Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2689 – Kristall-Labyrinth

PR 2689 – Kristall-Labyrinth

Titel: PR 2689 – Kristall-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
strampelte hilflos und viel zu schwach, um richtig zu schwimmen. Die Glieder waren wie taub. Sein Fell und die Kleidung zogen ihn schwer in die Tiefe. Endlich berührten seine Füße den Grund. Er fühlte sich hart und fest an.
    Die Kälte stach wie mit tausend Nadeln in seinen Leib. Springen!, dachte er. Ich muss ... noch mal ... teleportieren! Doch seine Gedanken blieben wegen des Schocks ebenso träge wie seine körperliche Reaktionsfähigkeit. Vom Entschluss zur Tat schien es ein unendlich weiter Schritt zu sein. Es war, als wolle er die Hand bewegen, aber der Befehl erlosch irgendwo auf dem Weg vom Gehirn zu den Muskeln.
    Seine Augen hielt er offen. Er starrte durch das Wasser. Es schimmerte seltsam grün. Nein, rot. Es wechselte die Farbe.
    Etwas schwamm mit raschem Flossenschlag auf Gucky zu. Aus dem Kopf des armlangen Fisches ragten vier Tentakel; sie standen in die Höhe wie zu dick geratene Fühler. Dazwischen irrlichterte und blitzte es und färbte das Wasser rundum. Mal rot, mal blau, dann grün. Ein ebenso bizarres wie wunderschönes Spektakel, das Guckys verbliebene Sinne einlullte.
    Das Tier schaute ihn aus glänzenden Glupschaugen an, öffnete das Maul, und daraus schoben sich langsam weitere Tentakel wie winzige Greifarme. Plötzlich kochte das Wasser. Ein Lichtblitz zuckte erstaunlich grell, und Tausende kleiner Blasen quollen in die Höhe. Eine elektrische Ladung traf den Mausbiber, und er trieb rückwärts.
    Mehr Fische schossen auf ihn zu. Als sie ebenfalls die Mäuler aufrissen, kamen blitzende Reihen von nadelspitzen Zähnen zum Vorschein.
    Gefahr ... Einer lähmt die Beute, die anderen fressen sie auf ... Endlich klärte sich Guckys Kopf. Er konzentrierte sich – und sprang.
    Tropfnass stand er nun neben dem See, der sich als ein künstlich angelegtes Bassin von mehreren Dutzend Quadratmetern entpuppte. Ein winziges Schiffswrack lag am Rand. Es bestand aus verwittertem Holz; Algen und Moos bedeckten große Teile. Es war so klein, dass höchstens Siganesen damit übers Meer gefahren sein konnten.
    Ein Keckern, Schreien und Brüllen erfüllte die Luft. Etwas trompetete. Gucky dachte an einen irdischen Elefanten, der durch seinen Rüssel ...
    Der Lärm von Schüssen riss ihn aus den Überlegungen, während immer mehr Eindrücke auf ihn herabstürzten und er im leichten Wind erbärmlich fror, tropfnass, wie er war.
    Als der Mausbiber endlich begriff, wo er sich befand, sagte er sich, dass er sich seinen nächsten Besuch im Zoo auch anders vorgestellt hatte.
     
    *
     
    Gucky hörte ein Kreischen, das ihm in den Ohren wehtat. Es ließ ihn sogar für einen Augenblick vergessen, wie entsetzlich er fror. Das eiskalte Wasser tropfte ihm aus dem Fell. Er stand mitten in einer sich ausbreitenden Pfütze.
    Die explodierte Mauer lag etwa zwanzig Meter entfernt; Gucky sah sie von der Anhöhe aus, auf der der See lag. Sie bildete den vorderen Teil einer weit übermannshohen Gehegebegrenzung. Darin glänzte der Boden gelblich wie Wüstensand.
    Endlich begriff der Mausbiber, dass dort ein großes Tier ausgebrochen war. Es erinnerte Gucky an einen irdischen Elefanten, allerdings mit winzigen Ohren, dunkelbrauner Haut und vier riesigen Stoßzähnen.
    In vollem Lauf musste der Koloss die Mauer durchbrochen und dabei den Mausbiber aus reinem Zufall fast erwischt haben. Wenn das stimmte, drohte Gucky keine Gefahr mehr. Dieser Gedanke gefiel ihm. Er hatte mit Schlimmerem gerechnet.
    Nun stand das Tier inmitten einer kreisförmigen Wiesenfläche vor seinem eigentlichen Gehege. Asphaltierte Wege bildeten ein graues Sternmuster in dem satten Grün. Der Gigant hatte einige Büsche niedergetrampelt und offenbar den Käfig einer Schar hühnerartiger Wesen zerfetzt. Sie flatterten und hüpften gackernd in alle Richtungen – eines von ihnen im wahrsten Sinne des Wortes kopflos. Vor dem zerquetschten Käfiggitter lag ein blutiges Etwas. Das verstümmelte Huhn brach endlich zusammen und blieb reglos liegen.
    In einigem Abstand zu der ausgebrochenen Bestie – diese Bezeichnung drängte sich geradezu auf – standen zwei Humanoide dicht beieinander. Einer trug einen weiten braunen Mantel und zielte mit einem kurzen Handstrahler auf das Tier.
    Neugierig geworden, teleportierte der Mausbiber erneut. Er materialisierte in wenigen Schritten Entfernung neben dem Bewaffneten, einem Rombina, wenn er sich nicht täuschte. Jedenfalls gab es in der graublauen Maske, von deren Seiten sich Vogelschwingen steil in die Höhe streckten,

Weitere Kostenlose Bücher