaunlich ähneln, vertraust. Vertraue dir selbst. Du hast einen Auftrag, den du dir selbst gesetzt hast. Deine Maske ist nur ein Vehikel dazu, das dir hilft.«
    Saedelaere hob eine Hand und legte sie auf die Borke des Peaners. »Danke!«
    Mehr brachte er nicht heraus.

7.
     
    Das Baumwesen und der Terraner standen einander gegenüber und schwiegen endlose Momente. Was in dem Peaner vorging, vermochte sich Saedelaere nicht vorzustellen, aber er selbst war aufgewühlt. Die Blinden Flecke, die es für ihn in der Geschichte Escalians und TANEDRARS noch gab, enthüllten und füllten sich und rundeten das Gesamtbild ab. Es war faszinierend, diese Zusammenhänge zu erkennen.
    Schließlich fasste er Mut und

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