PR 2693 – Meuterei auf der BASIS
vor diesen Leuten etwas geheim zu halten, war ihr klar. Sie hatte zwar eine gewisse Grundimmunisierung und Mentaltraining bekommen, aber eben nur gegen die bekannten Mittel und Methoden. Doch über das Volk der Schleierfrau beispielsweise war nicht genug bekannt und damit auch nicht über das Serum, das sie Heatha nun verabreichte und das sie einerseits betäubte, sie andererseits aber zum Reden brachte. Wie von ferne, als befände sie sich außerhalb ihres Körpers, hörte sie, wie sie munter über alles plauderte, was Uneingeweihte überhaupt nichts anging.
Innerlich brannte sie vor Scham.
*
Als Heatha das nächste Mal zu sich kam, befand sie sich in ihrer Unterkunft, und Mariini war auch da.
»Du also genauso«, stellte sie bitter enttäuscht fest und richtete sich auf. Ihr wurde schwindlig, und sie sank schwach zurück.
»Halt dich noch eine Weile ruhig«, riet die junge Frau. »Das Zeug verursacht einen ordentlichen Kater. Da du ohnehin eine Weile hierbleiben wirst, kannst du dich also entspannen.« Sie legte der TLD-Agentin ein kaltes Tuch auf die Stirn.
»Warum?«, fragte Heatha. Sie war nicht gefesselt. Die junge Frau stellte kein Hindernis dar, mit einem einzigen Handgriff hätte sie sie außer Gefecht gesetzt. Nur, sie konnte keinen Handgriff ansetzen, kaum einen Finger willentlich krümmen. Das konnte nicht nur an den Nachwehen des Serums liegen, man hielt sie noch weiterhin quasi betäubt.
»Ich will nach Hause«, antwortete die Stardust-Terranerin.
»So einfach ist das? Und du glaubst, das ist der richtige Weg?«
»Es ist wenigstens eine Chance.«
»Perry Rhodan hat versprochen, uns nach Hause zu bringen.«
»Glaubst du etwa immer noch daran?« Mariini lächelte müde. »Wir bedeuten ihm doch überhaupt nichts. Er interessiert sich nur für seine kosmischen Feldzüge, bei denen er Galaxien, wenn nicht das ganze Universum retten muss.«
»Und hast du ihn deswegen etwa nie bewundert?«, warf Heatha ihr vor.
»Sicher.« Sie nickte. »Ich war auch mitgerissen von seiner Ansprache im Rosegarden Dome, und ich bewundere Mondra Diamond. Aber aus der Ferne von zu Hause aus. Nun aber bin ich in der Ferne, und das ist eine völlig falsche Perspektive. Ich will nicht unmittelbar dabei zusehen müssen, wie der große Perry Rhodan gegen übermächtige Superintelligenzen kämpft. Ich will zu meinem eigenen, selbstbestimmten Leben zurück, und vor allem will ich nicht mehr auf Almosen angewiesen sein.«
Irgendwie konnte Heatha das verstehen. Aber sie durfte es nicht zulassen, dass eine Meuterei ausbrach; die Gefahr einer Eskalation, die zu Blutvergießen führte, war viel zu groß. Hatte sich doch schon im Kleinen, an ihr, gezeigt, wie schnell die Aufrührer zur Gewalt bereit waren. Und das würde sie Mariini klarmachen, damit sie sie gehen ließ. Sobald sie in der Lage war, aufzustehen. Momentan fühlte sie sich eher wie ein viel zu nasser Schwamm.
»Ach, ehe ich es vergesse«, sagte ihre Bewacherin strahlend, »ich glaube, wir haben heute den Umsatz unseres Lebens gemacht. Wir sind fast ausverkauft. Du kannst also die Zeit hier nutzen, um Nachschub zu beschaffen. Sobald du dich wieder bewegen kannst, meine ich.«
»Wenn ich meine Kräfte wiederhabe, verpasse ich dir die Tracht Prügel deines Lebens, das verspreche ich dir«, murmelte Heatha und stöhnte auf. Sie wollte sich gern die Schläfen massieren, aber sie war zu schwach. Die hatten sie vollständig außer Gefecht gesetzt.
»Und bis dahin bleibe ich hier und passe auf dich auf«, versprach die Jüngere, die Heathas Äußerung offenbar nicht als Drohung auffasste. »Schließlich bin ich deine Freundin.«
Wahrscheinlich stimmte das sogar.
»Jetzt aber musst du dich erholen«, fuhr Mariini fort und knallte ihr eine Injektion in den Arm.
7.
X-1: Die Versammlung
Der große Konferenzsaal der CHIS-2 war bedeutend kleiner als der New Rosegarden Dome, dennoch hätten in ihm drei- oder viermal so viele Leute Platz gefunden. Alle rund siebenhundertfünfzig Passagiere sowie Teile der Besatzung hatten sich eingefunden, dazu das zivile Betreuungs- und Versorgungspersonal.
Als der in der letzten Versammlung aufgestellte und von allen gewählte Rat auftrat, herrschte die übliche Unruhe, Fußscharren, Unterhaltung, Unaufmerksamkeit.
Die dreizehn Personen setzten sich zusammen aus acht Angehörigen der Flüchtlinge, aus vier weiteren Passagieren und einem Angehörigen des Personals. So waren alle Interessengruppen und dazu noch mehrere Völker
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