PR 2689 – Kristall-Labyrinth
drei Augenschlitze.
Der Multimutant watschelte näher. »Entschuldige, ich ...«
»Verschwinde!«, herrschte der Rombina ihn an. »Wo kommst du überhaupt her? Und wieso beim Licht sämtlicher Quasare trägst du keine Maske?«
»Ich ...«
Offenbar interessierte den Fremden die Antwort auf seine Frage nicht. »Geh schon! Der Shador ist gefährlich!«
»Das stimmt nicht«, rief der andere. Gucky vermutete, dass es sich bei dem Mann, aus dessen Maske vom unteren Rand vier künstliche Stoßzähne zur Seite ragten, um einen Lirbal handelte. Die Parallele in der Gestaltung zu dem ausgebrochenen Tier lag auf der Hand. »Er ist nicht gefährlich, sondern ...«
»... lammfromm, ja?« Der Rombina lachte humorlos. »Deshalb bricht er auch aus heiterem Himmel durch die Mauer seines Käfigs, nehme ich an.«
Gucky war unterdessen froh, dass die beiden ihn nicht mehr beachteten. Er verspürte nicht die geringste Lust, auf die Frage nach der Maske zu antworten; vorhin hatte er eine Ausrede vorbringen wollen. Zumal es weit wichtigere ungelöste Rätsel gab. Allen voran wollte er wissen, wie er aus dem Kristall-Labyrinth in diesen Zoo gekommen war. Litt er unter Gedächtnisverlust?
Der Lirbal hob die Arme. »Ich verstehe es ja selbst nicht. Hör mir zu, Muralin, du weißt so gut wie ich, dass ich den Shador bereits seit seiner Geburt kenne. Er war noch nie aggressiv. Kein einziges Mal! Er ist vielleicht die sanftmütigste Kreatur auf diesem ganzen Planeten.«
»Ja, ja ... und morgen gibt es beim Herzog für jeden drei Masken umsonst.«
»Lass doch die Sprüche! Ich finde das überhaupt nicht witzig!«
»Wer versteht schon so ein Tier?«, fragte Muralin. »Einmal ist immer das erste Mal, dass sie durchdrehen und ....«
»Nicht bei einem Shador. Seine Gattung kennt keine Aggressivität!«
»Offenbar täuschst du dich, Oreaam – oder bilde ich mir das alles ein?« Er lachte, aber es klang nicht, als würde er sich dabei amüsieren. »Also, was ist?« Der Rombina hob den Handstrahler. »Bringst du dieses Biest zur Ruhe, oder soll ich es erschießen?«
»Nein! Ich ... ich versuche es.« Zögerlich ging der Lirbal auf den Koloss zu. Dieser gab ein Grunzen und Schnauben von sich, das in Guckys Ohren durchaus aggressiv klang – mochte es nun für einen Shador im Allgemeinen und dieses Exemplar im Besonderen untypisch sein oder nicht.
»Ist Oreaam der Pfleger dieses Tieres?«, fragte Gucky.
Muralin drehte sich ruckartig um. Für einen Augenblick wies die Mündung des Strahlers auf den Mausbiber, ehe sie wieder auf den Giganten zielte. »Du bist immer noch nicht verschwunden?«
»Klar«, sagte Gucky auf die ihm eigene lässige Art. »Ich bin tropfnass, wie du vielleicht siehst, es ist hundekalt, und bei dir steht man wenigstens in einem Fleckchen Sonne.« Er deutete hinter sich – dort lag der Schatten der vom Shador zerstörten Mauer.
»Hundekalt«, wiederholte der Rombina. Er klang fassungslos. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Und was soll das sein, ein ... Hund?«
Gucky machte eine universal verständliche, wegwerfende Geste. »Ist Oreaam der Pfleger?«
»Ja – aber was geht das dich an? Und jetzt verschwinde endlich, der Shador ist gefährlich!«
»Das glaubt dein Kollege nicht. Außerdem gibt es noch viel mehr Neugierige!« Etliche Zoobesucher standen in Sichtweite; allerdings in respektvoller Entfernung. Die meisten waren Humanoide, nur ein Kandran hockte dazwischen. Seine breite Krötengestalt wirkte fett und aufgedunsen.
»Aber niemand von ihnen ist so dumm und traut sich bis hierher«, betonte Guckys Gegenüber. »Glaubst du etwa, die Mauer ist von allein eingestürzt? Und jetzt hör mir zu, ich rate dir dringend, dass du ...«
Weiter kam er nicht. Der Shador griff an!
Es ging so schnell, dass Oreaam offenbar völlig überrascht für eine Sekunde erstarrte. Der elefantenartige Koloss stampfte los, senkte den spitz zulaufenden Kopf und hämmerte ihn seinem Pfleger gegen den Brustkorb. Oreaam verlor den Boden unter den Füßen und flog hilflos mit den Armen rudernd durch die Luft. Die Maske fiel ihm vom Gesicht. Er selbst schlug allerdings nicht auf.
Stattdessen rammte der Shador die Stoßzähne vor!
Gucky fing einen panischen Gedanken des Lirbal auf. Neben ihm schoss Muralin. Eine grelle Entladung sirrte auf den Koloss zu und schmetterte ihm gegen ein Vorderbein. Das Tier brüllte gequält und wütend auf, während es Oreaam im Flug mit den mächtigen Stoßzähnen auffing und zur Seite
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