PR 2689 – Kristall-Labyrinth
Jede Verhandlung ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
Netbura reagierte überraschend impulsiv. »Unsinn! QIN SHI wird sich logischen Argumenten nicht entziehen können. Außerdem gehört er gewissermaßen zum Reich der Harmonie. Ist er nicht ein Geschwisterkind, das vor langer Zeit von uns ... von dir ... getrennt worden ist? Vereinigt er sich nun wieder mit uns, wird sich alles zum Guten wenden.«
»Wie kannst du mich deinen Retter nennen und mich mit TANEDRAR vergleichen, wenn du gleichzeitig nicht auf mich hörst? Was du planst, König, ist Narretei!«
»Wir werden es sehen«, antwortete Noser Netbura.
*
Zweitausend Schiffe des Reiches der Harmonie standen dreitausend Einheiten QIN SHIS gegenüber. Pean brannte, während sich über dem Planeten der endgültige Untergang formierte.
»Die Schlacht wird bald beginnen«, sagte Gucky, der sich in den letzten Stunden einen Überblick verschafft hatte. Netbura stellte ihm bereitwillig alle Informationen zur Verfügung. Der König erwies sich in sämtlichen Bereichen als kooperativ und verständig, abgesehen davon, dass er an seinem Willen zu Verhandlungen mit QIN SHI festhielt.
Immer wieder versuchte er, Funkverbindungen zu den gegnerischen Schiffen aufzubauen. Pausenlos sendete er Propagandabotschaften, in denen er in den höchsten Tönen den Willen des Reiches der Harmonie zum Frieden anpries. »QIN SHI und die Seinen dürfen heimkehren«, schwirrte es von Millionen Relaisstationen durch die gesamte Galaxis.
Netbura hielt eine flammende Rede an die feindlichen Truppen, die er über sämtliche Kanäle abstrahlte. Darin forderte er jeden Einzelnen auf, sich von dem grausamen Herrscher abzuwenden. »Auch QIN SHI kann eine Heimat finden, wenn er dazu bereit ist. Aber ihr, seine Soldaten, seid nur für eure eigenen Taten verantwortlich!«
Gucky stellte sich vor, wie diese Worte den Xylthen an Bord ihrer Zapfenraumer zu Ohren kämen. Sie würden dort alles andere als auf fruchtbaren Boden fallen. QIN SHIS Truppen waren der Superintelligenz nicht durch die Anomalie in ferne Gefilde gefolgt, um Verhandlungen zu führen und Frieden zu finden, sondern um zu kämpfen und zu töten, weil nur das dem Willen ihres Herrn entsprach.
»Schließt euch mir an!«, forderte der König die fremden Truppen auf. »Ihr findet unter meiner Herrschaft ein neues Leben im Reich der Harmonie, das besser sein wird als alles, was ihr kennt. Ich bin ein gerechter und friedliebender König.«
Netbura kappte die Funkverbindung, die seine Worte hinaus ins All trug. »Und ich bin alt«, fügte er leise hinzu; so leise, dass nur Gucky es hörte.
Auf einem strategischen Holo beobachtete der Multimutant, wie die feindlichen Schiffe jeden Sendersatelliten und jede Relaisstation zerstörten, deren sie habhaft werden konnten. »Sie wollen es nicht hören.«
»Nicht viele«, gab Netbura zu. »Aber vielleicht einige. Dann können andere dem Beispiel dieser Auserwählten folgen.«
Gucky widersprach nicht mehr. Er hatte den König ein Dutzend Mal und öfter auf seinen Irrtum hingewiesen. Es fruchtete nicht, also sparte er sich die Worte. Die bittere Erkenntnis musste Netbura offenbar selbst gewinnen, wenn sich bewies, dass kein einziges Schiff zu ihm überlief.
Ein Funkspruch ging ein.
»Dies ist die SHATORA unter dem Kommando des Xylthen Linu Farr. Ein Großteil der Besatzung hat sich mir angeschlossen und gemeutert. Wir haben den alten Kommandanten exekutiert. Wir sind bereit, deinem Angebot zu folgen und QIN SHI zu entsagen. Die überlebende Besatzung besteht aus dreißig Angehörigen meines Volkes und siebzehn Badakk-Technikern. Wir erbitten weitere Anweisungen. Ich wiederhole: Dies ist die SHATORA unter dem Kommando des Xylthen Linu Farr. Ein Großteil ...«
Etwas Ungeheuerliches geschah: Der König nahm seine Maske ab und lächelte.
*
Bald sammelte sich nicht nur die SHATORA an einem vom König bestimmten Platz in wenigen Lichtjahren Entfernung von Pean, sondern auch sieben weitere xylthische Zapfenraumer.
Noser Netbura begegnete den Überläufern mit Vertrauen, aber nicht voller Naivität – natürlich ließ er sie nicht in die Mitte seiner eigenen Reihen. Dazu hatte Gucky nicht einmal mahnen müssen.
Trotzdem blieb der Mausbiber weitaus misstrauischer. »Erinnerst du dich denn nicht daran, wie QIN SHI sich überhaupt erst in Escalian etablieren konnte? Nur durch geschickte Planung und Verrat hat er in deinem Reich der Harmonie Fuß fassen können!«
»Dort
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