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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Spenta-Schiffe befinden. Ich möchte umgehend anstreben, Kontakt zu ihm herzustellen. Wie die Erfahrung lehrt, kann dies eine Weile dauern.«
    Nachdem Reginald Bull dem Wunsch des sayporanischen Konsuls entsprochen und ihm einen Arbeitsraum zugewiesen hatte, verschaffte er sich einen Überblick über die für den späten Abend noch anberaumten Termine. Nichts davon war so dringlich, dass es sich nicht hätte um einige Stunden verschieben lassen – auf den kommenden Tag, nach zwölf Uhr mittags.
    Zwar gab Bully sich nach außen cool, aber vor sich selbst verhehlte er seine Nervosität nicht.
    Stand das Ende des Fimbul-Winters wirklich unmittelbar bevor? Würde es den Spenta gelingen, den Prozess der Sonnenlöschung umzukehren, oder war er selbst für die ungeheuerlichen technischen Möglichkeiten des Kollektivvolks bereits zu weit fortgeschritten?
    »Es könnte eine lange Nacht werden«, sagte Bully zu Henrike Ybarri. »Besser, du ruhst dich ein wenig aus, solange Zeit dazu ist. Vielleicht findest du ja ein paar Stunden Schlaf.«
    »Ich werd's versuchen. Und du?«
    Er tippte sich ans Schlüsselbein, wo er den Zellaktivatorchip sanft pochen spürte. »Ich komme zurecht.«
    Vielleicht würde er Shanda Sarmotte anrufen und sie bitten, ihm Gesellschaft zu leisten ...
     
    *
     
    Wenige Minuten vor Mitternacht meldete Chourtaird Erfolg.
    Der Explikator hielt sich tatsächlich an Bord eines der vier Nagelraumer auf. Die Kommunikation mit ihm gestaltete sich schwierig wie immer; aber wenigstens kam sie in Gang.
    Chourwayrs war einer der wenigen Sayporaner, deren ganz auf die Spenta konzentrierte, telepathische Fähigkeit es erlaubte, sich mit dem Mosaikbewusstsein der »Sonnenhäusler« zu verständigen. Niemand sonst konnte einigermaßen vermitteln, was sie eigentlich mit dem Zentralgestirn der Menschheit anstellten, geschweige denn wie.
    Allerdings hatte ihre Fremdartigkeit auf ihn abgefärbt. Der uralte Explikator lebte in einer mentalen Zwischenwelt, einem geistigen Limbus zwischen den Denkweisen der Spenta und seines eigenen Volkes. Gegen das, was er manchmal von sich gab, hatte sich das Orakel von Delphi in leicht fasslichem Klartext ausgedrückt.
    »Laut Chourwayrs schreitet die Abwicklung plangemäß voran«, teilte Konsul Chourtaird mit. »Einstweilen scheinen die Spenta auf keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu stoßen. In etwa dreieinhalb Stunden sollten erste Veränderungen normaloptisch zu erkennen sein.«
    Längst hatte Bully in Absprache mit Professor Brszescek zusätzliche Ortungs- und Vermessungsschiffe zur Sonne entsandt. »Möchtest du hinfliegen?«, fragte er Shanda Sarmotte. »Um auf deine Weise zu probieren, etwas herauszufinden?«
    »Offen gesagt: nein. Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.«
    Er konnte ihr nachfühlen, dass sie den Mentalkontakt mit der Mosaikintelligenz der Spenta scheute. Ihre bisherigen Versuche in diese Richtung waren ebenso anstrengend wie frustrierend gewesen.
    »Aber ich bleibe gern in Bereitschaft. Für alle Fälle.« Die schmalgesichtige Informationsextraktorin schenkte ihm ein Lächeln. »Hier bei dir, meine ich.«
    »Du weißt, wie man einen alten Mann glücklich macht.«
     
    *
     
    Um 3.36 Uhr Terranischer Standardzeit kamen Bilder herein, die zur Zuversicht Anlass gaben.
    Seit dem 30. September 1469 NGZ war Sol grässlich verunstaltet, aufgebläht zu einem riesigen, schwarzen, 35 Millionen Kilometer durchmessenden Ball. Ein obszönes Gebilde, keine Sonne mehr im herkömmlichen Sinne, sondern gedämpft, überzogen von der ultragravitationellen Ephemeren Folie, die auch Fimbul-Kruste genannt wurde.
    Nun zeigte sich eine erste leichte Kontraktion. Es waren nur wenige tausend Kilometer, um die der Durchmesser schrumpfte; fast nichts angesichts der gewaltigen Proportionen.
    Sonst ließ sich absolut nichts anmessen oder gar mit bloßem Auge erkennen. Man musste den Symbolgrafiken und eingeblendeten Auswertungsdaten vertrauen.
    Und doch ...
    Bullys Herz schlug schneller. Unwillkürlich tastete er nach Shandas Hand und drückte sie. »Ich kann es immer noch kaum glauben«, raunte er mit belegter Stimme. »Aber allmählich wage ich mit dem Gedanken zu spielen, dass sie es tatsächlich schaffen könnten.«
    Er unterdrückte den Impuls, die junge Frau zu umarmen. Seine Mentalstabilisierung verhinderte hoffentlich, dass Shanda die Gefühlsaufwallung bemerkte.
    »Der Explikator schickt ein Datenpaket«, sagte Chourtaird. »Es stammt von den Spenta. Ich muss es noch besser

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